Es gibt also doch noch so etwas wie Luisenburg-Festspiele in diesem Jahr: Zwar läuft alles anders als gewohnt ab, aber immerhin kommt Leben auf die Bühne. An der LuisenburgXtra-Reihe haben die Verantwortlichen trotz der Verschiebung aller anderen geplanten Veranstaltungen ins Jahr 2021 festgehalten, am Donnerstagabend steht die musikalische Lesung „Nova Taxi“ mit Alfred Schedl und Heinz Grobmeier auf dem Programm.
Abstands- und Hygieneregeln machen es nötig, dass die Reihe vom Innenhof des Fichtelgebirgsmuseums auf die Luisenburg verlegt wird: Die Bühne ist im Block B des Zuschauerraums aufgebaut, die Besucher nehmen ihre Plätze im oberen Drittel unter dem Zeltdach ein. Plätze – das sind in diesem Fall die Stufen ohne Stühle, dafür mit mitgebrachten Kissen und Decken. Alles recht ungewöhnlich, aber dennoch mit einem gewissen Charme gerade in einer recht kulturfreien Zeit.
Schauspieler Alfred Schedl, auf der Luisenburg legendär geworden als Titelheld im „Brandner Kaspar“, und Musiker Heinz Grobmeier servieren 90 Minuten lang ein außergewöhnliches Programm – mit viel Humor, Poesie und Emotionen, tiefsinnig, anrührend und gelegentlich auch morbide. Und natürlich mit einem multiinstrumentalen Touch, der zum Staunen anregt. Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kafka, John Aubrey, Peter Handke und besonders Ödön von Horváth sowie Ernst Jandl – das sind einige Autoren und Dichter, deren Texte sich Schedl für den Abend herausgesucht hat. Und so sinniert er über Pflanzen, die im Licht leiden, über angezogene und nichtangezogene Frauen, über das Herz aus Ziegelstein sowie über den Trugschluss, dass es mit Wein besser werde. Mit Gestik, Mimik und seiner Stimme gelingt es Schedl, den Texten die besondere Würze einzuhauchen. Wer beispielsweise den Ernst-Jandl-Fünfzeiler „ich quill“ bisher noch nicht kannte, dürfte ihn nach dieser Rezitation wohl nicht mehr vergessen. Gleiches gilt für das „Beisl“, wo Schedl das „Blunznessen“ beinahe haptisch erfahrbar macht.
Bei Heinz Grobmeier sind es die vielfältigen Klangräume, die begeistern: So entlockt er auf dem „Schlappophon“ den unterschiedlich langen Kunststoffrohren mit Badeschlappen eine erstaunliche Ton-Diversität. Mindestens ein Dutzend weitere Instrumente kommen an diesem Abend zum Einsatz – von der Klarinette über weitere Klangkörper der Marke Eigenbau bis hin zu Glasinstrumenten und Quietschentchen. Die Klänge schmiegen sich an die Texte an, zum Teil verstärken sie sie auch noch. Das ist alles sehr stimmig und durchdacht, Worte und Musik bilden eine symbiotische Einheit. So überrascht es auch nicht, dass es für Schedl und Grobmeier langen und intensiven Schlussapplaus gibt.
















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.