Viehberg bei Ammerthal
26.08.2019 - 17:28 Uhr

Charmant verzaubert: "Klassik in Viehberg"

Hochinspiriert und perfekt aufeinander abgestimmt: Bei "Klassik in Viehberg" gab es am Sonntag außergewöhnlich feine Kammermusik zu hören. Die drei jungen Musiker glänzten aber auch mit kreativer Frische und Charme.

Bei "Klassik in Viehberg" spielen Anna Godelmann, Johannes und Christopher Pickelmann Werke von Mozart bis Piazolla. Bild: Petra Hartl
Bei "Klassik in Viehberg" spielen Anna Godelmann, Johannes und Christopher Pickelmann Werke von Mozart bis Piazolla.

"Die Dorfgemeinschaft präsentiert: Klassik in Viehberg". So stand es am Sonntag auf dem eleganten Flyer weiß auf dunklen Untergrund gedruckt. Schon der macht was her. Noch begeisterter ist der Musikfreund beim Lesen der Namen, alles ausgebildete Künstler: Anna Godelmann, Violine, Johannes Pickelmann, Klavier und Christoph Pickelmann, Violoncello.

Nein, man sitzt nicht in der Oper, auch wenn es bei Mozarts Klaviertrio C-Dur KV 548 so klingt. Auch nicht im Konzertsaal, wie es der Blick ins Programm vermuten lässt. Der Bogen spannt sich von Wiener Klassik bis zu argentinischem Tango, von Mozart zu Piazolla und von Haydn zu Kreisler. Der Aufführungsort ist die Nieblerhalle, die zum Dorffest in Viehberg von vielen Helfern zu einer "tollen Konzertlocation" mit überraschend guter Akustik umfunktioniert wurde, wie es Christoph Pickelmann in seiner Moderation ausdrückt.

In lockerem Plauderton

Zwischen Blumenarrangements in Milchkanne, Birkengrün und Biergarnituren findet klassische Musik statt. "Diese besondere Atmosphäre ist auch für uns ein Novum", so der Sprecher. Bei ganz schön hohen Temperaturen lauscht das Publikum geradezu andächtig. Nicht jeder ist mit den strengen Applausregeln klassischer Musik vertraut, aber der Auftritt der charmanten, jungen drei Künstler verleitet eben zu lauter Beifallsbekundung auch zwischen den einzelnen Sätzen. Drei sind es beim Eröffnungsstück: Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviertrio C-Dur, KV 548. Hier konkurrieren die Instrumente beinahe im lockeren Plauderton mit frischem Schwung. Man meint fast, menschliche Stimmen unterhalten sich. Geige, Cello und Klavier haben viel zu erzählen. Launiges und Primadonnenhaftes, Wehmütiges und Kapriziöses - alles ist drin in diesem Allegro. Das Publikum ist schnell verzaubert. Auch das temperamentvolle "Zigeunertrio" von Joseph Haydn wurde mit kreativer Frische plus einer Prise Frechheit von den selbstbewussten Musikern serviert.

Einfühlsames Tastenspiel

Die Musiker beherrschen ihr Werkzeug. Die Violine setzt Anna Godelmann im sommerlichen, moosgrünen langen Kleid, die blonden Haare nach hinten gebunden ins beste Licht. Fein und locker gestrichen, gezupft, gekratzt, gestreichelt - die Variationen sind je nach Komposition unterschiedlich. Zwei der schönsten, romantischen Stücke aller Zeiten, "Liebesleid" und "Liebesfreud" von Fritz Kreisler, spielt sie unglaublich gefühlvoll. Begleitet wird sie von Johannes Pickelmann am Flügel. Beeindruckend sein einfühlsames Tastenspiel. Seine Kunst stellt er auch dem Bruder Christoph zur Verfügung. Dieser glänzt am Cello mit Schumanns Fantasiestücken op. 73. Noch mehr berührt "Der Gesang des schwarzen Schwanes" (O Canto do Cisne Negro) von Heitor Villa-Lobos. Im ausgefeiltes Duo-Spiel präsentieren sich die Brüder: hochinspiriert, geschmackssicher und klanglich perfekt ausbalanciert. Als Trio wiedervereint glänzen sie zur Zugabe mit Astor Piazollas Libertango. Von schnellen euphorischen Phasen bis hin zu langsamen, fast depressiven Passagen ist alles zu finden.

Doris Schmidt, Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, verteilte Komplimente und Blumen an die Künstler. Das Publikum bedankte sich mit Riesenapplaus für diesen Kammermusikabend vom Feinsten. Neuauflage durchaus wünschenswert.

 
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