Wenn sich deutlich mehr als eine Million Bürger binnen zwei Wochen in die Rathäuser aufmachen, um ihrer Forderung nach mehr Natur- und Artenschutz in Bayern Nachdruck zu verleihen, dann zeigt das, dass der schleichende Verlust von Tier- und Pflanzenarten, mithin von Heimat, kein Thema von ein paar Öko-Spinnern ist, sondern Sorge breiter Bevölkerungsschichten.
Entsprechend groß lastet nun der Druck auf Ministerpräsident Markus Söder, ein Konzept vorzulegen, das - vereinfacht gesagt - Bienen und Bauern rettet. Gelingt das nicht, hat das Volksbegehren trotz inhaltlicher Schwächen beste Chancen, beim Volksentscheid Gesetz zu werden. Die Nagelprobe für Söder wird sein, wie weit er bereit ist, vom bisherigen Dogma der reinen Freiwilligkeit von Umweltmaßnahmen abzurücken und das dem Bauernverband klarzumachen. Denn auch der wird, genauso wie die Naturschützer, kompromissbereit sein müssen.
Egal aber, was Söders Runder Tisch bringt, das Volksbegehren hat schon jetzt sein Gutes. Es hat drängende Fragen des Naturschutzes zurück in die öffentliche Debatte gebracht und die Erkenntnis erbracht, dass eine Unterschrift im Rathaus allein keine Art vor dem Aussterben rettet. Artenschutz fängt beim bewussten Einkauf an, der den Verbrauchern durch ehrliche Gütezeichen leichter gemacht werden muss. Und Gartenbesitzer müssen wissen, dass ein von Thujenhecke und Pflastersteinen umrahmter Golfrasen kein Lebensraum für Insekten und Singvögel ist. Die Arbeit fängt jetzt erst an!
Die Landwirte wehren sich vehement gegen das Volksbegehren, aber ist künftig eine Landwirtschaft bei einem weiteren Artensterben in dieser Größenordnung noch möglich? Die Wissenschaft hegt da so ihre Zweifel. Die Situation unserer Bauern ist nicht berauschend, aber welchen Anteil hat die eigene Verbandsführung (BBV) an dieser Situation? War die Freigabe der Milchmengen ein Erfolg, oder werden die kleinen bayerischen Familienbetriebe nun zerrieben? Wurde vom BBV zu stark Rücksicht genommen auf die Agrarfabriken im Osten, die teilweise die 40-fache Fläche bewirtschaften, als die bayerischen Familienbetriebe?
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