Mit „Strings on Fire. Jazz oder Nie!“ kehrt erstmals Jazz ins Haus ein - und was für einer. Der Kammermusikkreis wird geschätzt dafür, sich nur mit dem Besten vom Besten einzulassen. Diesmal ist es kein „gewöhnlicher“ Jazz: Diese Extravaganz mit sechs Musikern der Extraklasse vom Mozarteumorchester Salzburg muss man erlebt haben. Begnadete Musiker haben sich hier zusammengefunden, um Jazz und Klassik unter einen Hut zu bringen. Ihr selbst auferlegter Auftrag: Die Lieblingsmusikrichtungen endlich zu vereinen. Johannes Röttges Freude gilt auch dem Besucheransturm: Kein Platz in der Klosteraula bleibt unbesetzt, Stühle werden herangeschleppt.
Was die Zuhörer jetzt erleben, ist „ein spannungsgeladener Bogen zwischen Jazz und Klassik in Symbiose mit Rock und Popmusik“. So steht’s in der Vita des Ensembles. Völlig anderes ist das Hör- und Seherlebnis. Das Repertoire aus Arrangements von Jazz-Standards, Latin-Jazz-Nummern und Blues hat „Klassik“ in sich.
Diese Musik bereichert den Jazz- wie Klassikerhimmel um eine nie dagewesene neue Stilrichtung und sollte patentiert werden. Multitalent Michael Kaupp - an der Violine ebenso daheim wie am Klavier, Saxofon oder Stimme, führt charmant durchs Programm. Sein Wechselspiel an den Instrumenten mitten im Stück zeugt von höchster Konzentration und Beherrschung der Materie. 2009 hat sich das Ensemble formiert, einige Metamorphosen durchlaufen, experimentiert und sich vom Streichquintett zum Multi-Instrumentalensemble gewandelt. Mit „Spain“ von Chick Corea kommt Johann Strauß ins Spiel, der erste Applaus des Spätnachmittags ist laut und lang. Mehrfacher Zwischenbeifall macht einem euphorischen Schlussablauf alle Ehre. Tempo ins Spiel kommt mit dem argentinischen Tango-Komponisten Astor Piazzola.
Unter den Musikerinnen (alle drei in goldenen Schuhen) übernimmt Daniela Beer neben der Violine den Gesang. Begleitet wird sie von Romana Rauscher (Viola), Susanne Müller (Violoncello), Martin Hinterholzer (Bass) und Michael Mitterlehner (Drums). Sie singt mit rauchiger Stimme den Filmklassiker „Black Orpheus“ von Luiz Bonfa - und alle Herzen schmelzen. Zu jedem Beitrag bekommt das Publikum ausführliche Erklärungen zu den Arrangements, was die eigenwilligen Darbietungen dieser Jazz-Klassik-Symbiose näher bringt. Weit vor der Pause sind die Menschen dem Zauber dieser Eigenart verfallen. Die Salzburger „schrecken“ vor Nichts zurück, bringen Johann Sebastian Bach mit Cole Porter in „Night and Day“ zusammen.
Zur humorvollen Auflockerung gibt’s „Salzburger Nockerln“ gleich nach der Pause und natürlich Gershwin. "Hallelujah" von Leonard Cohen, „How High the Moon“, „La Pantera Mambo“ (zum Mitsingen!) sind kleine Wunderwerke an instrumentaler und gesangstechnischer Experimentierfreudigkeit. Drei Zugaben werden gefordert, die Begeisterung reißt die Zuhörer zu Standing Ovations hin. Eine Wiederholung wäre auf jeden Fall überlegenswert.
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