Cello auf ganz besondere Art gab es am Samstagabend im Kunsthaus Waldsassen zu hören. Das Duo Deep Strings aus Berlin sorgte mit Jazz-Pop-Rap-Chansons für einen abwechslungsreichen, sehr unterhaltsamen Abend.
Die beiden studierten Musiker Anne-Christin Schwarz und Stephan Braun entlocken den Celli Töne, wie man sie nur von Gitarre, Blas- oder Percussionsinstrumenten kennt. Die Streichinstrumente sind mit Tonabnehmern versehen. Dadurch können die Musiker den Klang wie bei einer E-Gitarre verzerren, was zu außergewöhnlichen Ergebnissen führt.
Gleich im ersten Stück sorgen die beiden Künstler mit Rhythmuseffekten für Spannung; sie trommeln auf dem Korpus oder kratzen des Bogens auf den Saiten. Ein gezupftes Solo von Stephan Braun führt zum musikalischen Thema: der Klassiker "Birdland" von Joe Zawinul aus den 70er-Jahren. Das Publikum ist sofort begeistert von den außergewöhnlichen Cello-Klängen.
"O.K." von Ani Difranco, "You Don't Know Me" und "The Sun died" von Ray Charles werden mit leidenschaftlichem, sehr gefühlvollem Gesang präsentiert. Anne-Christin Schwarz zieht das Publikum vollständig in ihren Bann, die virtuosen Improvisationen von Stephan Braun komplettieren die höchst gelungenen Cover-Versionen der Songs. Schließlich wird das Publikum an den Strand von "Corcovado" (Astrud Gilberto) nach Brasilien entführt. Mit Muschel-Percussion und verträumt-romantischem Gesang kommt durchaus Fernweh auf.
Auch eigene Songs gibt das Cello-Duo zum Besten. "Tango Berlin" ist der Wahlheimat der Musiker gewidmet, "November Rain in August" hatten die beiden schon einmal in Weiden gespielt und wollten den Song unbedingt auch in Waldsassen präsentieren.
Mit technischen Finessen, Echo-Effekten, verzerrtem Sound und einer "Loop-Station", die Stephan Braun ermöglicht, gespielte Phrasen life aufzunehmen und als "Loop" (Schleife) während des Songs abzuspielen, wird ein großartiger rhythmischer und harmonischen Unterbau erzeugt.
Seine Virtuosität auf dem Cello stellt Braun immer wieder unter Beweis. Das Publikum spendet begeisterten Zwischenapplaus für die technisch brillanten Soli. Und sogar ein Schlagzeug-Solo spielt der Jazz-Musiker auf dem Cello, das sorgt für Bravo-Rufe und langanhaltenden Beifall.
Zum Schluss setzen die beiden Musiker noch eins drauf. Gitarrenspiel auf dem fünfsaitigen Cello mit großartigem Gesang in dem Song "Don't get lost". Das Publikum kann sich noch eine Zugabe erklatschen.
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