Waldsassen.Nicht ganz voll, aber gut mit Zuhörern gefüllt ist der Bibliotheksaal des Klosters Waldsassen, als Christoph Mayer mit seiner Barockvioline den Raum betritt. Vorgesehen sind nicht nur Barockstücke bekannter oder weniger geläufiger Komponisten der Barockzeit, sondern auch Informationen über manche Zustände zu der Zeit, in der die Musik entstanden ist.
Spielfreudig gestaltet
Als erstes Musikstück erklingt ein "Präludium" von Johann Schop (1590-1667), das 1610 entstanden ist und als erstes Solostück für Geige überhaupt gilt. Spielfreudig gestaltet es der Musiker. "Cybell" von Jean Baptiste Lully (1632- 1687) schließt sich mit seinen 30 Sekunden Dauer an. Von Arcangelo Corelli (1653-1713) folgt ein pompöses "Präludium", anschließend ist die "12. Fantasia a-moll für Geige allein" von Georg Philipp Telemann (1681-1767) zu hören. Christoph Mayer gibt dem Moderato ebenso wie dem Vivace und dem Presto ein überzeugendes Klangbild. Der schwedische Hofkapellmeister Johann Heinrich Roman (1694-1758) schrieb das "Assaggio g-moll" als Geigenstück, in dem viele Aspekte sich in kurzen Tonfolgen abwechseln, was der Geiger glaubhaft darstellt.
Ein kurzer Vortrag über das Postwesen der damaligen Zeit folgt. Ein kurzes "Prelude" von Tomaso Antonio Vitali (1663-1745) und ein weiteres von Nicola Francesco Haym (1678-1729), das manchmal so tut, als endet es, aber weiter geht, spielt der Geiger überzeugend. Das "Allegro G-Dur" von Georg Friedrich Händel (1685-1759) und die viersätzige "7. Fantasia Es - Dur" von Georg Philipp Telemann beenden den ersten Teil des Konzertnachmittags. Beide Komponisten kannten sich gut, schätzten sich sehr, entwickelten dennoch jeder ihre eigene Individualität. In England gab es nicht die scharfe Trennung zwischen volkstümlicher und kunstvoller Musik.
Vielseitigkeit der Liebe
Das zeigen die ersten drei Stücke nach der Pause. Sie stammen von Henry Purcell (1659-1695). Elegisch weist "If love's a sweet passion ..." auf die Vielseitigkeit der Liebe hin, vor allem, wenn noch Unklarheiten bestehen. Das "Prelude" führt die Gedanken abstrakt fort. "What shall I do to show how much I love her ..." vermittelt den Zustand zwischen Hoffen und Zweifeln in schnellen und langsameren Tonfolgen. Der sehr individuellen Spielweise des Geigers kommen diese Anforderungen sehr entgegen. Thomas Baltzar (1631-1663) verfasste das anschließende "Präludium G-Dur", ebenso ein Gemisch von musikalisch abstrahierten Gedanken.
Auf den Kontinent zurück führen das "Prelude" von Giuseppe Torelli (1658-1709) und die "9. Fantasia h- moll" aus den "12 Fantasien für Geige allein" von Telemann. Auch deren tänzerischer Siciliana, dem ruhelosen Vivace und dem beschwingten Allegro gibt Christoph Mayer den jeweils stimmigen Ausdruck. Den Abschluss des Konzerts bilden das sehr spielfreudige "Prelude" von William Corbett (1680-1748) und die "Suite A -Dur" mit ihren 11 knappen Sätzen von Johann Joseph Vilsmayr (1663-1722) in höchst unterschiedlicher Klangstruktur. Als Zugabe erklingen ein englisches und vier bairische Volkslieder in wirkungsvoller geigerischer Darstellung. Damit geht eine Veranstaltung zu Ende, die von einem Seltenheitswert geprägt ist, der sich gerne wiederholen könnte.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.