Als Heike Suchanek und Martina Grillmeier am Montag gegen 16 Uhr vom Strand zurück ins Hotel kommen, klemmt ein weißer Zettel in ihrer Zimmertür. Darauf ein Satz, sieben Wörter. "Liebe Gäste, bitte kommen Sie zur Rezeption." Das kann nichts Gutes heißen, ahnen die beiden Frauen aus Waldsassen. Sie eilen zur Rezeption. "Wir hatten Herzklopfen", sagt Heike Suchanek.
Am Montagmorgen hatten die Freundinnen von der Thomas-Cook-Pleite erfahren. "Wir waren aber zuversichtlich", sagt Suchanek. Die Oberpfälzerinnen hatten bei Öger Tours gebucht, einer Tochterfirma von Thomas Cook. "Wir dachten, uns betrifft das nicht." Einen halben Tag später ist klar: es betrifft die beiden sehr wohl. An der Rezeption angekommen, fordert ein Hotelmitarbeiter die Frauen auf, ihr Zimmer zu zahlen, erzählt Suchanek. Damit ihr Aufenthalt gewährleistet sei. Öger Tours, der Reiseveranstalter, hatte für das Hotelzimmer nicht gezahlt. Jetzt sollten die Gäste blechen, nochmal.
Überall Verzweiflung
Suchanek und ihre Freundin sind seit Sonntag in Kemer, einem Badeort an der türkischen Riviera am Mittelmeer. Für eine Woche, zum Entspannen. Eigentlich. "Das ist nicht mehr möglich", sagt Suchanek. Im Hotel herrsche Chaos. "Überall sind verzweifelte Touristen, die sich die Hotelrechnung nicht ein zweites Mal leisten können." Die Mitarbeiter an der Rezeption seien überfordert und warten auf Neuigkeiten. Es scheint, als würde sich niemand so recht auskennen. Auch der deutsche Reiseleiter vor Ort habe nur wenig Informationen. Der sei ohnehin "völlig durch den Wind", sagt die Oberpfälzerin. "Sein Arbeitsplatz steht auf dem Spiel." Momentan weiß niemand, wie es weitergeht. Das Hotel sagt, ab Freitag sind alle Flüge storniert, und damit auch Suchaneks Rückflug am Sonntag. Das Reisebüro in Marktredwitz, über das die Oberpfälzerinnen ihre Reise gebucht hatten, sagt, der Flug sei nicht gestrichen. "Wir hängen hier ziemlich in der Luft", sagt Suchanek.
Mit dem Reisebüro sind die beiden Frauen im Kontakt. Die Hotelrechnung haben sie noch nicht gezahlt. "Uns wurde davon abgeraten", erklärt Suchanek. "Jetzt herrscht jedoch Angst, dass wir rausfliegen." Die Reiseversicherung greife noch nicht, weil Öger Tours und Neckermann in Deutschland noch nicht Insolvenz angemeldet hätten. Aber selbst wenn die Versicherung greife - die Deckungssumme reiche niemals für alles. Die beiden werden sicher auf Kosten sitzenbleiben, glaubt die Waldsassenerin. "Wir hoffen nur, dass wir den Rückflug nicht selbst organisieren müssen." Das würde bedeuten, nochmal für den Flug zu bezahlen.
"Holt uns raus!"
Die deutsche Thomas-Cook-Tochter mit den Marken Thomas Cook, Neckermann, Öger Tours, Air Martin und Bucher Reisen ist nicht insolvent, führt derzeit aber Gespräche auf allen Ebenen. Kunden können allerdings weiterhin keine Reisen antreten. Das gelte auch für Mittwoch, teilte ein Sprecher der Thomas Cook GmbH der dpa mit. Die Durchführung der Reise könne nicht pauschal garantiert werden.
Davon kann Heike Suchanek ein Lied singen. Sie macht ihren Unmut in den sozialen Netzwerken breit. "Es ist eine Frechheit, die Hotelkosten vorher zu kassieren und es nicht sofort an die Hotels weiterzuleiten. Wir Touristen haben unsere Pflicht erfüllt und sind in Vorkasse gegangen! Nun sitzen wir hier in der Türkei fest, unser Hotel ist nicht bezahlt und der Rückflug steht in den Sternen! Ich hoffe, dass sich alle Hotels dieser Welt nicht mehr darauf einlassen, das Geld erst im Nachhinein zu bekommen. An uns Touristen liegt es nicht, wir sind (auch) die Geschädigten. Holt uns heim!", schreibt die Waldsassenerin auf die Facebook-Seite von Öger Tours. Eine Antwort hat sie nicht erhalten.















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