Nach der aufwendigen Restaurierung durch Edwin Beunk (Enschede) ziert das Instrument jetzt wieder die Aula der Abtei in Waldsassen: Ein Hammerflügel, den der berühmte Klavierbauer Felix Gross in Wien 1836 gebaut hat. Mit romantischer Musik hat das Instrument seinen ersten Auftritt. Das "Klaviertrio E-Dur" Hob XV: 28 von Joseph Haydn eröffnet die Vortragsreihe. Stefanie Heinrich (Violine) und Hermann Heinrich (Violoncello) spielen mit Christoph Hammer.
Schnelle Tonfolgen
Bereits in den ersten Takten fällt der runde Ton, den die Klaviatur erzeugt, positiv auf. Er wirkt umso mehr, weil die Streicher nur ein Pizzicato gegen die Melodie des Flügels setzen können. Und wenn der Flügel im "Allegro moderato" die Streicher weiterhin mit schnellen Tonfolgen begleitet, entsteht ein neues wohlklingendes Klanggefüge, da die Klaviertöne eine besondere Klangfarbe und eine etwas verkürzte Tondauer besitzen. Das daraus folgende intensive Zusammenspiel setzt sich im "Allegretto" in figurenreichen Umspielungen des Themas auf dem Flügel wie in Themadarstellungen durch alle drei ebenso fort wie im flotten Finale. Dessen ruheloses Vorwärtsdrängen gleitet ebenso vorüber wie der Mittelteil in e-moll, der durch eine verhaltene Melodie der Violine geprägt ist. Ein schöner Beginn, der die Erwartungen in neue Klänge anheizt.
Dementsprechend ist das nächste Werk für Klavier solo. Die "Quatre Polonaises mélancholiques" op 22 von Franz Xaver Mozart, dem zu Unrecht fast vergessenen Sohn von Wolfgang Amadeus, faszinieren durch die Tonfarben des Hammerflügels besonders. Christoph Hammer kann das besondere Klanggefüge mit exquisiter Anschlagskultur sehr gut herausarbeiten. Jede Polonaise hat dabei ihren eigenständigen, mal lieblichen, mal zweifelnden Charakter. Es folgen zwei der "Romanzen für Violine und Klavier" op 22 von Clara Schumann. Brigitte Gerlinghaus (Violine) spielt zusammen mit Hammer die großen Melodien, wobei die eine lieblich und getragen klingt, die andere herausfordernd und wild. Beide Interpreten geben ihr Bestes.
Die folgende "Arabeske" op 18 von Robert Schumann wirkt vor allem durch die Anforderung des Komponisten: "Leicht und zart" ist wie für die neuen Klanganforderungen geschaffen, was der Pianist sehr schön ins Gehör versetzt. Schließlich ertönen vom gleichen Komponisten die "Fantasiestücke" op 73 in der Fassung für Violoncello und Klavier. Axel von Huene entlockt seinem Instrument schöne klingende Töne, die den unterschiedlichen Charakter der jeweiligen Themenfolge zusammen mit dem neu-klingenden Hammerflügel voll erfassen.
Nach der Pause folgt das "Klaviertrio Es-Dur" op 100, D 929 von Franz Schubert, ein Werk, das fast so lang dauert, wie alle Werke davor. Brigitte Gerlinghaus, Axel von Huene und Christoph Hammer spielen in überzeugender Weise dieses bereits zu Lebzeiten des Komponisten bewunderte Werk. In großer melodischer Gestaltung beginnen die Musiker mit dem kraftvollen ersten Thema des "Allegro", das mit einem klingenden melodiereichen Gegenthema fortgesetzt wird.
Elegische Cellomelodie
Im ganzen Satz wirken die vielen Achtelnoten des Klaviers durch den Hammerflügel sehr intensiv. Das folgende "Andante con moto" beginnt mit einer wunderbar elegischen Cellomelodie, die in der musikalischen Folge auch von den anderen Instrumenten übernommen wird und den Satz in der Darstellung durch die Interpreten entscheidend prägt. Rasch zieht der dritte Satz, ein Scherzo mit Trio, mit seinen vielen Tonrepetitionen vorbei, die gekonnt abwechslungsreich vorgeführt werden.
Das ausgedehnte Finale wird als leicht tänzerisches Spiel miteinander verbundener Themen gestaltet. Wunderschöne Musik in packender Darlegung der Werke einschließlich der Zugabe, dem von allen Streichern und dem Pianisten gespielten "Mond ist aufgegangen" in einer Fassung von Klaus Heinrich, dem Vater des Cellisten, diesen Eindruck nehmen die Zuhörer mit.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.