Weiden in der Oberpfalz
18.02.2019 - 18:41 Uhr

50 Jahre Herztransplantation: Professor Schwinger war schon oft dabei

Robert Schwinger vom Klinikum Weiden war bei etlichen Herztransplantationen dabei. Die erste dieser OPs in Deutschland fand am 13. Februar 1959 in München statt. Im Interview erläutert Schwinger, warum die ersten Patienten verstorben sind.

Professor Robert Schwinger. Bild: Gabi Schönberger
Professor Robert Schwinger.

Vor 50 Jahren fand in Deutschland die erste Herztransplantation statt. Am 13. Februar 1969 nähten Ärzte das erste Spenderherz in einen Patienten in München. Der Mann überlebte nur einen Tag. Professor Robert Schwinger, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Weiden, war bei etlichen dieser Operationen dabei. Im Interview erläutert der 57-Jährige unter anderem, warum die ersten Patienten mit einem neuen Herzen nicht lange gelebt haben.

ONETZ: Bei wie vielen Herztransplantationen waren Sie dabei?

Professor Robert Schwinger: Ich war von 1987 bis 1993 in München am Klinikum Großhadern. In der Zeit sind dort zwischen 70 und 95 Herztransplantationen pro Jahr durchgeführt worden. Ich war damals bei der kardiologischen Forschung der Ludwigs-Maximilian-Universität und habe an explantierten, kranken Herzen geforscht. Ich war deshalb bei allen Herztransplantationen dabei und habe die kranken/explantierten Herzen bekommen. Zu dieser Zeit gab es niemanden, der mehr menschliche Herzen im Kühlschrank hatte als unser Forschungslabor. Ich habe noch eine Schachtel im Büro mit Fotos dieser Herzen.

ONETZ: Wie läuft so eine OP ab, was ist besonders?

Professor Robert Schwinger: Die Herausforderung für den Chirurgen ist geringer als bei der OP eines komplexen Herzfehlers, eine Herztransplantation ist weniger kompliziert. Das Blut aus der Hauptschlagader und der Vene wird an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, ein Herzstillstand herbeigeführt. Das Herz wird vom Körper getrennt und zwar so, dass der linke Vorhof im Empfänger erhalten bleibt. Das neue Herz wird auf den Vorhof draufgenäht und der rechte Vorhof mit der oberen und unteren Hohlvene sowie die Großen Gefäße (Hauptschlagader, Lungengefäß) mit denen des Empfängers verbunden. Was anspruchsvoll ist, ist die Diagnose und die Nachsorge nach Herztransplantation: Welche Bedingungen müssen für eine Herztransplantation erfüllt sein, wie kann man Abstoßungen vermeiden? Die ersten Patienten sind nämlich alle verstorben.

ONETZ: Wie lange hat es gedauert, bis die Patienten überlebt haben?

Professor Robert Schwinger: Ungefähr zehn Jahre seit der ersten Herztransplantation (3. Dezember 1967 in Kapstadt) hat es gedauert, bis man immunsuppressive Medikamente entwickelt hatte, mit denen die Patienten überlebt haben. Abstoßungen konnten so vermieden werden.

ONETZ: Warum gibt es keine Herztransplantationen am Klinikum Weiden? Sie haben doch gemeint, das ist nicht so kompliziert.

Professor Robert Schwinger: (lacht) Die OP ist nicht kompliziert. Aber wir haben am Klinikum Weiden keine Herzchirurgie. Das andere ist die Nachsorge. Dafür braucht man ein Team von Ärzten, die sich mit bestimmten Infekten und Abstoßungsreaktionen auskennen. Heute liegt die 5-Jahres-Überlebensrate nach Herztransplantation bei zirka 80 Prozent. Leider ist die Spenderbereitschaft in Deutschland so stark zurückgegangen, dass weniger Herzen transplantiert werden, obwohl der Bedarf steigt.

 
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