Weiden in der Oberpfalz
01.04.2019 - 14:56 Uhr

Mit "Amore" in die Weidener Literaturtage

Thomas Gottschalk ist zwar nicht selbst da, wird aber dreimal zitiert. Was daran liegt, dass er neuerdings auf Literaturexperte macht. Und Weiden hat sich wieder intensiv den Büchern verschrieben - die 33. Literaturtage sind eröffnet.

Rezitator Reinhold Joppich und Gitarrist sowie Sänger Mario Di Leo präsentieren zur Eröffnung der Weidener Literaturtage die schönsten italienischen Liebesgeschichten und Canzoni d’Amor. Bild: stg
Rezitator Reinhold Joppich und Gitarrist sowie Sänger Mario Di Leo präsentieren zur Eröffnung der Weidener Literaturtage die schönsten italienischen Liebesgeschichten und Canzoni d’Amor.

Es sind wieder die "Zeiten besonderer Kunst- und Kulturereignisse" angebrochen, wie es Oberbürgermeister Kurt Seggewiß im Schlör-Saal der Max-Reger-Halle formuliert. Das Auditorium ist exzellent gefüllt, es gibt einen "kulturellen Ansturm", den man sich bei manchen Veranstaltungen in Weiden öfter wünschen würde. Die Literaturtage stehen mittlerweile zum 33. Mal auf dem Programm, die 1985 ins Leben gerufene vielbeachtete Veranstaltungsreihe habe sich, so der Oberbürgermeister, zu einem "Festival der Extraklasse" entwickelt. Auch die diesjährigen Literaturtage würden Weiden zu einem "Ort der Inspiration und Interpretation" machen", stellt Seggewiß fest. Sein besonderer Dank gilt dem Organisationsteam, bestehend aus Sabine Guhl, Alexandra Stangl, Maria Rupprecht sowie Ruth Neumann.

Weiden in der Oberpfalz01.04.2019

Sibler als Schirmherr

Die Schirmherrschaft der Literaturtage hat in diesem Jahr Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler übernommen, im Programmheft lobt er die Veranstaltungsreihe als "multimediales, spartenübergreifendes Lesefest für alle Generationen". Bei der Eröffnung vertritt ihn der Landtagsabgeordnete Stephan Oetzinger aus Mantel. Dass die Auftaktveranstaltung so gut besucht sei, wertet er als Beleg dafür, dass die Literaturtage weit über die Grenzen Weidens hinaus strahlen. Eine Lanze bricht Oetzinger für die "Kultur in der Breite des Landes und im ländlichen Raum" abseits der großen Zentren. Sabine Guhl, Leiterin der Regionalbibliothek Weiden und Mitglied im Orga-Team, greift ein Zitat von Thomas Gottschalk auf: "Jeder, der ein Buch liest, wünscht sich hinterher die Begegnung und das Gespräch mit dem Autor." Genau diesen Wunsch würden die Weidener Literaturtage erfüllen. Sie stelle auch fest, dass sich die Literaturtage in dem Maße wandeln, wie es die aktuelle Situation erfordere beziehungsweise verlange - das gelte derzeit für eine Gesellschaft, in der permanent polarisiert werde, die Grautöne der Mitte zunehmend an die schwarzen und weißen Ränder verschwinden und sich immer mehr Menschen gesellschaftlich zurückgezogen, in ihren geschlossenen Blasen bewegen.

"Dann muss Literatur - wie jede andere Kunst - den Menschen die Augen für das Andere öffnen. Dieser Perspektivwechsel ist ein Pfeiler unserer Demokratie", betont Guhl. Literatur sei ein Spiegel der Gesellschaft, Literatur habe die Aufgabe, "uns den Spiegel vorzuhalten", so Guhl. Dies könne beispielsweise auch verfremdet in Form von Satire erfolgen.

Für die künstlerische Kost des Abends ist ein Duo verantwortlich: Rezitator Reinhold Joppich und Gitarrist sowie Sänger Mario Di Leo präsentieren die schönsten italienischen Liebesgeschichten und Canzoni d'Amore. Ihr Motto: "Amore, Amore" - also viel Liebe. "Und dieses Programm ist wie geschaffen für die heimliche Hauptstadt der Liebe und Erotik", schmeichelt Joppich den Zuhörern, da er damit tatsächlich - besser gesagt: augenzwinkernd - Weiden meint. "Amore" sei aber schon wesentlich mehr als nur Romantik, schickt Joppich dem Programm voraus Da werde es verrückt, absurd, vergnüglich, dramatisch und natürlich auch romantisch.

Der Zauber von Feen

In den von Joppich ausgewählten Geschichten wird die eindrucksvoll vor Augen geführt: Italo Calvino erzählt, was es mit den drei Alten, einem König und dem Zauber von Feen auf sich hat, Andrea Camilleri bringt den Zuhören das Geheimnis der "Hure von Sciacca" nahe, Alberto Moravia muss feststellen "Ach, die Frauen..." und Ermanno Cavazzoni schafft Bilder eines "Dampfrosses", die die Zuhörer wohl so schnell nicht mehr vergessen werden. Joppich gelingt es mit seiner Art des Vortragens, die Zuhörer zu fesseln und mitzunehmen ins Land von "Amore".

Die "Canzoni d'Amore" sind alte und neue italienische Lieder, die Mario Di Leo teils wiedergefunden, teils entdeckt, übersetzt oder oft selbst komponiert hat. Mit Gitarre und Gesang gibt er beeindruckende Versionen zum Besten - mal voll andächtigem Gefühl, dann mit viel Temperament. Zu seinem Repertoire gehören auch das bekannte "Bella Ciao" sowie der Paolo-Conte-Klassiker "Via con me". Viel Applaus für einen unterhaltsamen, vergnüglichen und auch romantischen Auftritt.

Das Programm:

Weitere Veranstaltungen der Weidener Literaturtage:

  • Dienstag, 2. April, 20 Uhr, Lesung Harald Grill, Vereinsheim Almrausch
  • Mittwoch, 3. April, 20 Uhr, Lesung Petros Markaris, Sparkasse Oberpfalz Nord
  • Donnerstag, 4. April, 20 Uhr, Lesung Marko Dinic, Regionalbibliothek
  • Freitag, 5. April, 20 Uhr, Poetry Slam, Tiefgarage City Center
  • Samstag, 6. April, 20 Uhr, Lesung Hans Pleschinski, Buchhandlung Rupprecht
  • Sonntag, 7. April, 20 Uhr Lesung Timur Vermes, Buchhandlung Stangl&Taubald
  • Dienstag, 16. April, 20 Uhr, Lesung Walter Sittler, Neue Welt Kinocenter

Weitere Informationen unter www.weidener-literaturtage.de

 
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