Die juristische Aufarbeitung des Betrugsskandals rund um die Weidener Wohnbaugenossenschaft WSW Wohnsachwerte geht in die nächste Phase: Die Polizei hat der Staatsanwaltschaft Weiden den Schlussbericht ihrer Ermittlungen vorgelegt. 20 995 Geschädigte konnten demnach ermittelt werden, die Schadensumme beläuft sich auf 13,5 Millionen Euro. Um diese Summe soll das Weidener Paar, das als Vorständin und als Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft fungierte, zusammen mit dem 30-jährigen Sohn der Frau aus erster Ehe die Geschädigten betrogen haben. Das geht laut Wolfgang Voit, dem zuständigem Staatsanwalt, aus dem Polizeibericht hervor, der 237 Seiten stark ist.
Es gibt zwar noch weitere Beschuldigte in der Sache, doch das Ermittlungsverfahren gegen die drei sei abgetrennt worden, um eine "Beschleunigung des Verfahrens" zu erreichen, erklärt Voit. Das Paar sitzt seit seiner Festnahme am 22. März letzten Jahres in Untersuchungshaft. Hier läuft derzeit laut Voit eine erneute Haftprüfung am Oberlandesgericht Nürnberg. Der Haftbefehl gegen den Sohn der Frau wurde im vergangenen Sommer außer Kraft gesetzt.
Voit bereitet nun die Anklage vor, die er im Juni erheben will. Einen Prozessbeginn vor August hält er für "unrealistisch", vor allem wegen des Umfangs des Verfahrens. Wie Voit erzählt, füllen die zum Fall gehörenden Akten zehn Umzugskisten. Im sogenannten Zwischenverfahren müsse erst einmal das Gericht über die Verurteilungswahrscheinlichkeit befinden. Dazu dürfen sich laut dem Staatsanwalt auch die Verteidiger der drei Beschuldigten äußern: "Und die brauchen in dem Fall vielleicht auch etwas länger", schätzt Voit den größeren Arbeitsaufwand ein.
Die Grundlage für die Anklage lieferten umfangreiche Durchsuchungen der Polizei am 22. März 2022. Dabei wurden nicht nur 60 Umzugskisten voller Unterlagen, sondern unter anderem auch ein teuren Aston Martin beschlagnahmt. Mit der Auswertung war eine eigene Ermittlungsgruppe mit acht Mitgliedern beschäftigt, die bei der Polizei in Eschenbach untergebracht war. Laut Staatsanwalt Voit fand die Gruppe heraus, dass neun der 13,5 Millionen auf andere Firmenkonten des beschuldigten Ehemannes geleitet wurden. Dagegen gab es kaum Aufwendungen für den eigentlichen Zweck der Wohnbaugenossenschaft: den Bau oder Erwerb von Immobilien. Im Internet bewarb die Genossenschaft lediglich ein Mehrfamilienhaus in Rothenstadt.
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