Mit einer Klartext-Ansage beendet jetzt der Weidener SPD-Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch den wochenlangen Eiertanz der Bundesregierung um den Mord im Berliner Tiergarten: "Der Fall ist klar: Russland war der Auftraggeber. Zahlreiche Indizien sprechen dafür, dass der Kreml darin verwickelt ist."
Mehr als vier Monate nach dem Attentat auf einen Tschetschenen mit georgischer Staatsangehörigkeit am helllichten Tag geht der SPD-Innenexperte als erster Groko-Politiker damit in die Offensive - und sorgt mit seiner schnörkellosen Analyse bundesweit für Aufsehen. "Endlich Klartext", lobt etwa die Bild-Zeitung. Gegenüber Oberpfalz-Medien legt der 44-Jährige jetzt sogar noch nach und übt deutliche Kritik am zurückhaltenden Umgang der Bundesregierung mit dem Fall: "Gerade das Kanzleramt muss jetzt eine klare Sprache sprechen. Das war anfänglich viel zu zäh." Damit dürfte er nicht zuletzt auch auf eine Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel abzielen, die lediglich von einem "Anfangsverdacht" gesprochen hatte. Der Fall sei eindeutig, hält Grötsch, von Beruf Polizist, dagegen: "Die Regierung muss sich klarer positionieren". Als Beispiel führt er Großbritanniens Reaktion nach dem Giftanschlag auf den russischen Agenten Sergej Skripal 2018 an.
Sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind, müssen entsprechende Konsequenzen folgen, betonte Grötsch weiter. Wie diese genau auszusehen haben, darauf wollte er sich nicht festlegen. Die Ausweisung zweier russischer Diplomaten sei jedenfalls "ein erster wichtiger Schritt" gewesen.
Zuvor hatten bereits FDP-Vertreter deutlichere Worte in der Causa gefordert. "Deutschland muss für politisch Verfolgte ein sicherer Hafen sein. Bei einer Verwicklung der russischen Administration darf es keine Samthandschuhe geben", betonte der Oberpfälzer Bundestagsabgeordnete Ulrich Lechte gegenüber Oberpfalz-Medien.
Anfang Dezember hatte der Generalbundesanwalt die Ermittlungen von der Polizei übernommen, nachdem Geheimdienste kurz nach der Tat auf eine Verwicklung Russlands hingewiesen hatten.
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