Auf dem Parteitag im Oktober letzten Jahres zeigte die CSU-Basis Markus Söder die Grenzen auf. Die Delegierten stimmten gegen eine verbindliche Frauenquote in Kreisverbänden. Jünger, moderner, weiblicher - dahin möchte der Parteichef die Christsozialen führen. Ein Weg, der steiniger ist, als er wohl selbst gedacht hat. In der schwäbischen 3400-Seelen-Gemeinde Wallerstein erlebt Söder sein nächstes böses Erwachen. Der Widerstand der CSU gegen einen muslimischen Bürgermeisterkandidaten war derart groß, dass dieser entnervt hinschmiss. Er bedauere diese Entwicklung, sagt der Franke staatsmännisch. In Wirklichkeit wurmt ihn dieser Vorgang massiv. Eine Vollbremsung der Partei auf dem Weg hin zu mehr Weltoffenheit, Toleranz, gelebter Integration. Söder hat seine Lektion offenbar gelernt. Seine erste Amtshandlung als Ministerpräsident, das Anbringen von Kruzifixen in Behörden samt großer Inszenierung - heute undenkbar. Der 53-Jährige ist ergrünt, feiert die Umsetzung des Artenschutzgesetzes. Den Widerstand der Landwirte hat Söder in Kauf genommen. Die CSU und die Bauern - diese einst unzertrennliche Liebe hat der MP aufs Spiel gesetzt. Söder geht seinen Weg zur Öffnung der CSU unbeirrt. Auch wenn er immer wieder betont, mit dem Thron in der Staatskanzlei seinen Traumjob gefunden zu haben - er spricht und denkt viel zu national, um nicht eines Tages ein ganz anderes Ziel anzusteuern: das Kanzleramt in Berlin.
Weiden in der Oberpfalz
10.01.2020 - 18:50 Uhr
Wo Markus Söder seiner Basis meilenweit voraus ist
Kommentar von Frank Werner
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