Nicht nur der Bandname „anstatt blumen“ ist ungewöhnlich. Auch ihre Musik ist überraschendes anders. Am kommenden Donnerstag ist das Duo, das aus Lilli Born und Martin Rott besteht, zu Gast in der Max-Reger-Halle im Rahmen der „Klein & Kunst“-Reihe. Die Kulturredaktion hat sich im Vorfeld mit der weiblichen Hälfte der Band unterhalten.
Frau Born, „anstatt blumen“ – da stellt sich natürlich die Frage: Was gibt es stattdessen?
Lilli Born: Statt Blumen gibt‘s einen bunten Strauß Melodien, ist ja klar. Aber im Ernst - Blumen haben keinerlei praktischen Wert, vermitteln aber dennoch ein Gefühl von Verbundenheit, Anteilnahme oder Reue wie kaum ein anderes Geschenk. Mit Musik ist es ebenso, egal wie pathetisch das klingt. Mit einfachen Worten: Musik ist verträumt, traurig, geil oder aggressiv, aber niemals sinnvoll oder praktisch. Zumindest wird sie für uns unbedeutend, wenn sie versucht das zu sein.
Ihre Musik wird als „symphonischer Indie Pop“ charakterisiert. Was darf sich der Zuhörer darunter vorstellen?
Lilli Born: Wir haben jetzt leider kein Orchester dabei, aber Martin macht sehr viel Filmmusik. Würde man uns alle Freiheiten geben, wäre wahrscheinlich jeder Song Teil eines orchestralen Soundtracks. Ehrlich gesagt haben wir diese Beschreibung vielleicht mal unüberlegt rausgehauen, dem liegt aber wohl der Gedanke zu Grunde, dass wir die Songs tatsächlich eher als Stücke oder „Moods“ sehen und weniger als „Lieder“.
Sie singen in deutscher Sprache, was zum genauen Hinhören einlädt. Inhaltlich Tiefsinniges kommt trotzdem mit einer musikalischen Leichtigkeit daher. Was steckt hinter dieser Philosophie?
Lilli Born: Ja, das genauere Hinhören stellt sich in unserer Kultur fast schon als Problem für die Musik an sich dar. Hauptsächlich beeinflusst von anglo-amerikanischer Musik, habe ich das Gefühl, dass nicht nur wir, sondern auch die Nativen dieser Musik sprachliche Oberflächlichkeiten oder Unperfektionen viel eher verzeihen, weil sie ihre Kultur bei weitem nicht so sehr über die Sprache definieren wie wir. Wir haben bisher immer deutsch geschrieben, weil wir in dieser Sprache denken und träumen und unsere Emotionen somit unmittelbarer ausdrücken können. Aber für uns hat der „Höhenflug“ des Sounds immer einen höheren Stellenwert als die anfangs beschriebene Sinnhaftigkeit – ja, wir versuchen uns sogar bewusst beim Musikmachen nicht all zu sehr von den Texten erden und einschränken zu lassen.
Sie sind nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein privates Paar. Immer ein Segen oder manchmal auch ein Fluch?
Lilli Born: Beides. Wir haben natürlich unsere Schwierigkeiten damit, berufliche Rückschläge - das kann auch einfach mal ein schwacher Auftritt sein - nicht aufs persönliche Gemüt schlagen zu lassen, da man ja als Mensch ohnehin schon und als Künstler noch viel ganzheitlicher funktioniert, als man es sich eingestehen würde. Andererseits haben wir wiederum beide ein Gegenüber, welches wohl genau diesen Umstand besser verstehen kann, als jemand, der es trainiert hat, seine Arbeit im Büro zu lassen.
Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/87290, www.nt-ticket.de und Abendkasse.
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