"Dies ist unsere 193. Digitalisierungsveranstaltung innerhalb von zwei Jahren" sagte Gustl F. Thum von der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner in seiner Begrüßungsansprache zum Nordoberpfälzer Wirtschaftstag am Montagabend in Weiden. Anschließend machte er unter Hinweis auf die Realität in Familienunternehmen deutlich, dass diese Veranstaltungen nach wie vor erforderlich seien. "Digitalisierung im bayerischen Mittelstand - Wachstumsquellen und Wachstumsschwellen" lautete das Gesamtthema der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung. Eingeladen hatten die Bezirke Oberpfalz und Jurakreis des Wirtschaftsbeirats Bayern.
Diskutiert wurde über Probleme und Hindernisse, die von den meisten mittelständischen Betrieben auf dem Weg zu einem digital geprägten Geschäftsmodell noch zu überwinden sind. Dass der Handlungsbedarf noch groß ist, machte Jean-Francois Pauly von Dr. Wieselhuber & Partner deutlich. Nur zehn bis zwanzig Prozent aller Mittelständler zählt der Experte zu den "Pionieren der Digitalisierung". Vierzig bis fünfzig Prozent "sind dabei etwas zu tun, haben aber noch nicht in den zweiten Gang geschaltet". Der Rest zögere noch und laufe Gefahr, die Chancen der Entwicklung zu verpassen. Oftmals sei es die ältere Generation, die das bisherige Geschäft geprägt hat und noch zögert, die neuen Geschäftsideen der Nachfolgegeneration umzusetzen.
Pauly zeigt die Vorteile der Digitalisierung für Familienunternehmen auf. "Die Nutzung digitaler Techniken ermöglicht neue Leistungen für den Kunden bis hin zu datenbasierten Erlösquellen." Außerdem wies er darauf hin, dass mit digitalen Technologien betriebliche Prozesse effizienter und effektiver gemacht werden können. Für die Zuhörer wurden dann in einem "DIGI-Baukasten" alle wichtigen Schritte für eine digitale Transformation im Betrieb aufgezeigt. Wichtig ist für Pauly dabei auch die "Veränderungsbereitschaft für neue Prozesse und Arbeitsweisen, aber auch das Verständnis für das Zögern der älteren Generation". Finanzminister Albert Füracker machte in seinem Vortrag deutlich dass "Standortpolitik auch Digitalisierungspolitik ist". Beim Thema Glasfaserausbau sagte er wörtlich "erst kam die Privatisierung und jetzt wird nach dem Staat gerufen". Der Minister empfahl auch, die Chancen der Digitalisierung wahrzunehmen, aber dabei weiterhin ein Produktionsstandort zu bleiben. Bei der Versteigerung der 5G-Mobilfunk-Lizensen hält Füracker Auflagen für die Bieter wichtiger als hohe Preise. Zu viel Wettbewerb führe zu Marktversagen, aber "wir tun, was wir können".
Vorteile der Digitalisierung in seinem Unternehmen sieht Christian Engel von BHS Corrugated in der Vernetzung der eigenen Produktion mit der des Kunden. "Kundendaten steuern Produktionsprozesse, wenn Produktionssysteme miteinander kommunizieren", stellt Engel fest. Er meinte: "Deutschland ist auch ein Land der Zauderer, ich bin heilfroh in Bayern zu sein."
Einen "Entwicklungsschub des ländlichen Raumes" sieht in der Digitalisierung der Vorstandsvorsitzende der Bayernwerk AG Reimund Gotzel. Für Sebastian Forster von den Liebensteiner Kartonagenwerk liegen die Vorteile der Digitalisierung im besseren Kundenservice. Manchmal sei es einfacher Produktionsprozesse "digital abzubilden, als Menschen an die Menschen zu bringen". CSU-Landtagskandidat Stephan Oetzinger erkennt Vorteile bei den Start-ups, denn "wer bei Null anfängt, muss keine analoge Struktur umwandeln".













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.