Aufgewachsen ist Rouven Colbatz in Tuttlingen in der Nähe des Bodensees. Das Jura-Studium verschlug den heute 40-Jährigen nach Regensburg. Dort sammelte er auch erste Berufserfahrung - bis er sich mit seiner Frau Anja Gall-Colbatz für die Selbstständigkeit entschied. Die Standortwahl fiel auf Weiden, woher auch die Eltern der Ehefrau stammen. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter.
ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt's?
Rouven Colbatz: Nach meiner Erfahrung gibt es in der Oberpfalz nicht mehr und nicht weniger Grantler und Sturköpfe als beispielsweise im Schwabenländle. Ich habe die Oberpfälzer als offen und herzlich erlebt, sei es in Weiden, Amberg oder in Regensburg. Ich glaube, es kommt maßgeblich darauf an, wie offen man selbst auf die Oberpfälzer zugeht.
ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet Ihr Fazit jetzt?
Eigentlich mit keinen. Ich bin 1998 mit 20 Jahren zum Studieren nach Regensburg, da ist man vorurteilsfrei an die Sache ran gegangen. Als ich 2008 dann nach Weiden gezogen bin, habe ich die Oberpfalz bereits 10 Jahre kennen- und schätzen gelernt, so dass es eigentlich keiner Eingewöhnung bedurfte.
ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?
Nein, überhaupt nicht. Mein Lebensmittelpunkt ist seit über 10 Jahren Weiden, davor 10 Jahre Regensburg. Hier habe ich meine Frau, meine Familie, meine Kanzlei und meine Freunde. In Weiden haben meine Frau und ich geheiratet. Daher ist es äußerst selten, dass ich in die alte Heimat zurückfahre; meist nur in Verbindung mit einem geschäftlichen Termin.
ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen wenn die zu Besuch in der Oberpfalz kommen?
Ach, da gibt es viele Sachen, über die man berichten kann und die in der Oberpfalz eine Reise wert sind. Sei es das Waldnaabtal, den Zoigl, die Weidener Altstadt, Regensburg,…
ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihnen nach Feierabend ein Bier trinken?
Naja, die Gerichtsprache ist deutsch… von dem her ja! Spaß beiseite: Im Großen und Ganzen verstehe ich „oberpfälzisch“; nur wenn mehrere Personen harten Dialekt sprechen, dann kann es durchaus vorkommen, dass ich nicht alles verstehe. Den Dialekt selber sprechen ist ein anderes Thema, das sollte ich lieber lassen…
ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzer?
Ich kann sagen, dass ich mich in Weiden und in der Oberpfalz sehr wohl fühle. Als Oberpfälzer würde ich mich jedoch – zumindest noch nicht – bezeichnen. Die Oberpfalz ist meine Heimat geworden, und das sage ich mit Stolz.
In der Kolumne „Zugroast“ stellen wir jede Woche Menschen vor, die aus Hamburg, dem Ruhrpott oder Kasachstan in die Oberpfalz gezogen sind – und hier eine neue Heimat gefunden haben.
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