Weiden in der Oberpfalz
15.11.2018 - 13:11 Uhr

Ein Rheinländer in New York

Vor 18 Jahren gastierte Jochen Rückert mit Nils Wograms Gruppe „Root 70“ als vielversprechender Newcomer beim Jazz-Zirkel-Weiden. Am 22. November kommt er mit eigenem Quartett ins Bistrot Paris.

Wanderer zwischen den Kontinenten: Der Schlagzeuger Jochen Rückert kommt mit seinem erstklassig besetzten Quartett nach Weiden. Mark Turner (Saxofon), Lage Lund (Gitarre) und Joe Martin (Bass) sind mit von der Partie. Bild: Desmond White
Wanderer zwischen den Kontinenten: Der Schlagzeuger Jochen Rückert kommt mit seinem erstklassig besetzten Quartett nach Weiden. Mark Turner (Saxofon), Lage Lund (Gitarre) und Joe Martin (Bass) sind mit von der Partie.

Jochen Rückert hat das geschafft, wovon viele aufstrebende Musiker träumen. Mitte der Neunzigerjahre zog es ihn von Köln in die Jazz-Metropole New York, wo er längst zu den angesagtesten Jazz-Trommlern zählt. Grund dafür ist mitunter sein äußerst virtuoses und dynamisches Spiel, das namhafte Musiker wie Marc Copland, Kurt Rosenwinkel und Mark Turner, sowie der deutsche Ausnahme-Posaunist Nils Wogram seit Jahren schätzen. Neben seiner Rolle als zuverlässiger Begleiter tritt Jochen auch als Komponist und Arrangeur in Erscheinung und veröffentlichte bereits einige Alben unter eigenem Namen.

Mit sechs erlernte der 1975 in Düren geborene Jochen Rückert das Schlagzeugspiel. Schülerband und Karnevalszug standen am Anfang, aber seine Idole waren bald Max Roach, Elvin Jones und Tony Williams. „Als Kind und Teenager war ich eher an Rock- und Pop-Musik interessiert. Ich habe dann irgendwann mehr und mehr Soul und Funk gehört, bis ich mit etwa 13 Jahren die LP „Kind Of Blue“ von Miles Davis in die Hände bekam, und das war so die erste Jazz-Platte, die ich gut fand. Den größten Eindruck, also jazzmäßig, hat sicherlich später Tony Williams in der Zeit bis 1968 bei mir hinterlassen.“

Jazz Mittelpunkt New York

Nach zweijährigem Jazz-Studium in Köln kam schnell die Erkenntnis: „Aus einem Jazzstudium nimmt man nicht viel mit. Köln brachte mich da nicht weiter. Daher entschloss ich mich, nach New York zu gehen.“ Mit 19 zog er nach New York und holte sich das Rüstzeug zum professionellen Musiker im Privatunterricht und bei Sessions. Zwei Jahre pendelte er zwischen USA und Deutschland hin-und her, bevor er sich in New York endgültig niederließ. Inzwischen besitzt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und ist bestens vernetzt in der New Yorker Szene. Ausgedehnte Tourneen und Projekte führen ihn aber immer wieder zurück nach Europa.

Mark Turner

Saxofonist Mark Turner ist ein langjähriger Freund. „Wir trafen uns erstmals 1996. Mark hatte damals einen Gig in einer Bar in Soho, und ich bin eingestiegen. Wir haben uns immer wieder getroffen und ich habe in seiner Band ausgeholfen, danach haben wir zwei Jahre zusammen bei Kurt Rosenwinkel gespielt.“ 1998 entstand die erste CD als Bandleader. Schon damals kristallisierte sich die Quartett-Besetzung mit Saxofon, Gitarre, Bass und Schlagzeug heraus. „Ich schreibe zwar meine Stücke am Klavier, aber irgendwie klingt es auf der Gitarre besser“, erläutert Rückert. Die Gitarristen und Bassisten wechseln immer wieder, bei der gegenwärtigen Tournee ist der ebenfalls in New York lebende Norweger Lage Lund dabei. „Lage spielt ein bisschen schwebend, etwas weiter weg vom ursprünglichen Material. Das liegt daran, dass er die Sachen schon sehr oft gespielt hat und sich weiter entfernen kann.“ Nach alter Jazz-Tradition genügen für ihn die Akkorde mit einigen gelegentlichen Melodielinien.

Melodie und Harmonie im Fokus

Die Musik klingt nicht so, wie man das von der Band eines Schlagzeugers erwarten würde, Rückert drängt sich niemals in den Vordergrund. Seine Kompositionen überraschen durch melodische Komplexität und harmonische Raffinesse. „Als ich anfing, gab es noch eine große Anzahl von Schlagzeuger-Bands, wo es harmonisch nicht so interessant war, aber rhythmisch. Ich beschäftigte mich aber mehr mit Harmonik und Melodik, gewissermaßen als Gegensteuerung. Wenn ich mit meiner Band spiele, denke ich weniger über das Schlagzeugspielen nach. Ich denke da eher an das ganze Stück oder ein ganzes Set.“

Auf der aktuellen Tournee ist der reguläre Bassist Orlando LeFleming leider verhindert, seinen Platz nimmt Joe Martin ein. Man kennt ihn aus den Gruppen von Chris Potter und Mark Turner und in der Mingus Big Band übernahm er gelegentlich den Part von Charles Mingus.

Das Konzert mit dem Jochen Rückert Quartett findet am Freitag, 23. November um 20 Uhr im „Bistrot Paris“ (Sebastianstraße 2) statt. Karten bei www.nt-ticket.de und an der Abendkasse.

Jochen Rückert Bild: Ulla C Binder
Jochen Rückert
Jochen Rückert Bild: Thomas Krueselmann
Jochen Rückert
 
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