Weiden in der Oberpfalz
01.08.2019 - 18:14 Uhr

Süd-Ost-Link: "Autobahn planerisch nicht möglich"

Zwei Tage lang versuchte Tennet in Weiden, den eigenen Vorschlagskorridor zu erläutern. Der Widerstand gegen das Projekt aber wächst weiter.

Carolyn Kürth Bild: Gerhard Götz
Carolyn Kürth
Weiden in der Oberpfalz02.08.2019

Eine politische Allianz, die die Verlegung der Erdkabel in den Grünstreifen der A93 fordert, droht mit Klagen. Tennet-Sprecherin Carolyn Kürth reagiert auf die Kritik.

ONETZ: Frau Kürth, die Gräben zwischen Tennet und einigen Mandatsträgern aus Nordbayern vertiefen sich. Der Neustädter Landrat Andreas Meier etwa wirft Ihnen eine "vorgetäuschte Bürgerbeteiligung" vor – Sie hätten nie wirklich die Absicht gehabt echte Mitwirkung oder gar Einflussnahme zuzulassen. Was sagen Sie dazu?

Carolyn Kürth: Das trifft mich auch persönlich, weil ich von Anfang an in den Kommunikationsprozess eingebunden war. Schon 2016, noch vor der Planung, gab es begleitende Foren, zu denen alle eingeladen waren und bei denen wir das grundlegende Verfahren Kommunalpolitikern, Landwirten, Grundstücksbesitzern und Anwohnern erläuterten. Es gab inzwischen 18 planungsbegleitende Foren und Anhörungen. Durch die Bürgerbeteiligung hat sich unser Vorschlagskorridor räumlich verschoben. Wir haben viele Änderungswünsche berücksichtigt. Und je feiner die Planung wird, desto mehr sind wir auf das Wissen um die Gegebenheiten vor Ort angewiesen.

ONETZ: Eine Allianz aus Kommunalpolitikern und Bundestagsabgeordneten fordert eine genaue Prüfung, ob die Bündelung mit der A93 möglich ist, also die Verlegung der Erdkabel in den Grünstreifen der Autobahn.

Carolyn Kürth: Wir haben in der Planung die Bündelung immer mitgedacht - ob Autobahn, Gasleitung oder andere Infrastruktur. Die Eingriffe in Wald und Wasserschutz wären aber an der A93 größer als beim Korridor, den wir entwickelt haben. Man stößt dort auf viele Hindernisse wie das tiefeingeschnittene Tal bei Windischeschenbach, Brücken, Autobahnkreuze, Siedlungsbereiche, Autohöfe, Wald- und Wasserschutzgebiete, wo es technisch nicht möglich oder der Aufwand mittels komplizierter Tunnelverfahren unverhältnismäßig wäre.

ONETZ: Ist es nicht plausibel, dass dort, wo die Autobahn gebaut werden konnte, auch Kabel vergraben werden können?

Carolyn Kürth: Eine Verlegung im Straßenkörper und die Versorgungsleitungen im Seitenstreifen sind laut Autobahndirektion tabu. Die Direktionen haben auch bei diesem Termin wieder betont, dass die Leichtigkeit des Verkehrs nicht beeinträchtigt werden dürfe. Eine Verlegung unter der Betondecke scheidet aus, weil Reparaturen zu einer Sperrung der Autobahn führen könnten. Außerdem halte man sich Erweiterungsflächen offen. Jenseits des Wildschutzzauns befinden wir uns aber wieder auf Privatgrund. Wir haben das geprüft und kamen zu dem Ergebnis, dass Umweltbelange hier stärker betroffen wären.

ONETZ: Der Weidener Bundestagsabgeordnete Albert Rupprecht und seine Mitstreiter in der Oberpfalz und Oberfranken stellen das völlig anders dar: Sie hätten die Möglichkeit der Verlegung in den Grünstreifen niemals ernsthaft geprüft, es gäbe Modellprojekte etwa in Belgien, die zeigten, dass dies technisch möglich sei und deshalb habe Jochen Homann, Chef der Bundesnetzagentur, eine genaue Prüfung zugesagt.

Carolyn Kürth: Die Beispiele aus Belgien sind nicht vergleichbar und betreffen nur kurze Teilstrecken. Die Bundesnetzagentur hat erst jetzt wieder bekräftigt, zu keiner neuen Erkenntnis gelangt zu sein, die zu einem intensiveren Prüfauftrag führen würde.

ONETZ: Wie erklären Sie sich, dass die Oberpfälzer Politiker die Zusage einer, wie sie es nennen, "Ermöglichungsprüfung" durch die Bundesnetzagentur mit Unterstützung der Staatsregierung und des Bundeswirtschaftsministeriums öffentlich machten, niemand das dementierte - und Sie jetzt sagen, es gäbe gar keinen Prüfungsauftrag?

Carolyn Kürth: Worauf sich Herr Rupprecht bezieht, entzieht sich meiner Erkenntnis. Wir hatten auch mit ihm Gespräche, in denen wir genau aufgezeigt haben, was uns an Aussagen der Autobahndirektion und der Bundesnetzagentur vorliegt. Da müssen Sie Herrn Homann fragen.

ONETZ: Landrat Meier kündigt für den Fall, dass Sie die Autobahn-Variante nicht ernsthaft prüfen, Klagen sowohl gegen das Raumordnungsverfahren beziehungsweise die Bundesfachplanung als auch gegen einen darauf aufbauenden möglichen Planfeststellungsbeschluss an.

Carolyn Kürth: Das kann natürlich jeder so machen, man muss sich nur im Klaren sein, ob das eine realistische Chance ist. Wir hoffen nicht, dass es dazu kommt, und haben noch einen Film online gestellt, mit dem wir aufklären wollen, warum der Vorschlag aus planerischen Gesichtspunkten nicht möglich ist.

 
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