Der Urologe am Klinikum Weiden, ist Vorstand der Stiftung für Männergesundheit. Diese hat den "Tag der ungleichen Lebenserwartung" am Sonntag, 18. November, ausgerufen.
ONETZ: Es ist Donnerstag, 18.30 Uhr. Sie haben den ganzen Tag operiert, gerade hatten Sie noch ein Patientengespräch. Ist das gesund?
Klotz: G'sund ist das nicht. Aber Männer können nicht anders.
ONETZ: Sie sagen doch selbst: Männer neigen zu rücksichtslosem Verhalten gegenüber ihrem Körper.
Klotz: Meiner Meinung nach ist das in der Gehirnstruktur verankert. Es gibt bei Frau und Mann Unterschiede im Verhalten. Das beruht teils auf Erziehung, ist aber auch genetisch fixiert. Man merkt das an den eigenen Kindern, die völlig identisch erzogen sind. Und der Junge greift sich den Panzer, und das Mädchen die Puppe.
ONETZ: Dann kann man sowieso nichts ändern?
Klotz: Doch. Wir sind Wesen, die über ihr Tun nachdenken. Man kann etwas modulieren.
ONETZ: Sie führen als eine Ursache der höheren Sterblichkeit an, dass die sozialen Netzwerke von Männern berufsorientiert „und daher eindimensional“ sind.
Klotz: Ja. Und das könnte man ändern, indem man früh anlegt: Deine einzige Bestimmung ist nicht, im Beruf erfolgreich zu sein. Es gibt noch etwas anderes. Hobby, Sport, Familie.
ONETZ: Geht der Weg bei den Frauen dann nicht in die falsche Richtung? Jeder redet von Vollzeit. Ruinieren wir gerade die Müttergesundheit?
Klotz: Einer muss die Kinder kriegen, da kann man die Geschlechterrollen angleichen, wie man will. Frauen halten Mehrbelastung zwar ganz gut aus. Sie können „switchen“, ziehen ihre Befriedigung nicht nur aus der Berufs- sondern auch aus der Familienrolle. Aber klar: Die Frauen zahlen den Preis.
ONETZ: Dreimal so viele Männer wie Frauen begehen Suizid. Wenn man dazu bedenkt, dass die Region ohnehin eine hohe Suizidquote aufweist, ist das ein ganz schöner Hammer.
Klotz: Die Suizidquote ist in der Region tatsächlich hoch. In höherem Alter liegt sie sogar noch höher: bei 5 bis 6 zu 1.
ONETZ: Was steckt dahinter?
Klotz: Depressionserkrankungen werden bei Männern unterschätzt. Weil wir Schwäche schlechter zulassen. Die Art der Suizide ist auch anders. Männer nehmen keine Tabletten, die springen aus dem Fenster. Sie treffen definitive Entscheidungen. Eine der Hauptursachen ist Alterseinsamkeit. Aber auch bei den jüngeren Männern ist Selbsttötung eine häufige Todesursache: Suizide machen etwa 20 Prozent aller Sterbefälle in der Altersklasse der 25-Jährigen aus.
ONETZ: Und eine Partnerin spielt eine so große Rolle?
Klotz: Eine gute Partnerschaft ist der wichtigste gesundheitsprotektive Faktor. Egal, ob hetero- oder homosexuell. Die stabile Partnerschaft sorgt dafür, dass du dich gescheit bewegst, gut ernährst, sozialen Ausgleich hast. Und wenn der Penis nicht steht, sagt die Frau: Du, geh’ doch mal zum Arzt, da stimmt was nicht.
ONETZ: Apropos: In Ihrem Wartezimmer liegt dieser Flyer auf. „Der Penis ist die Antenne des Herzens.“ Haben Ihre Patienten da keine Hemmungen?
Klotz: Das Thema ist weitgehend enttabuisiert. Der Mann kommt mit der Erektionsstörung. Und die Aufgabe des Urologen oder Hausarztes ist, die Ursache zu finden. Das kann das Alter sein, ein Tumor, eine Herzerkrankung, der Fettstoffwechsel, eine Depression oder ganz einfach, dass er den Kopf nicht frei hat. Letztlich ist diese ganze Männergesundheits-Diskussion Viagra zu verdanken. Die Tablette hat vor 20 Jahren das Tor aufgemacht.
ONETZ: Viagra hat sich bewährt?
Klotz: Das kann man so sagen. In manchen Ländern kann man Viagra inzwischen wie Aspirin kaufen. Es ist sehr, sehr nebenwirkungsarm. Freigeben würde ich es aber nicht. Es gibt zwei, drei Herz- und Augenmedikamente, die nicht mit der Substanzgruppe kombiniert werden dürfen.
ONETZ: Wenn Sie jetzt nach Hause gehen: Wie sieht eine lebensverlängernde Feierabendgestaltung aus?
Klotz: Schlechte Frage. Für Feierabend ist es jetzt zu spät. Um 20 Uhr gehe ich mit meiner Frau in den Spanisch-Kurs. Ein starkes Ausgleichsphänomen ist unsere kleine Teichwirtschaft. Ich schätze die sinnstiftende Produktivität in einer Landwirtschaft. Du siehst, wie etwas wächst, vergeht, und wenn du es essen kannst, schätzt du es noch mehr.
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