Wunsiedel
06.12.2021 - 16:24 Uhr

"Lovestory": Zwei Luchse im Fichtelgebirge

Ein Naturpark-Ranger freut sich über ein höchst seltenes Foto: zwei Luchse, die gemeinsam durch den Wald im Fichtelgebirge streifen. Bis aus dem "ersten Date" eine echte "Luchs-Lovestory" wird, dauert es allerdings noch mindestens ein Jahr.

Das hat es vermutlich seit mehr als 300 Jahren im Fichtelgebirge nicht mehr gegeben: Zwei Luchse durchstreifen gemeinsam ihr Revier. Am Fleckenmuster können die Experten vom Naturpark und vom Bayerischen Landesamt für Umwelt „Julchen“ (Links) und „Finn“ eindeutig erkennen. Bild: Bayerisches Landesamt für Umwelt/Naturpark Fichtelgebirge
Das hat es vermutlich seit mehr als 300 Jahren im Fichtelgebirge nicht mehr gegeben: Zwei Luchse durchstreifen gemeinsam ihr Revier. Am Fleckenmuster können die Experten vom Naturpark und vom Bayerischen Landesamt für Umwelt „Julchen“ (Links) und „Finn“ eindeutig erkennen.

Im Fichtelgebirge bahnt sich eine "Luchs-Lovestory" an. Zwei Luchse sind dort gemeinsam in eine Fotofalle getappt. "Einen Luchs vor die Linse zu bekommen, ist schon eine Seltenheit", schreibt das Landratsamt Wunsiedel in einer Pressemitteilung. "Zwei Luchse gleichzeitig abzulichten gleicht fast einem Lottosechser." Dieses Glück hatte demnach Naturpark-Ranger Ronald Ledermüller. Das Foto zeigt die Luchsin "Julchen" und den Luchs "Finn".

„Julchen“ war im vergangenen Sommer als einjähriges Tier im südlichen Bereich des Naturparks Fichtelgebirge freigelassen worden, nachdem sie als verwaistes Jungtier im Bayerischen Wald gefunden und gesundgepflegt worden war. Eigentlich leben Luchse als Einzelgänger. Wie kommt es dann, dass zwei Luchse gemeinsam durch den Wald streifen? „Kuder, also männliche Luchse, nutzen bis zu 400 Quadratkilometer große Streifgebiete, in denen sie keine anderen männlichen Luchse dulden, Luchsinnen aber natürlich sehr wohl“, erklärt der Naturpark-Ranger laut Mitteilung.

Finn nähert sich immer mehr an

Für das Luchsmonitoring in Bayern ist das Bayerische Landesamt für Umwelt zuständig. Vor Ort betreut der Naturpark Fichtelgebirge mit seinen Rangern die Fotofallen. Anhand des Fleckenmusters konnten die Luchsexperten die beiden abgelichteten Tiere eindeutig identifizieren. Zu Julchen hat sich nun ein Luchs gesellt, der im Juni 2020 im benachbarten Naturpark Steinwald zur Welt gekommen war. Zwar ist es noch nicht genetisch nachgewiesen, aber die Experten gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Kuder handelt. „Er tauchte überraschend heuer im Frühling erstmals im Fichtelgebirge auf. Seitdem ließ sich über die Fotofallenbilder nachvollziehen, wie er sich Julchen immer mehr genähert hat“, berichtet Ledermüller. Mittlerweile wurde er auf den Namen „Finn“ getauft. Der Anfangsbuchstabe leitet sich dabei von seiner Mutter „Fee“ im Steinwald ab.

Luchse in Mittelgebirgen ausgerottet

Kann man also bald mit Luchsnachwuchs im Fichtelgebirge rechnen? „Da werden wir uns noch gedulden müssen“, erklärt der Ranger, Luchse werden normalerweise erst im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. "Mindestens ein Jahr wird es also noch dauern, bis aus dem ersten Date eine echte Luchs-Lovestory werden kann", heißt es in der Meldung.

Luchse waren in früheren Zeiten im Fichtelgebirge wie in praktisch allen Mittelgebirgen und den Alpen heimisch, wurden aber in ganz Mitteleuropa ausgerottet. Der letzte Luchs im Fichtelgebirge wurde 1710 bei Sichersreuth erlegt. Seit 2017 wurden in den Naturparks Steinwald und Fichtelgebirge insgesamt drei junge Luchse wieder freigelassen. Das soll dazu beitragen, die Luchspopulation in Bayern zu stabilisieren und einen Trittstein zwischen den Vorkommen im Bayerischem Wald und Harz zu schaffen.

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Friedenfels01.04.2021
 
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