Deutschland und die Welt
25.10.2019 - 15:06 Uhr

Zeitumstellung: Kein Ende in Sicht

Als Jean-Claude Juncker ein Ende der Zeitumstellung in Aussicht stellte, war das ein Paukenschlag: Optimisten hofften gar, 2019 könnte das letzte Mal die Uhr gedreht werden. Der Amberger EU-Abgeordnete Ismail Ertug dämpft die Hoffnung.

Ist es wirklich schon so spät? EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schaut am Ende einer Pressekonferenz auf seine Uhr. Bild: Virginia Mayo/dpa
Ist es wirklich schon so spät? EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schaut am Ende einer Pressekonferenz auf seine Uhr.

Wir erreichen den Europa-Politiker Ismail Ertug im Auto auf dem Weg von Straßburg nach Hause. Der Vizevorsitzende der Sozialdemokraten in Europa-Parlament steht wieder einmal im Stau. In der Warteschleife hängt auch der Beschluss des Parlaments vom März, die Zeitumstellung so bald wie möglich aufzugeben: Zuvor waren bei einer EU-weiten Konsultation aus allen 28 Mitgliedstaaten 4,6 Millionen Rückmeldungen eingegangen - eine große Mehrheit will das Aus der Zeitverschieberei.

Deutschland und die Welt25.10.2019

Warten auf den Ministerrat

Und auch die Fakten sprechen für ein Ende des Experiments: "Die erhoffte Energieeinsparung konnte damit nicht realisiert werden", sagt Ertug, der die Entscheidung für richtig hält. Woran aber hakt es dann?

"Das Parlament hat dafür gestimmt, jetzt warten wir auf dem Ministerrat, der sich bisher noch nicht geäußert hat." Zwar haben die nationalen Minister die gesetzte Frist noch nicht verstreichen lassen, gleichwohl fällt dem Oberpfälzer SPD-Mann auf, dass es sie nicht zur Entscheidung drängt: "Der Rat hat gerade mit Syrien dringendere Aufgaben vor der Brust", räumt er ein, "gleichwohl hört man, dass es gerade in den mediterranen Ländern wenig Bereitschaft zur Umstellung gibt."

Dort habe man bei der Einführung mit wenig Lust dem Wunsch der damaligen Mehrheit zugestimmt: "Nicht wieder zurückdrehen" sei die Haltung dort. Ganz anders im hohen Norden: "In Skandinavien, wo es die wenigsten Sonnenstunden gibt, will man so schnell wie möglich auf die Sommerzeit verzichten", hört Ertug von fröstelnden Kollegen.

Mehrere Modelle möglich

Und selbst wenn der Rat schließlich zustimmt, bleibt noch die Frage, auf welches Modell man sich einigt: "Prinzipiell kann jeder Staat eigenständig entscheiden, ob dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit gelten soll", sagt der Verkehrsexperte. "Statt aktuell drei, könnten es ohne Koordinierung zig Zeitzonen werden - mit katastrophalen Auswirkungen, die wir unbedingt vermeiden müssen."

Dennoch glaubt Ertug an einen Sieg der Vernunft: "Juncker hat die gesamte Verwaltung etwas überrumpelt, aber ich glaube nicht, dass man es sich in der EU leisten kann, so ein klares Bürgervotum zu ignorieren." Fazit: Das Ende der Zeitumstellung kommt, sicher nicht nicht schon vor dem Sommer.

 
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