Von Josef Raith
Der geachtete, anerkannte und gläubige Unionspolitiker - von 2003 bis 2013 Mitglied des Landtages und von 2013 bis 2017 des 18. Deutschen Bundestages - hat sich hohe Verdienste erworben um das Land, um die Volkspartei und vor allem um die Bevölkerung in der Oberpfalz, deren Interessen er mit spürbarer Hingabe engagiert und überzeugend vertreten hat.
Die Nachricht verbreitete sich am Freitag ganz schnell. Bestürzung und Betroffenheit waren die Reaktionen vieler Menschen auf die Nachricht, dass Philipp Graf von Lerchenfeld die Krebskrankheit nicht mehr überwinden konnte, die ihm während der letzten Jahre schwer zu schaffen gemacht hatte. In der Nacht zum Freitag hat sich in den vier Wänden des Köferinger Schlosses sein Lebenskreis geschlossen.
Christliche Werte und Ideale
Philipp Graf von Lerchenfeld war ein engagierter Volksvertreter, der den Anliegen und Sorgen der Mitmenschen immer aufgeschlossen begegnet ist, eine charakterstarke Persönlichkeit von Rang und Namen, deren Stimme in München und Berlin gehört wurde und Gewicht hatte. Seine politischen Positionen orientierten sich vor allem an christlichen Werten und Idealen, die er nicht zuletzt als Vorsitzender des Diözesankomitees des Bistums Regensburg bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck gebracht hat. Auch die Kirche hat eine starke Stimme verloren, einen aufrechten Repräsentanten, der sich offen zum Glauben bekannt hat.
Philipp Graf von Lerchenfeld wurde am 25. Mai 1952 in Köfering geboren. Er war das zweite von drei Kindern, die in der Familie von Ludwig Graf und Sybille Gräfin von und zu Lerchenfeld geboren wurde. Seiner jüngeren Schwester musste er Ende 1963 das letzte Geleit geben. Ihr Tod hat ihn sehr berührt. Nach dem Abitur 1972 am Albrecht Altdorfer-Gymnasium in Regensburg leistete er seinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall und Mittenwald, worauf er sich an der TU Weihenstephan dem Studium der Agrarwissenschaften widmete. 1982 erfolgte die Bestellung zum Steuerberater, zwei Jahre später zum Wirtschaftsprüfer. Schon 1981 - nach dem Tod seines Vaters - übernahm er die Verantwortung für den landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Köfering, den er mit sicherer Hand und gewissenhafter Gründlichkeit geführt hat. Er trägt seine unverwechselbare Handschrift.
Weg in die Politik
Nach dem Aufbau einer eigenen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei ergab sich Ende der 80er Jahre die Verbindung mit der politischen Ebene. Seit 1990 hatte er Sitz und Stimme im Gemeinderat Köfering, seit 2002 im Regensburger Kreistag. Sein kommunalpolitischer Eifer, sein großes Engagement und vor allem seine menschlichen Qualitäten verhalfen ihm zu einem hohen Ansehen in und um Regensburg und zu bemerkenswerten Erfolgen bei den Wahlen.
Im Landtag gehörte er ab 2008 als finanzpolitischer Sprecher der CSU dem Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen an. 2013 wurde ihm das Direktmandat für die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag übertragen. Er trat die Nachfolge von Peter Aumer an. Eine erneute Bewerbung für dieses Parlament zog er während der Nominierungsversammlung der Landkreis-CSU zurück. Die Auseinandersetzung mit Peter Aumer war ein Erlebnis, das ihn verletzt und persönlich schwer enttäuscht hat.
Mit diesem Ehrenmann, dessen Urgroßonkel Hugo Graf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg 1921/22 das Amt des Bayerischer Ministerpräsidenten ausgeübt hatte, verliert der Landkreis einen kompetenten, erfahrenen, besonnenen und bürgernahen Politiker, der sich vor allem auch durch seine Bodenständigkeit ausgezeichnet hat. Köfering war immer der Ort, an dem er in einem zeitaufwendigen und anstrengenden Berufsleben Entspannung und den nötigen Abstand gefunden hat. Ein ruhender Pol war ihm immer seine Ehefrau Marie Therese, die dem ungarischen Adelsgeschlecht Ambrozy von Seden und Remete entstammt. Vor allem ihr gilt in diesen belastenden Stunden das Mitgefühl.
"Ein wertvoller Mensch..."
Die tiefe Trauer teilt auch der Bürgermeister. "Wir haben einen wertvollen und freundlichen Menschen verloren, einen vertrauenswürdigen und zuverlässigen Bürger aus unserer Mitte, der sich der Probleme der Gemeinde und der Bevölkerung angenommen hat, der zugehört, gehandelt und sein politisches Mandat ernst genommen hat", betont Armin Dirschl mit der Feststellung, dass erst der Einsatz von Graf Lerchenfeld eine ganze Reihe von Projekten und Verbesserungen ermöglicht habe. "Zudem", ergänzt das Gemeindeoberhaupt, "war er ein großer Gönner und Förderer der Vereine."
MdB Peter Aumer weiß ebenfalls um den Verlust: "Der Kreisverband der CSU trauert um einen großen Mitstreiter für unsere Heimat." Höchsten Respekt und Wertschätzung zollt vor allem auch IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. "Mit dem Tod von Philipp Graf von und zu Lerchenfeld hat die regionale Wirtschaft einen wichtigen Mitstreiter verloren, der für die Belange der Unternehmer im IHK-Bezirk stets ein offenes Ohr gehabt hat." Der Region fehle jetzt "nicht nur ein wichtiger Partner, sondern auch eine großartige und geistreiche Persönlichkeit."
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