"Die ist aber schwer", staunte Familie Biebl aus Schönau bei Schwarzhofen über das Gewicht einer Kiste, schön verpackt mit grüner Schleife: "2085 Euro Spendenerlös aus über 4000 ehrenamtlich genähten Gesichtsmasken bringen wir Euch mit", erklärten Sandra Schiesl und Stefanie Pivonka von der Nachbarschaftshilfe in Altendorf stolz. Das ehrenamtlich erwirtschaftete Geld, "ergänzt um eine Finanzspritze der Nachbarschaftshilfe Stulln", ist für den jüngsten der Familie gedacht, den vierjährigen Ludwig, der mit den Folgen einer Hirnhautentzündung lebt.
"Wir haben nach dem Lockdown am 20. März begonnen Gesichtsmasken zu nähen. Stoffe, Garn und Litzen wurden gespendet. 13 Frauen wurden zu einem echten Team mit ausgefeilter Arbeitsteilung", schildert Stefanie Pivonka, Näherin der ersten Stunde und Koordinatorin, den großen Zusammenhalt in der Gemeinde Altendorf. Sandra Schiesl ergänzt: "Als ich aus der Zeitung und über eine Bekannte von Ludwigs Schicksal erfahren habe, waren wir uns alle schnell einig: Dieses Geld ist bei Euch an der richtigen Stelle."
"Wir freuen uns sehr darüber und danken Euch herzlich", nahm Rainer Biebl die Kiste an, und revanchierte sich mit Honig von den eigenen Bienenvölkern. "Unser Alltag ist Kräfte zehrend. Nach jeder Medikamentenumstellung, jedem Schub ist Ludwig anders. Wir stellen uns dann darauf ein, jede Unterstützung hilft uns." Was ermöglicht die Altendorfer Spende? "Baustellen haben wir viele. Zum Beispiel: Ein Pflegebett in Standardbreite übernimmt die Kasse, aber weil Ludwig oft nicht einschlafen kann, wäre ein breites sinnvoller - da könnte man sich zu ihm legen, ihn halten und beruhigen. Ein Zuschuss ermöglicht, diese Mehrkosten zu übernehmen."
Die Pandemie Covid-19 hat Ludwigs Behandlung in einer slowakischen Spezialklinik verhindert: "Das Geld, das wir aus Spenden erhalten haben, liegt auf der Bank. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", erzählt die Mutter. Aber auch der Alltag hat sich unerwartet entwickelt: Der Förderunterricht im Heilpädagogischen Zentrum in Irchenrieth fiel aus; eine lang ersehnte Reha in Vogtareuth, bei der therapeutische Maßnahmen wirkungsvoll gebündelt sind, hätte unter absurden Bedingungen stattfinden müssen: "Wir hätten aus dem Zimmer nicht hinaus gedurft. Da wäre alle positive Wirkung gleich wieder weg gewesen", schildert die Mutter die Entscheidung fürs Daheimbleiben. Wer selbst mit Rat oder Tat helfen möchte - oder einfach exzellenten Honig vom Imker kaufen - erreicht Familie Biebl per Mail an einherzfuerludwig[at]gmx[dot]de.
Gut 4 000 Altendorfer Masken wurden ehrenamtlich hergestellt und kostenlos gegen Spende angeboten - mit einer Wirkung weit über die Gemeinde hinaus: "Viele haben die Masken an Menschen verschickt, die sie vermissen: Als Gruß, Aufmunterung und wirkungsvoller Schutz", erzählt Sandra Schiesl. Ausgestattet wurden ebenfalls: Kindergarten und Feuerwehr Altendorf, Kindergarten und Schule des HPZ Irchenrieth, Berufsbildungszentrum und Feuerwehr Schwandorf, Behindertenstätten Postbauer-Heng, die Tafeln Illertissen, Schwandorf, Maxhütte-Haidhof und Teublitz, Diakonie Weidach und Ebersberg.
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