Altenstadt bei Vohenstrauß
20.11.2019 - 10:33 Uhr

Holzpreis im Keller

Waldbewirtschaftung ist in diesen Zeiten nicht einfach. Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Es gibt immer wieder neue Hiobsbotschaften. Rufe nach staatlicher Förderung werden laut.

Der Holzpreis ist im Keller, hieß es bei der WBV-Gebietsversammlung in Altenstadt. Trotzdem muss das Schadholz schnellstens aus dem Wald gebracht werden. Bild: dob
Der Holzpreis ist im Keller, hieß es bei der WBV-Gebietsversammlung in Altenstadt. Trotzdem muss das Schadholz schnellstens aus dem Wald gebracht werden.

Das Ächzen der Bäume unter der Last des Klimawandels und des Borkenkäfers war am Montagabend bis in den Gasthof „Grüner Baum“ vorgedrungen. Bei der Auftaktveranstaltung der Gebietsversammlungen der Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß (WBV) hoffen die Teilnehmer auf einen guten Rat der Experten. Vorsitzender Hans-Peter Lang meinte: „Es gab schon mal bessere Zeiten.“ Es drängen große Schadholzmengen auf den Markt. „Wenn der Holzpreis nicht mehr zunimmt, dann geht keiner mehr gerne in seinen Wald hinaus.“ Der Ruf nach einer staatlichen Förderung wird lauter.

Forstamtmann Stephan Stangl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) mahnte, dass sich die Waldbesitzer nicht auf falsche Experten einlassen sollen und lieber den Fachleuten vor Ort und den WBV-Verantwortlichen vertrauen sollen, da diese kompetent und fair mit dem Waldbesitzer umgehen. Er riet zu Naturverjüngung, Durchforstung und zu einer gewissen Gelassenheit.

WBV-Geschäftsführer Josef Maier redete den Waldbauern aber auch ins Gewissen. „Nutzt die Chancen, die der Markt hergibt.“ Vor einigen Jahren stand der Holzpreis bei 100 Euro und man habe regelrecht gebettelt, die Waldbesitzer sollen Holz einschlagen. Allerdings glaubten damals viele, der Preis werde noch weiter steigen. Jetzt sollten sie wenigstens froh, sein, dass in der Region noch Holz von den Sägewerken abgenommen werde, in südlicheren Regionen wie Passau liege der Holzmarkt total darnieder.

Lamentieren helfe da auch nicht. Zumindest eine hohe Nachfrage an Schnittholz mit guten Preisen konnte Maier vermelden. Dagegen sei bei der Rundholzversorgung eine Überproduktion zu vermelden. Allein die unvorhergesehenen Schadenseinschläge in den verschiedenen Ländern lassen die Waldbesitzer schwindelig werden. Der Geschäftsführer sprach von einer „Liste des Schreckens“. Es ist ein düsteres Bild das er nachfolgend zeichnete. Vor allem im Nachbarland Tschechien nahm der Zwangseinschlag mit 29 Millionen Festmeter dramatische Dimensionen an, in Deutschland fielen 36 Millionen Festmeter und in Italien immerhin noch 13 Millionen Festmeter an. Insgesamt schwemmten so 112 Millionen Festmeter auf den Holzmarkt, auf dem es deswegen zur Überversorgung und den Preisverfall kam.

Der Borkenkäfer nagte so weiter am Holzpreis, und die Reaktion der Sägeindustrie blieb demzufolge nicht aus. Es erfolgten Preisrücknahmen für Rundholz und die Reaktion auf Konkurrenz auf Käferholzmärkten mit sinkenden Preisen. Josef Maier berichtete über den aktuellen Stand der Holzvermarktung. In der Stärkeklasse 2 b+ (ab 25 Zentimeter Mittendurchmesser ohne Rinde) werden bei Fichte und Kiefer Stammholz 40 Euro pro Festmeter erreicht. Faserholz gab Maier unter Vorbehalt mit 27 Euro pro Festmeter an. Im Harz oder in Tschechien stehen die Wälder vor einem regelrechten Kollaps. Braune, vom Borkenkäfer zerfressene, tote Fichtenwälder, vertrocknete Buchen, die mitten im Sommer in ihrem Überlebenskampf zunächst ihre Blätter und dann ganze Äste abwerfen, um nicht zu verdursten: Die langfristigen Folgen für den Naturraum Wald mit seiner vielfältigen Flora und Fauna, für die Holzwirtschaft, den Tourismus und auch die Boden-, Luft- und Trinkwasserqualität sind noch gar nicht abschätzbar. Es gibt nur vorsichtige Prognosen, und die lassen aber nicht viel Gutes erwarten. Schreinermeister Alois Bäumler befürchtete, dass das Ungeziefer mit Holztransporten aus Tschechien auch in unserer Region komme. Er forderte den Gesetzgeber auf, Einfuhrverbote zu verhängen. „So einfach ist das nicht“, entgegnete WBV-Förster Andreas Eiser.

Maier ist seit fast 27 Jahren WBV-Geschäftsführer. So eine schwierige Situation wie derzeit habe er in all den Jahren noch nicht erlebt. „Diese Holzpreise tun weh.“ Die Aufarbeitung und Rückung des Käferholzes fresse die Ertragskosten regelrecht auf. Frisches Holz werde momentan gar nicht gesucht und auch nicht bezahlt, schilderte er das Dilemma. Trotzdem sieht Maier auch noch das Gute: „Wir hatten heuer nur 5000 Festmeter Käferholz, die Forstbetriebsgemeinschaft Tirschenreuth ist bei 26 000 Festmetern.“ Deswegen dürfe man durchaus froh und dankbar sein, dass der Wald hier stehen blieb.

Bis Ende des Jahres und vermutlich auch darüber hinaus wird es eine Förderung für insektizidfreie Borkenkäferbekämpfung geben. Allerdings müssen die Waldbesitzer unbedingt die Lagerung 500 Meter entfernt von jeglichem Nadelwald strikt einhalten, ermahnte Eiser. Er könne es sonst für eine Antragstellung nicht akzeptieren.

Altenstadt bei Vohenstrauß20.11.2019

Wenn der Holzpreis nicht mehr zunimmt, dann geht keiner mehr gerne in seinen Wald hinaus.

WBV-Vorsitzender Hans-Peter Lang

Waldwege müssen zu jeder Jahreszeit befahrbar sein. WBV-Geschäftsführer mahnte auch dieses Problem wieder bei der Gebietsversammlung bei den Waldbauern an. Bild: dob
Waldwege müssen zu jeder Jahreszeit befahrbar sein. WBV-Geschäftsführer mahnte auch dieses Problem wieder bei der Gebietsversammlung bei den Waldbauern an.
Der Holzpreis ist im Keller, hieß es bei der WBV-Gebietsversammlung in Altenstadt. Trotzdem muss das Schadholz schnellstens aus dem Wald gebracht werden. Bild: dob
Der Holzpreis ist im Keller, hieß es bei der WBV-Gebietsversammlung in Altenstadt. Trotzdem muss das Schadholz schnellstens aus dem Wald gebracht werden.
Der Holzpreis ist im Keller, hieß es bei der WBV-Gebietsversammlung in Altenstadt. Trotzdem muss das Schadholz schnellstens aus dem Wald gebracht werden. Bild: dob
Der Holzpreis ist im Keller, hieß es bei der WBV-Gebietsversammlung in Altenstadt. Trotzdem muss das Schadholz schnellstens aus dem Wald gebracht werden.
Der Borkenkäfer setzt den Wäldern zu. Bild: dob
Der Borkenkäfer setzt den Wäldern zu.
 
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