Das Talent zum Fliesen verlegen scheint bei den Seidels aus Wilchenreuth in der Familie zu liegen. Seit drei Generationen entscheidet sich immer wieder ein Familienmitglied für diesen Beruf. Nach Opa Klaus-Dieter (71) und Papa Dieter (47), begann am 1. September auch der 15-jährige (Enkel-)Sohn Korbinian Seidel eine Ausbildung zum Fliesenleger. Das Besondere: Alle waren oder sind für den gleichen Betrieb tätig – Fliesen Lang in Altenstadt.
Stolzer Opa
"Das ist wirklich eine besondere Situation", findet auch Geschäftsführer Heribert Lang. Rund 20 Jahre waren Klaus-Dieter und Dieter Seidel ein eingeschworenes Vater-Sohn-Team bei dem Betrieb in Altenstadt, haben meist zu zweit gearbeitet. 2011 ging Klaus-Dieter dann nach 37 Betriebsjahren bei Fliesen Lang in den verdienten Ruhestand. Umso mehr freut sich der Opa, dass nun auch einer seiner Enkelsöhne in den Beruf und den Betrieb nachrückt: "Ich bin da sehr stolz drauf."
Wie viele Auszubildende im Coronajahr eine Ausbildung im Landkreis Neustadt/WN angetreten haben, kann die Agentur für Arbeit in Weiden aktuell noch nicht sagen. Die Teamleiterin der Berufsberatung, Margot Salfetter, erklärt: "Die Zahlen dazu kommen erst im Januar 2021."
650 unbesetzte Ausbildungsstellen
Aktuell gebe es rund 650 unbesetzte Ausbildungsstellen in der Region. Überwiegend seien die im verarbeitenden Gewerbe, wie Maschinenbau, der Metall- und Elektroindustrie sowie im Handel, zu finden. Circa 70 unversorgte Bewerber suchen derzeit laut Auskunft der Agentur für Arbeit nach einer Ausbildungsstelle. "Das sind weniger als im letzten Jahr zum gleichen Zeitraum."
Eine ähnliche Erfahrung haben auch die beiden Azubis der Firma Lang gemacht. Laut Korbinian hätten in seiner Abschlussklasse fast alle eine Ausbildung bekommen. "Aber manche haben sich auch dazu entscheiden, in der Schule weiter zu machen, weil sie nichts gefunden haben."
Nachfrage nach Nachwuchs weiter hoch
Laut Margot Salfetter habe die Coronakrise auf dem Ausbildungsmarkt in der Region relativ wenig Spuren hinterlassen. "Der Ausbildungsmarkt hat sich nicht verschlechtert. Die Nachfrage nach Nachwuchskräften ist unvermindert hoch. Die Schere zwischen Stellen und Bewerbern geht weiterhin auseinander."
Das bestätigt auch Geschäftsführer Heribert Lang: "Deswegen versuchen wir halt selbst auszubilden. So geht es auch vielen Handwerks-Firmen, mit denen wir zusammen arbeiten." Die letzten Jahre sei es schwierig gewesen jemanden zu finden. Wegen der persönlichen Kontakte konnte die Altenstädter Firma heuer sogar zwei Lehrlinge einstellen.
Auch Korbinians Papa Klaus freut sich über die Berufswahl seines Sohnes: "Ich hab ihm gesagt, dass es ein schwieriger Beruf ist, aber in seinem Praktikum hat er wirklich Talent bewiesen." Wäre Korbinian nicht in die Fußstapfen seiner Familie getreten, wäre das aber auch kein Problem für Klaus Seidel gewesen: "Ich hab noch einen weiteren Sohn, der kann mit Staub und lauten Maschinen gar nichts anfangen und das ist auch in Ordnung."
Herausforderung im nächsten Jahr
Was laut Salfetter in diesem Jahr nachteilig für die Schüler gewesen sei, war der Ausfall der Ausbildungsmessen. "Hier fehlen Informationen zu den Berufen und Betrieben." In der Region seien die Betriebe vor Ort noch recht bekannt, weshalb die Jugendlichen, die eine Ausbildung hätten aufnehmen wollen, auch eine Anstellung gefunden hätten. Die Berufsberatung informiere die Schüler auch bereits in der Vorentlassklasse, so dass die Abschlusschüler von heuer ihre Berufsentscheidung bereits getroffen hätten. Die größere Herausforderung werde sein, die künftigen Entlassschüler aus dem Jahr 2021 zu begleiten.
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