(cr) Pfarrer Ulrich Gruber warb mit diesem Konzert um Spenden für die Innenrenovierung der Kirche. Das Schuldenbarometer von 70000 Euro verweist auf noch fehlende 28000 Euro. Am Ende strahlte Gruber: Gekommen waren rund 120 Gäste. Das Konzert hatte der Pfarrer über Harald Roth eingefädelt, der in Neustadt der Nähe des evangelischen Pfarrhauses wohnt. Roth (Bratsche), Janusz Skutella (Cello), Christoph (1.Violine) und Konstantin Thomas (2.Violine) kennen sie sich seit über 20 Jahren. Vor dem ersten Ton führte Roth launig in die Werke ein.
Laut Max Reger führen alle Wege zu Bach. Daran orientierte sich auch die Auswahl der Stücke: Contrapunctus I die „Kunst der Fuge“, ein Zyklus von 14 Fugen und ein Spätwerk von Johann Sebastian Bach. Ausführlich ging Roth auf den zweiten Beitrag von Felix Mendelssohn-Bartholdy ein. Für ihn ein „grandioses und nahezu unbekanntes Werk der Musikgeschichte“. 1809 wurde Mendelssohn in Hamburg als Enkel des großen jüdischen Denkers Moses Mendelssohn und ältester Sohn des Bankiers Abraham Mendelssohn, geboren. 1812 übersiedelten die Mendelssohns nach Berlin, wo Felix in den Genuss des großen kulturellen Angebots kam, das ihm seine begüterte Familie zu Füßen legen konnte. Der Junge nutzte diese Chance. So schreib er 1823 für ein Streichquartett, das später als Nr. 2 veröffentlicht wurde. Er war gerade mal 14 Jahre alt.
Roth betonte, dass sich der junge Komponist an Vorbildern wie Haydn, Beethoven und Bach orientierte. Roth erläuterte verständlich das Wechselspiel der Töne von Violinen, Bratsche und Cello. Seine Kollegen vertieften die Erläuterungen mit kurzen Instrumentaleinlagen. Mendelssohn, der auch Kontakte zum wesentlich älteren und nicht gerade musikbeflissenen Goethe pflegte, ließ diesen in Weimar mit den Worten an sein Klavier: „Setz dich und mach mir ein wenig Lärm“.
„So, nun machen wir ein wenig Lärm“, schmunzelte Roth. Doch von wegen. Das Quartett demonstrierte die Leichtigkeit der Musik von Mendelssohn-Bartholdy, aber das oft übersprudelnde Element. Es erinnerte die Konzertbesucher an die „ausgleichende Hausmusik“ in der Tradition von Haydn und Mozart. Die Interpreten überzeugten mit vollem Klangbild, Herz, Gefühl und Leidenschaft.
Die Besucher waren sich einig: „Genau das richtige Angebot für einen warmen Sommerabend.“ Tosender Beifall war der Lohn des Benefizauftritts. Die laue Sommernacht nutzend, ging kaum einer schnell heim. An Stehtischen und an Sitzgelegenheiten entwickelten sich Gespräche. Der Kirchenvorstand hatte für Getränke und Gebäck gesorgt.
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