Zu dem Thema sprachen wir mit Hautarzt Dr. Franz Wach, der seine Praxis in Altenstadt/WN hat. Er rät dazu, die "Kirche im Dorf" zu lassen.
ONETZ: Herr Dr. Wach, was bedeuten diese Flächen mit Blumen und langen Gräsern am Straßen-, Feld- oder Waldrand für Allergiker?
Dr. Franz Wach: Ich glaube, man muss da die Kirche im Dorf lassen. Blumen sind prinzipiell kein Problem für Heuschnupfenpatienten. Problematisch sind nur die langen Gräser. Natürlich sind weniger Pollen in der Luft, wenn man das Gras kurz mäht. Aber mir ist nicht bekannt, dass die paar Blühstreifen eine Verstärkung der Allergie hervorrufen. Hohes Gras im Straßengraben gab es ja schon immer.
ONETZ: Gab es auch schon immer Menschen mit Heuschnupfen?
Dr. Franz Wach: Ja, genau. Das ist das Gegenbeispiel, das ich gerne einbringen würde: Es gibt trotz der zunehmenden Flächenversiegelung und der immer weniger werdenden Grünflächen immer mehr Menschen mit Heuschnupfen. Dann sollten im Umkehrschluss die Blühflächen die Patientenanzahlen ja eigentlich wieder verringern.
ONETZ: Sie können einen Zuwachs an Patienten mit einer Pollenallergie ausmachen? Woran könnte das liegen?
Dr. Franz Wach: Das ist eine Tendenz, die man schon seit vielen Jahren beobachten kann. In den letzten 20 bis 30 Jahren haben sich die Zahlen stark erhöht. Dieses Phänomen muss man aber über eine längere Zeit hinweg betrachten, da es ja zwischen den einzelnen Jahren - allein schon wegen verschiedener Trocken- oder Niederschlagsphasen - Unterschiede gibt. Über die genauen Gründe für die steigende Anzahl an Allergikern kann man nur spekulieren. Es handelt sich bei einer Allergie ja um eine Überreaktion des Immunsystems. Das kann durch die Genetik aber auch durch den Klimawandel und die Luftverschmutzung bedingt sein.
ONETZ: Woran merkt man selbst, dass man auf gewisse Pollen allergisch reagiert und nicht nur erkältet ist?
Dr. Franz Wach: Das merkt man schon allein an der Dauer. Eine Erkältung ist zeitlich begrenzt. Wenn der Schnupfen nach ein paar Wochen noch nicht vorbei ist, kann man wohl von einer Allergie ausgehen.
ONETZ: Kann man Pollen irgendwie ausweichen? Haben sie Tipps, um das Leiden einiger Allergiker etwas zu verringern?
Dr. Franz Wach: Am besten ist es, Außenaktivitäten zu verringern und nicht tagsüber zu lüften. Auch sollte man sich abends die Haare waschen, um nicht die ganze Nacht den Pollen ausgesetzt zu sein, die sich in den Haaren verfangen haben.
ONETZ: Wann wird es Zeit, einen Arzt aufzusuchen?
Dr. Franz Wach: Die Allergie sollte man möglichst früh behandeln, um Komplikationen im oberen Atemwegstrakt oder den Bronchien zu vermeiden.
ONETZ: Bekommt man momentan überhaupt einen Termin?
Dr. Franz Wach: Wir sind über Wochen hin ausgebucht. Heuschnupfen ist jetzt nicht unbedingt ein akuter Notfall für einen Allergologen. Hausärzte oder auch Apotheker können da mit frei verkäuflichen Medikamenten gut aushelfen, bis man einen Termin bekommt.
Das fliegt momentan:
Durch den Regen im Mai seien in diesem Jahr die Gräserpollen nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr, erklärt Dr. Franz Wach. Aufatmen können Allergiker dennoch nicht. Die Belastung durch Gräser sei bis Ende Juli möglich. Auch Getreidepollen seien momentan unterwegs. Der Pollenflug von Wegerich und Beifuß beginne nun im Juni und dauere möglicherweise bis Anfang September. Das sei auch die Zeit, in der die Ambrosiapollen dazukommen.
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