Neustädter Polizisten erfüllen Johannes (14) Herzenswunsch

Altenstadt an der Waldnaab
28.04.2023 - 16:27 Uhr
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Johannes aus Altenstadt/WN ist seit seiner Geburt schwer beeinträchtigt. Zur Firmung erfüllen zwei Neustädter Polizisten ihm einen Herzenswunsch. So erlebt er einen Tag, den der 14-Jährige so schnell nicht vergessen wird.

Mit Worten kann sich Johannes wegen einer Behinderung nicht ausdrücken. Aber mit Lauten. Der 14-Jährige wurde im März in der St.-Ulrich-Kirche in Michldorf gefirmt. Seine Patin wollte ihm dazu ein besonderes Geschenk machen. Und hakte nach.

Gendefekt seit Geburt

Johannes wohnt in Altenstadt/WN. Er leidet seit der Geburt am sogenannten Pelizaeus-Merzbacher-Syndrom (PMS). Die erblich bedingte Erkrankung des zentralen Nervensystems ist eine Stoffwechselkrankheit der weißen Gehirnsubstanz. "Er kann nicht selbstständig sitzen, stehen oder essen", berichtet Mutter Martina Miglec. Der 14-Jährige sei immer auf Hilfe angewiesen. Auch das Sprachzentrum ist geschädigt. "Johannes wächst zwar zweisprachig mit Deutsch und Tschechisch auf. Selbst sprechen kann er aber nicht", sagt die Mutter. Mit den Lauten "ma", "ba", "da", "a" beantwortet Johannes Fragen. Außerdem benutzt er die Mimik, um sich zu verständigen. Das half, als die Patin in der Vorbereitungsphase der Firmung überlegte, welches Geschenk sie dem Jungen machen könnte. Auf ihre Frage, was sich Johannes denn wünsche, antwortete er in seiner Lautsprache "Auto". Der Firmpatin kam dann direkt die Idee, ein Polizeiauto als Überraschung vorfahren zu lassen. Der Vorschlag brachte den Jungen zum Strahlen.

Strahlen im Gesicht

Johannes durfte von den Planungen aber nichts mitbekommen. Polizeihauptkommissar Thomas Kreuzer von der Inspektion Neustadt erinnert sich: "Der Ehemann der Firmpatin ist bei den 'Wurzer Hogerern' ein Vereinskollege von mir und hat mich gefragt, ob wir den Wunsch erfüllen könnten. Da hab' ich sofort Ja gesagt." Mit seinem Kollegen Fabian Schön im Schlepptau ging es am Samstag, 22. April, mit dem Streifenwagen in Richtung Altenstadt. Als das Polizeiauto vor dem Haus der Miglecs bereitstand, lockte die Firmpatin Johannes unter einem Vorwand vors Haus. "Johannes sah den Streifenwagen und strahlte über das ganze Gesicht", schilderte Mama Martina. Doch das war noch nicht alles: Als der 14-Jährige hörte, dass er im Streifenwagen sogar noch eine kleine Runde mitfahren durfte, schien er überglücklich. Als Andenken bekam Johannes von den Polizisten kleine Geschenke. "Eine Kelle als Schlüsselanhänger nahm er an diesem Tag sogar mit ins Bett."

"Das wird ihnen Johannes nie vergessen"

Auch die Polizisten erinnern sich gern: "Wir werden öfters gefragt, ob Kinder mit dem Polizeiauto mitfahren dürfen und verneinen fast nie, wenn es dienstlich irgendwie möglich ist. Auch wenn Johannes nicht mit uns sprechen konnte, war es für uns eine besonders emotionale Freude, dass wir ihm dieses Geschenk machen durften", sagte Kreuzer. Johannes' Mutter dankte den Polizisten: "Das war wirklich eine tolle Aktion. Sie haben meinen Sohn glücklich gemacht. Das wird ihnen Johannes nie vergessen."

Irchenrieth20.03.2023
Info:

Pelizaeus-Merzbacher-Syndrom

  • an das X-Chromosom gekoppelte Störung des Zentralnervensystems
  • tritt meistens bei Jungen auf
  • erste Zeichen erscheinen im frühen Kleinkindalter
  • viele Kinder lernen niemals das Essen, Reden oder Gehen
  • verkürzte Lebenserwartung je nach Schwere der Krankheit
 
 

Kommentare

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Martin Pfeifer

Es ist sehr erfreulich, dass unsere Polizei trotz ihres sicher nicht immer einfachen Dienstes so etwas ermöglicht. Danke!

01.05.2023