Amberg
10.10.2024 - 13:50 Uhr

125 Jahre Bäckerinnung Amberg-Sulzbach: Festzug durch Amberg

Die Bäckerinnung Amberg-Sulzbach feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Bei Festreden wird die Bedeutung des Backhandwerks hervorgehoben – während das Sterben kleinerer Betriebe ungebremst weitergeht.

Beim Festzug wurden die Innungsfahnen der Bäcker, Metzger und Schreiner hochgehalten, angeführt von (von links) durch Oberbürgermeister Michael Cerny, Innungsobermeister Alfred Schuller und dem stellvertretenden Landrat Franz Mädler. Bild: gf
Beim Festzug wurden die Innungsfahnen der Bäcker, Metzger und Schreiner hochgehalten, angeführt von (von links) durch Oberbürgermeister Michael Cerny, Innungsobermeister Alfred Schuller und dem stellvertretenden Landrat Franz Mädler.

Brot ist eines der wertvollsten und wichtigsten Lebensmittel, da waren sich Oberbürgermeister Michael Cerny, der stellvertretende Landrat Franz Mädler und Stephan Kopp, der Geschäftsführer des Landesverbands für das bayerische Bäckerhandwerk bei ihren Festreden anlässlich „125 Jahre Bäckerinnung Amberg-Sulzbach“ einig.

"Heute danken wir für die eingebrachte Ernte", erklärte Pfarrer Thomas Helm beim Festgottesdienst in der Schulkirche. 125 Jahre Bäckerinnung sei Anlass, die gelungene Arbeit der Bäcker zu würdigen. Immer weniger Menschen hätten mit Ernte zu tun, aber zuvor müsse die Saat „in den Dreck“ geschmissen werden, dann reife das Korn heran, werde zerkleinert, gemahlen und daraus Brot gebacken.

Auch die Eucharistie feiere die katholische Kirche mit Brot. Der Erntedank sei weit mehr als Nostalgie, man danke für Gesundheit und alles Gute im Leben. Stimmgewaltig wurde der Festgottesdienst umrahmt von der Hohenburger Blaskapelle. Oberbürgermeister Michael Cerny betonte, dass Bäcker ein bedeutender Beruf sei, der aus Mehl, Wasser und Hefe eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel herstelle: das Brot.

Über zwölf Innungen

Die den Bäckerinnungen angeschlossenen Handwerker würden keine in Fabriken hergestellte Massenware liefern, sondern frisch duftendes knuspriges Brot und dabei möge es weiterhin bleiben. "Unser Brot ist weltweit einmalig", betonte der stellvertretende Landrat Franz Mädler – und darauf könnten unsere Bäcker stolz sein, die vor 125 Jahren ihre Innung gegründet haben. Heute stünde das Handwerk allgemein vor großen Herausforderungen, aber er sei sicher, dass die Bäcker mit großer Leidenschaft daran arbeiten, auch weiterhin das hochwertige Lebensmittel Brot herzustellen.

Rund 400 Handwerksbetriebe gehören über zwölf Innungen der Kreishandwerkerschaft Amberg-Sulzbach an, so Kreishandwerksmeister Dietmar Lenk. Er betont: "Es fehlt uns nicht an Arbeit, sondern an jungen Nachwuchskräften." Die von Innungsobermeister Alfred Schuller geäußerte Bitte um „Redezeit in gebotener Kürze“ überschritt Stephan Kopp, der Geschäftsführer des Landesverbands für das bayerische Bäckerhandwerk deutlich, wies in seinen Ausführungen aber darauf hin, dass die Bäcker mit der Gründung ihrer Innung vor 125 Jahren in „guter Gesellschaft“ gewesen seien, denn das gleiche Gründungsjahr hätten Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und der FC Barcelona.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwälzungen habe es seither in Europa gegeben, die damals gegründete Bäckerinnung habe bis heute Bestand, habe sich als zentrale Institution des Bäckerhandwerks im Raum Amberg etabliert. Innungen seien Ansprechpartner, Mittler, Ratgeber und Unterstützer der Handwerksbetriebe, beraten in Ausbildungsfragen, helfen bei Betriebsübergaben und vertreten ihre Innungsmitglieder gegenüber Behörden. Koop hob hervor, dass aktuell die anfallende Arbeit zu-, die Mitgliederzahlen aber abnehmen. Derzeit gehören rund 1200 Bäcker dem Landesinnungsverband an, aber jährlich treten 60 bis 80 aus. Begründet werde das mit Nachwuchsmangel und überbordende Bürokratie.

Immer weniger Betriebe

Seit Corona gelte das Bäckerhandwerk sogar als systemrelevantes Handwerk, ohne Bäcker fehle eine Grundlage zum Leben, das tägliche Brot – auf vieles andere könne man verzichten. Unaufhaltsam sei ein Strukturwandel, denn Betriebe werden immer größer, kleinere Bäckereien gingen zahlenmäßig zurück. Aber diesen Trend aufzuhalten, sollte im Interesse aller liegen, um das Kulturgut Backen mit seinen rund 3000 Produkten zu erhalten.

Zum Takt der Hohenburger Blaskapelle zog die Festgesellschaft durch die Fußgängerzone zum Winkler, wo Roland Birkl mit einem Dia-Vortrag die 125-Jährige Geschichte der Bäckerinnung Amberg-Sulzbach Revue passieren ließ, dabei auch feststellte, dass Innungen die ersten Sozialversicherungen für selbständige Handwerker waren. Heute sei ein trauriger Trend festzustellen: das Bäckereisterben. Vor 40 Jahren habe es in Amberg noch 26, im Landkreis 44 Bäckereien gegeben, heute existieren in Amberg nur noch fünf eigenständige Betriebe.

Birkl erinnerte an zahlreiche Jubiläen und gesellschaftliche Ereignisse der Bäckerinnung, an Brot- und Stollenprüfungen sowie die größte Weißwursttafel 2013 in Amberg. "Wir Bäcker beliefern täglich unsere Kunden und werden das auch in Zukunft in bewährter Weise so aufrechterhalten", so Birkl abschließend.

 
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