Die Amberger Schultheatertage stehen bevor. Im Stadttheater Amberg gab es bei der Auftaktveranstaltung Szenenausschnitte aller Schultheatergruppen zu sehen. Den Anfang machten die Jüngsten: Mit „Coco Superstar“ (S. Engelhardt/M. M. Schulte) trat die Musicalklasse der 5. Klassen des Max-Reger-Gymnasiums (MRG) auf die Bühne. Titelfigur Coco wird zu einem Konzert in der Stadt erwartet, und eine einzige Schülerin darf sie vorher „backstage“ treffen. Alle reißen sich darum, doch die Schulleiterin will den oder die „Beste“ nach Schulnoten auswählen. Was für ein Kriterium. Die Empörung darüber wird durch gut einstudierte chorische Bewegungen dargestellt. Dass man auf eine Auflösung der Problemlage hoffen darf, deutet der Auftritt des Hausmeisters an.
Märchen und Rätselhaftes
Die Unterstufen-Theatergruppe „Die Eulenspieler“ vom Erasmus-Gymnasium (EG) stellte die Ausgangssituation ihres Stücks „Auf der Suche nach dem verlorenen Lachen“ dar (frei nach Tilmann Zielke). In diesem Märchenstück steht Prinzessin Sorrisina im Mittelpunkt, die mit ihrem Lachen alle ansteckt – sogar die Bäume. Doch die Prinzessin lacht auch ihre Bewunderer aus, die sie gern heiraten würden: Einen muskelbepackten Athleten, einen Selbstverliebten - und einen, der keine Kritik verträgt. Aus Wut über die Abweisung der Prinzessin raubt dieser ihr das Lachen. Man kann gespannt sein, wie die Prinzessin es wiederfindet.
Die Theatergruppe „Spotlights“ (6./7. Klassen) des Gregor-Mendel-Gymnasiums (GMG) führt das Publikum in die Antike – jedenfalls am Anfang. In „Wenn Götter eine Reise machen“ (Samira Rippegather) sind die Götter im Olymp ziemlich angeödet, denn die Menschen interessieren sich nicht mehr für sie. Die olympische Höhe ist auf der Bühne durch drei weiße Hocker symbolisiert, auf denen die Götter in weißen Gewändern stehen, Blitze in der Hand, und feststellen, dass sie auf der Erde nach dem Rechten sehen müssen. Erstaunt sehen sie, dass es dort Verbrechen und Unrecht gibt. Das motiviert die Herrschaften zu Gegenmaßnahmen.
Die „Räuberschwestern am Höllenschlund“, entwickelt von der Theatergruppe „Theaterfieber“ (Schönwerth-Realschule), beginnt mit einer Szene, die das Räuberleben einer großen Bande zeigt: Hier wird gemeinsam marschiert, gekocht, gespielt, geredet – alles sehr harmonisch … bis die Ungeheuer im Räuberwald auftauchen, Zwietracht säen und die ganze Gemeinschaft durcheinanderwirbeln – durch einen Farbensturm an der Bühnenrückwand untermalt und von den Räuberschwestern durch ihr Spiel gezeigt. Ob sie sich davon wieder erholen?
„Das Geheimnis des Uhrmachers“ (Franziska Bold) trägt das Rätselhafte im Titel. Die Theatergruppe der Unterstufe des MRG beginnt in einem Uhrengeschäft; die Gehilfin des Uhrmachers hat die dort ausgestellten Exemplare abzustauben. Als sie eines davon in die Hand nimmt, fängt es plötzlich an zu leuchten, der ganze Laden bebt – und die bunte Truppe im Hintergrund erwacht zum Leben: Ein Neandertaler, ein chinesischer Krieger, sogar Shakespeare meldet sich zu Wort. Kann die besondere Uhr repariert werden, damit die aus der Zeit Gefallenen wieder zurückfinden?
Aus der Welt der Gegenwart
Bei den „Lästerschwestern“ (Entwicklung: GMG-Mittelstufentheatergruppe) findet das Publikum eine Schulsituation vor: Eine neue Mitschülerin, die offenbar gute Noten gewöhnt ist, fühlt sich schon ganz wohl – bis die „Lästerschwestern“ erscheinen; besonders wirkungsvoll zelebriert deren Anführerin ihren Auftritt, indem sie mit wehenden Haaren ein Rad schlägt. Bald wird klar: Hier soll alles nach ihrem Wunsch laufen. Wie dieser dominanten Person die Grenzen aufgezeigt werden, bleibt abzuwarten.
Im Stück „Die Vorstellung“ (Peter Reul) der Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des MRG treffen unterschiedliche Typen aufeinander, durch Kleidung und Accessoires gut zu unterscheiden; es wird zunächst „Reise nach Jerusalem“ gespielt: Wer keinen Platz findet, wenn die Musik aufhört, ist ausgeschieden – und da zeigt sich, wie die Einzelnen mit den Mitspielern umgehen. Manche ignorieren die Spielregeln, andere weigern sich mitzumachen. Jede Menge Stoff für Komplikationen!
In einer freien Abwandlung des bekannten Shakespeare-Stücks spielt die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe des EG „Romy & Julia“ – beruhigend: Hier stirbt niemand. Die Ausgangssituation, dass zwei zerstrittene Familien nebeneinander wohnen, wird mit einfachen Kostümen, aber starker Gestik und Mimik unmittelbar deutlich; die Reaktion beider Familien auf die Entdeckung, dass Romy (aus der einen Familie) und Julia (aus der anderen) sich angefreundet haben, lässt darauf schließen, dass bis zu einem Happy End noch ein weiter Weg ist.
„Das Experiment“ der GMG-Theatergruppe „Die Oskars“ bezieht sich auf eine Studie von 1971 an der kalifornischen Stanford-Universität. Das Ganze wird in die Gegenwart eingebettet: Ein Psychologie-P-Seminar hat sich als Projekt vorgenommen, in der eigenen Schule das "Stanford-Prison-Experiment" nachzuspielen. Die Rollen der „Wärter“ und der „Gefangenen“ werden ausgelost; ähnlich wie im originalen Experiment verselbständigen sich die Rollen bald. Die Fakten stellt die GMG-Truppe auf Texttafeln vor, in Standbildern der Darstellenden blitzlichtartig verdeutlicht. Die alptraumhafte Unwirklichkeit des Geschehens zeigt sich, wenn sich zwischendurch Gefangene in ihren orangefarbenen Overalls und Wärter in dunkelblauen Uniformen tanzend wiegen – während eine der Teilnehmerinnen durch die psychische Belastung dem Tod nahe ist. Ein nachdenklich machendes Stück über Macht und Machtmissbrauch.
Die Theatergruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen (7.-12. Klassen) präsentierte einen Ausschnitt aus „Der Trojanische Krieg findet nicht statt“ (Jean Giraudoux). Dass dieser Krieg nicht stattfindet, ist jedenfalls die Hoffnung der Vernünftigen. Der Grund für die explosive Lage zwischen Griechenland und Troja: Die sprichwörtlich schöne Helena wurde vom trojanischen Prinzen Paris entführt – riskant, denn sie ist die Schwägerin des griechischen Königs. So kommt eine ganze Flotte griechischer Schiffe, um Troja zur Rückgabe der Helena zu zwingen. - Die Argumente der friedfertigen Fraktion Trojas stoßen jedoch auf taube Ohren, der Dichter schwärmt, es sei das Schönste, auf dem Schlachtfeld fürs Vaterland zu sterben. Angesichts der Schlachtfelder, die in den täglichen Nachrichten zu sehen sind, ein bedrückend aktuelles Thema.
Charmante Moderation durch Theaterklasse
Verbindende Moderationen vor allen Beiträgen kamen in diesem Jahr erstmals aus der Theaterklasse des GMG und waren jedes Mal eine erfrischende Einstimmung.
Aufführungstermine
- Donnerstag, 7. März 19.30 Uhr: "Der trojanische Krieg findet nicht statt", Dr.-Johanna-Decker-Schulen – Gerhardinger-Saal
- Donnerstag, 14. März 19.00 Uhr: "Romy und Julia", Erasmus-Gymnasium – Aula
- Dienstag, 19. März und Mittwoch, 20. März 19.30 Uhr: "Das Experiment", Gregor-Mendel-Gymnasium – Aula
- Dienstag, 7. Mai 19 Uhr: "Das Geheimnis des Uhrmachers", Max-Reger-Gymnasium – Multifunktionsraum
- Dienstag, 7. Mai 19.30 Uhr: "Die Vorstellung", Max-Reger-Gymnasium – Multifunktionsraum
- Mittwoch, 12. Juni und Donnerstag, 13. Juni 19.30 Uhr: "Wenn Götter eine Reise machen", Gregor-Mendel-Gymnasium – Aula/Mensa
- Donnerstag, 13. Juni und Freitag, 14. Juni 19 Uhr: "Auf der Suche nach dem verlorenen Lachen", Erasmus-Gymnasium –Aula
- Donnerstag, 20. Juni 19.30 Uhr: "Coco - Superstar", Max-Reger-Gymnasium – Multifunktionsraum
- Donnerstag, 27. Juni 19.30 Uhr: "Räuberschwestern am Höllenschlund", Franz-Xaver-von-Schönwerth-Realschule – Aula im Neubau
- Mittwoch, 3. Juli 19.30 Uhr: "Krabat", Dr.-Johanna-Decker-Schulen – Gerhardinger-Saal
- Donnerstag, 4. Juli 19 Uhr: "Aladin und die Wunderlampe", Max-Reger-Gymnasium – Multifunktionsraum
- Noch ohne Termin: "Lästerschwestern", Gregor-Mendel-Gymnasium – Aula (wird rechtzeitig angekündigt)
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