Fragt man Maria-Elisabeth und Johannes Lösche nach dem Geheimnis einer jahrzehntelangen Ehe, dann geben sie ganz bescheiden eine simple, aber anrührende Antwort: "Wir haben uns ein Versprechen gegeben und das halten wir." Zum 60. Hochzeitstag am Montag schaute auch Bürgermeister Franz Badura als Gratulant im Wohnhaus der beiden in der Amberger Altstadt vorbei. Standesamtlich geheiratet hatten Maria-Elisabeth und Johannes am 23. Juni 1965 im Regensburger Rathaus, kirchlich wurden sie drei Tage später in Erlangen getraut. In Erlangen nämlich hatten sie sich kennengelernt, während des Studiums.
Mit vielen Geschwistern
Vielleicht, so sinnieren die Lösches, hängt ihre lange Ehe auch damit zusammen, was sie gemeinsam haben: Beide sind Pfarrerskinder, beide aus kinderreichen Familien, beide die Zweitgeborenen. Johannes Lösche wuchs in Sachsen auf, sein Vater war als Mitglied der Bekennenden Kirche im Widerstand gegen die Nazis, fiel später an der Ostfront. Warum Johannes Lösche Theologie studierte und Pfarrer werden wollte, begründet er so: "Ich hatte das Gefühl, ich musste das fortführen, was mein Vater angefangen hatte." Seine spätere Frau wuchs in einer kinderreichen Pfarrersfamilie im Schwäbischen auf.
Mag es Zufall sein, mag es Schicksal sein: Zum Studium verschlug es beide über Umwege nach Erlangen. Der angehende Pfarrer fanden sofort Gefallen an der jungen Medizinstudentin, als er neben ihr am Fenster der Uni stand und sie in Richtung Botanischer Garten blickte. Maria-Elisabeth Lösche hat ihr Medizinstudium nicht mit dem Examen abgeschlossen, als Frau eines Pfarrers war es seinerzeit üblich, keinen Beruf auszuüben, sondern sich stattdessen in der Kirchengemeinde zu engagieren.
Seelsorger für Paulanergemeinde
Nürnberg-Mögeldorf, Regensburg, Bad Neustadt an der Saale waren die Stationen, in denen Johannes Lösche als evangelischer Seelsorger wirkte und mit seiner Frau, Sohn Andreas und Tochter Katharina lebte. 1980 wechselte er als Pfarrer an die Amberger Paulanergemeinde, ab 1992 war er in Pommelsbrunn. Für den Ruhestand kamen für das Ehepaar nur drei Städte in Frage: Erlangen, Nürnberg oder Regensburg. Doch da spielte das dritte Kind, die 1990 in Amberg geborene Sophia, nicht mit. Als die Familie ein Haus in der Amberger Altstadt besichtigte, willigte auch das damals 14-jährige Nesthäkchen ein. So kam es, dass Maria-Elisabeth und Johannes Lösche heute wieder in Amberg leben und sich hier sehr wohl fühlen.
"Wir passen ganz gut zusammen", urteilt die 82-Jährige über sich und ihren Mann. Gemeinsam unternehmen sie Städtereisen und gehen gerne aus, bevorzugt zum Schießl oder ins Casino. Der 86-Jährige sammelt Briefmarken, wobei sich dieses Hobby hauptsächlich darauf beschränkt, wie er augenzwinkernd anmerkt, die Marken ins Album einzusortieren. Außerdem schreibt er seine Lebenserinnerungen auf und engagiert sich für die BI Menschengerechte Stadt. Das Hobby Lesen wiederum teilt er sich mit seiner Frau. Maria-Elisabeth Lösche trifft sich einmal im Monat mit ihrer Literaturgruppe, schätzt die Fußläufigkeit in Amberg und genießt es, auf dem Markt einzukaufen.
Auszeit mit der Familie im Südharz
Zum 60. Ehejubiläum gönnt sich das Ehepaar eine Auszeit vom Alltag: ein Wochenende mit der Familie, zu der auch sechs Enkel zählen, im Südharz. Die Einstellung von Maria-Elisabeth und Johannes Lösche zum Leben und zu den Brüchen im Leben zeigt sich auch im Umgang mit dem Furchtbarsten, was Eltern je widerfahren kann: Vor sieben Jahren wurde die jüngste Tochter ermordet. "Wir sind dankbar, dass wir Sophia 28 Jahre lang haben durften", sagen sie leise.
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