Amberg
04.08.2023 - 20:46 Uhr

600 Trauergäste erweisen Amberger Alt-OB Wolfgang Dandorfer die letzte Ehre

Am Ende waren es drei überraschende Böllerschüsse am offenen Grab von Wolfgang Dandorfer, die die Trauernden zusammenzucken ließen. Da wurde es quasi körperlich noch einmal spürbar, welch großer Verlust der Tod Dandorfers für Amberg ist.

Die Pfarrkirche St. Georg konnte die Menschen nicht fassen, die am Freitag zum Reqiuem von Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer gekommen waren. Etliche Amberger feierten den Gottesdiensten auf eigens aufgestellten Bänken vor dem Gotteshaus mit. Insgesamt dürften es um die 600 Trauergäste gewesen sein, die Dandorfer die letzte Ehre erwiesen.

Darunter sah man viele inzwischen aus dem Amt geschiedene bekannte politische Köpfe – Emilia Müller (bayerische Europaministerin), Hans Schaidinger (OB Regensburg), Ulrich Maly (OB Nürnberg), Alois Karl (Bundestagsabgeordneter) – und auch aktuelle sowie ehemalige Abgeordnete, Landräte, Bürgermeister und Amtsträger aller Couleur. Natürlich fehlten auch die Amberger Vereine nicht, wie der Einzug der Fahnenabordnungen zu Beginn ebenso zeigte wie die Feuerwehrmänner und Bergknappen in ihren Uniformen.

Vom Oberministranten zum Oberbürgermeister

An der Spitze der Amberger Pfarrer, die den Gottesdienst zelebrierten, stand Regionaldekan Markus Brunner. Er predigte zum Evangelium von den anvertrauten Talenten – was eigentlich eine antike Maß- und Währungseinheit meint, in der modernen Bedeutung aber viel besser zum Wirken von Wolfgang Dandorfer passt, wie Brunner darlegte. Der Geistliche blendete zurück auf das Leben des 1949 in Vilseck geborenen Lehrersohns, der in Amberg aufwuchs und hier bald Oberministrant und Pfarrjugendführer wurde. „Beim Milchholen“ begegnete er einer jungen Dame mit Namen Christa, die zur Liebe seines Lebens wurde, wie er später Freunden gegenüber oft betonte. Der Eheschließung 1974 folgte im Lauf der Jahre die Geburt der drei Kinder. Ihren Urlaub verbrachte die junge Familie meist in den Alpen bei Berchtesgaden, in der Ortschaft Ainring. Von dort stammte Wolfgang Dandorfers Mutter.

Brunner beschrieb den Verstorbenen als einen Menschen, der ein gutes Schafkopfspiel mochte, das Wandern, das Radfahren, den Fußball. Und der als Opa stolz auf seine geliebten Enkel war. Sein wichtigstes Talent sei die politische Begabung gewesen, die er auf der Basis seiner christlichen Wertvorstellungen entwickelt habe. Laut Brunner hat Dandorfer „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen dem Gemeinwohl gedient und dabei Großes vollbracht“. Oder in Bezug auf das Gleichnis im Evangelium: „Was ihm in Ehren anvertraut war, hat er nicht gehortet, sondern zur Entfaltung gebracht.“ Zum Besten seiner Heimatstadt.

Talent früh erkennbar

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begann den Reigen der Trauerreden am Ende des Gottesdienstes. Er richtete auch die Anteilnahme von Ministerpräsident Markus Söder und vor allem von Finanzminister Albert Füracker aus, „dessen Tante zur selben Stunde beerdigt wird“. Herrmann erinnerte sich daran, wie sein aus Amberg stammender Vater, der in den 80er Jahren Mitglied des Senats war, 1982 den neuen Amberger Landtagsabgeordneten Wolfgang Dandorfer in den höchsten Tönen gelobt hatte.

Als Dandorfers besondere Begabung schätzte der Minister den Blick für zukünftige Chancen und Entwicklungen ein. Was etwa zu seiner aktiven Mitwirkung an der Gründung der Metropolregion Nürnberg geführt habe. Die Ansiedlung der OTH in Amberg und Weiden 1994 sei ein Beispiel, wie der damalige Oberbürgermeister nicht nur Ideen entwickelte, sondern auch Menschen davon überzeugte und Mehrheiten dafür gewann. Den dank der CSU bekundete Herrmann mit den Worten: „wir können stolz und dankbar sein, dass er seit 1971 bei uns seine politische Heimat hatte“.

"Konnte fuchsig werden"

Oberbürgermeister Michael Cerny stufte seinen Amtsvorgänger als einen Mann ein, der nie überheblich oder abgehoben war, sondern den Bürgern mit Respekt und Wertschätzung gegenübertrat. Eine Folge davon: „Er konnte fuchsig werden, wenn er Gesetze oder Entscheidungen für ungerecht hielt.“ Die Liste von Dandorfers politischen Erfolgen sei beeindruckend lang: „Sein Lebenswerk hat unsere Stadt geprägt.“

Bürgermeister Martin Preuß sprach auf Wunsch der Familie für die Amberger CSU sowie die Vereine, Verbände und Institutionen in der Stadt, von denen viele den Alt-OB zu ihren Mitgliedern zählen durften. Für Preuß war Dandorfer „ein besonderer Mensch“. Seine prägendste Eigenschaft: „Sein Platz war unter den Menschen; er hatte stets ein offenes Ohr für ihre Anliegen, Sorgen und Probleme.“

In der Familie glücklich

Im Namen der Familie Dandorfer drückte Simon Wittmann, der frühere Landrat von Neustadt/Waldnaab, den Dank an die Trauergäste aus. Er habe Wolfgang Dandorfer seit 50 Jahren gekannt, blickte der CSU-Politiker zurück. In dieser Zeit sei eine tiefe Freundschaft entstanden. Erst letzten Sonntag hätten die beiden Ehepaare wieder zu einer Radtour auf dem Alpe-Adria-Radweg bis nach Triest starten wollen. „Heute wären wir in Triest angekommen.“ Wittmann konnte erzählen, wie Dandorfer nach dem Ende seiner Amtszeit vom OB zum Familienkoch mutiert war und wie sehr er diese Jahre genossen hatte: „Denn der Mittelpunkt seines Lebens war die Familie.“

Die Liebe zur Natur und zu den Bergen sei Wolfgang Dandorfer von seinem Großvater vermittelt worden. Als charakteristisch für die Persönlichkeit seines Freundes nannte Wittmann drei Eigenschaften: „Er war tolerant, nie nachtragend, zur rechten Zeit gelassen.“ Insgesamt eine „ganz große Führungspersönlichkeit“, die nie die Bodenhaftung verloren habe.

Musikalischer Abschluss des Gottesdienstes war das Lied „Von guten Mächten“, das Dandorfer-Nichte Anna Opitz sang. Untermalt wurde es an der Trompete von Bürgermeister Franz Badura, der im Anschluss auch die Beerdigung auf dem Katharinenfriedhof mit dem „Näher mein Gott zu dir“ einleitete.

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Amberg04.08.2023
 
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