Amberg
22.10.2020 - 14:00 Uhr

Vor 75 Jahren gründet sich in Amberg die SPD: Arbeiter im Goldenen Anker

Es nieselte und war kalt. Keine idealen Bedingungen, um den 75. Jahrestag der Wiedergründung der Amberger SPD zu feiern. Im Schutz des Durchgangs zum Rosengarten gab es eine Rückschau auf das Jahr 1945 und eine leckere Geburtstagstorte.

von usc

„Die SPD hat in den letzten 75 Jahren die Politik in Amberg mitgeprägt. Auch wenn wir noch nie einen gewählten Oberbürgermeister gestellt haben, so haben wir doch wesentlich beim Aufbau dieser Stadt mitgewirkt“, sagte Stadtverbandsvorsitzender Dieter Weiß. Er schickte seinem Rückblick den Hinweis voraus, dass es sehr schwierig gewesen sei, Material zur Wiedergründung der SPD zu finden. Nachforschungen im Amberger Stadtarchiv seien ins Leere gelaufen.

Aber laut Weiß befinden sich Originaldokumente der amerikanischen Militärregierung im nationalen Archiv der USA in Washington, Kopien eventuell im Landesarchiv in München. Weiß trug trotzdem ein paar Fakten zur Wiedergründung vor 75 Jahren und die Zeit davor zusammen. Am 18. Mai 1873 fand im Gasthof „Zum Goldenen Anker“ die erste sozialdemokratische Arbeiterversammlung in Amberg statt. Eine Woche später wurde dort die Amberger SPD gegründet. Am 22. Juni 1933 verboten die Nazis die SPD als „staats- und volksfeindliche“ Partei. Amberg wurde am 23. April 1945 von amerikanischen Truppen eingenommen. Sie setzten am 13. Mai den Sozialdemokraten Christian Endemann zum Oberbürgermeister ein. Es war nun seine Aufgabe, die erste Kommunalwahl nach der Befreiung vom Faschismus zu treffen. Auch für die Entnazifizierung Ambergs war die neue Stadtführung verantwortlich. Im Jahr 1945 wurden etwa 300 Beschäftigte der Stadt Amberg entlassen, weil sie aktive Nationalsozialisten waren. Nach der Befreiung Ambergs musste die SPD feststellen, dass viele ehemalige Weggefährten fehlten. Die Amerikaner wussten, dass die Sozialdemokraten schärfste Gegner des Naziregimes waren. Weiß zitierte dazu aus Aufzeichnungen von Fritz Renner: „Ich kann mich an keinen erinnern, der nicht wieder angepackt hatte. Alle waren wieder mit Begeisterung dabei und sofort zur Stelle. Resignation oder so etwas hat es überhaupt nicht gegeben.“

Ein provisorischer Vorstand stellte im Sommer 1945 den Antrag auf eine Parteilizenz. Am 19. September 1945 erhielt der SPD-Stadtverband Amberg die Genehmigung für die Wiedergründung. Am 22. Oktober wählte man Hans Pfab zum ersten Nachkriegsvorsitzenden. Am 11. November fand die erste Mitgliederversammlung statt. Hauptredner war Christian Endemann. Hier schob Dieter Weiß eine kleine Geschichte ein: Die Amerikaner boten Christian Endemann und Fritz Renner die Lizenz für eine sozialdemokratisch ausgerichtete Zeitung für Amberg an. Nach kurzer Bedenkzeit lehnten sie ab, weil Christian Endemann als Bürgermeister schon genug beschäftigt war und weil Fritz Renner sich es nicht zutraute eine Zeitung zu machen. Noch viele Jahre später hat er dies bereut, wie Weiß recherchierte.

Weiß führte in seinem Rückblick jene Mitglieder an, die an vorderer Stelle beim Wiederaufbau der SPD geholfen haben: Hans Pfab, Josef Regner, Josefine Rupprecht, Martin Ibler, Andreas Heuberger, Fritz Renner und Christian Endemann. „Viele von ihnen waren später als Stadträte, Bürgermeister oder Abgeordnete zum Wohle der Stadt Amberg tätig.“ Die SPD habe in den letzten 75 Jahren die Politik in Amberg mitgeprägt. Weiß resümierte: „Auch wenn wir noch nie einen gewählten Oberbürgermeister gestellt haben, so haben wir doch wesentlich beim Aufbau mitgewirkt. Themen, die jetzt als modern gelten, wie zum Beispiel Umweltschutz oder Fahrradwege, haben wir schon seit Jahrzehnten im Blick.“

Die Co-Vorsitzende des Stadtverbands, Simone Böhm-Donhauser, unterstrich die Bedeutung, die die Belebung der Schiffgasse für die Amberger SPD hat. Sie erinnerte daran, dass die SPD vor einigen Jahren mit ihren Zwei-Stunden-Cafés für eine Belebung der Schiffgasse geworben habe. Erfreulich sei, dass es Pläne von Gastronomen zur Belebung der Schiffgasse gebe, sagte Böhm-Donhauser. So werde in der ehemaligen Tanzschule Winter ein Hotel entstehen. Und nach der Sanierung des Notstain-Hauses gegenüber der Martinskirche sei dort ein Café geplant.

Amberg24.09.2020
 
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