Man mag ja über die IG Menschengerechte Stadt und Achim Hüttner sagen, was man will, aber niemand kann diesen Fakt bestreiten: Sie sorgen für Engagement, Diskussionen und die daraus folgende Meinungsbildung innerhalb, aber auch außerhalb der Stadt Amberg.
Das ist für diese Kleinstadt ein immenses Gelingen, wenn die fade Beteiligung der Allgemeinheit an Kunst und Kultur berücksichtigt wird. Eine weitere Tugend, die für Hüttners authentische Charaktereigenschaften spricht, ist sein Handeln aus Überzeugung. Anerkennung ist der Amberger Ikone egal. Es macht ihm nichts aus ein unbequemer Oberpfälzer zu sein. Sachverhalte klarzustellen ist dem Künstler dennoch wichtig.
Rund 70 Zuhörer
Deswegen schrieb er auch sein Buch „Bleib schön, Amberg!“, vorgestellt in kurzer Zeit in humorvoller Manier in der Galerie „Bilderbücher“ zugehörig der Kult-Buchhandlung Mayr. Wie es das rund 70-köpfige Publikum gar am liebsten hat. Wer hört denn gerne 30-minütige Lobeshymnen auf sich selbst von sieben unterschiedlichen Sprechern zu? Der innewohnende, belesene Geist der Galerie sorgt für eine Atmosphäre des Besonderen, fast Sakralen. Artefakte und ausgestellte Malerei von Heini Hohl, Georg Seger und Achim Hüttner vermitteln unterbewusst noch einmal mehr die Authentizität ihres Handelns. Kreatives Schaffen steht über dem Ideenklau ohne Umsetzung so mancher Entscheidungsträger der Stadt. Oder das Gegenteil passiert. "Was ist denn das für ein schrecklicher Einfall? 50 000 Euro für einen Selfie-Point, den niemand will oder braucht?", erwähnte Achim Hüttner mit einem Schmunzeln.
So las Stefan Reuther mit dem nötigen Verständnis und Humor auf seine melodische Weise aus Hüttners Niedergeschriebenen für nachfolgende Generationen: „Man begrüßte mich, die Stadträtin und Vorsitzende der Frauen-Union, Michaela Frauendorfer, fragte generös, ob ich auch mit auf das Foto wolle. Mir verschlug es die Sprache, dennoch stellte ich mich zu denen, die nun die verkehrsberuhigte Schiffgasse als ihren Erfolg einheimsen wollten.“
Seitenhiebe und Respekt
Nicht nur Sarkasmus und Seitenhiebe findet der Leser – auch Anerkennung und Respekt. „Einmal luden wir auch Bedürftige der Tafel zu Kaffee und Kuchen ein. Wegen des einsetzenden Regens baten wir Landrat Reisinger um Hilfe. Spontan und unkompliziert konnten wir unsere Tische und Bänke in der Durchfahrt zum Landratsamt aufstellen. So also kann Unterstützung durch die Verwaltung auch aussehen.“ Letztendlich erhält der Leser eine Antwort auf die von Hüttner gestellte Frage „Wem gehört die Stadt?“
Mit der kleinen Auflage von 500 Exemplaren ist dieses Werk das Must-Have eines neugierigen, informierten und überzeugten Ambergers. Es liest sich, wie der ehemalige Lehrer spricht. Eine Darstellung des Erreichten der IG, aber auch der Niederlagen mit vielen Illustrationen. Als Schmankerl verlieh Stefan Reuther seine Stimme an die Hörbuch-Version.
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