Amberg
02.10.2024 - 16:20 Uhr

Amberg und Egerländer pflegen seit 70 Jahren eine tiefe Freundschaft

Was 1954 begann, soll auch über viele nachfolgende Generationen hinweg bestehen: Freundschaft, Mitgefühl und Miteinander. Die Patenschaft der Stadt Amberg mit den Vertriebenen aus Eger besteht nun schon seit 70 Jahren. Ein Grund zum Feiern.

Eine geschichtliche Aufarbeitung sollte die Patenschaft zwischen Amberg und Eger ermöglichen. Ein Zusammenfinden der vertriebenen Familienmitglieder und Freunde. Die Stichworte: Räume zur Einrichtung eines Archivs. Bewahrung von Kultur und Kunst. Und einen Ort der Geborgenheit – der zweiten Heimat.

Der damalige Oberbürgermeister Josef Filbig setzte alles daran, den Vertriebenen einen Egerer Landtag durch eine Patenschaft der Stadt Amberg zu ermöglichen. "Amberg Stadt und Eger Land, in Freud und Leid stets Hand in Hand. Vor Herzen seid ihr uns willkommen!" Mit diesem Zitat von Filbig eröffnete Bürgermeister Martin Preuß den Festakt im Amberger Rathaus. Er pflege es, Filbig ansonsten wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit nicht zu zitieren. Jedoch hätten diese Worte bis dato ihre Gültigkeit.

Ein Recht auf Frieden

Filbig habe zudem aus dem berühmten Drama "Vor Sonnenaufgang" des Literatur-Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann zitiert: "Ich schlage mich auf die Seite derer, die Unrecht erleiden, weil ich weiß, dass ohne Recht kein Friede möglich ist und ein Friede in Unrecht nur neuen Krieg gebiert." Mit Hinblick auf heutiges Kriegsgeschehen sollte der geschichtliche Rückblick zum Nachdenken anregen. Preuß: "Die aus Eger und dem Umland Vertriebenen stehen bis heute für die historische Wahrheit, gleichzeitig aber auch für Versöhnung, Frieden und Einheit."

Patrick Waag, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs und Enkelsohn eines Vertriebenen, erwähnte in seinem Referat auch Erzählungen seines Großvaters Willibald Waag. So erzählte dieser, er sei vielmehr geflohen und landete zwischen dem heutigen Tschechien und Deutschland an den unterschiedlichsten Orten. Schlussendlich half er bei den Amerikanern in Erding, bis er seinen Weg nach Amberg fand.

1949 erstes Bundestreffen

Am 3. Juli 1949 fand in Rothenburg ob der Tauber das erste Bundestreffen des Eghalanda Gmoin nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Unter der Leitung des ehemaligen Bürgermeisters Emil Janka, des Staatsarchivdirektors Heribert Sturm und Ernst Bartl entstand ein loser Verbund mit dem Ziel der Erneuerung des Egerer Landtags. Drei Jahre später, im Jahr 1952, wurde dieser in München als Verein konstituiert, mit Notar Hans Fischer als Vorsitzendem.

Waag wörtlich: „Die Patenschaft Amberg und Eger als reine Symbolpolitik abzutun, wäre aber ein Irrtum. Vielmehr steht sie heute nach 70 Jahren für eine über Jahrzehnte hinweg gelebte Erinnerungskultur. Sie ist Wegbereiter für eine erneuerte, gemeinsame und freundschaftliche Verbundenheit mit unseren tschechischen Freunden. Keine leere Geste, sondern ein lebendiges Zeugnis unserer gemeinsamen Geschichte und Teil einer Hoffnung auf eine fortwährend friedliche europäische Zukunft".

Traditionelle Tracht

Vereinsvorsitzender Wolf-Dieter Hamperl bereicherte den Festakt mit einem Vortrag über weitere geschichtliche Ereignisse des Egerer Landtags. Maria Rita Sagstetter, Archivdirektorin des Bayerischen Staatsarchivs Amberg, referierte über die Zugänglichmachung des Egerer Archivs durch ihre Institution. Den vierten Vortrag hielt der Direktor des Bezirksarchivs Eger, Karel Halla, über das Archiv als Ort der gemeinsamen Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Trio Egerländer Familienmusik Deistler in traditioneller Tracht.

 
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