Rund 200 Queere, Trans-Menschen, Non-Binary, deren Angehörige, heterosexuelle Familienmitglieder und Freunde versammelten sich am Samstag auf der Bleichwiese in Amberg, um einen Christopher-Street-Day zu feiern und auf ihre „Sicherheit durch Sichtbarkeit“ aufmerksam zu machen. Die Aktion war weniger als Demonstration gedacht, sondern eher als Aufklärungskampagne. Bürgermeister Franz Badura sprach zum Auftakt von Verständnis für das Anliegen aller Anwesenden, denn auch er wisse durch seine Sehbehinderung, wie sich Ausgrenzung anfühlt. Ausgrenzung war aber nicht das einzige Thema.
„Gefühle können nun mal niemandem abgesprochen werden“, erklärte die Mutter eines Trans-Mädchens aus dem Landkreis Schwandorf. Ebenso müsse man die Zweifel und Ängste Heterosexueller ernst nehmen, um verständnisvoll auch Unangenehmes ansprechen zu können. In den sozialen Medien sei der Umgangston beider Seiten rauer als im realen Leben, vor allem seit der Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz. Grünen-Bundestagsabgeordnete Tina Winklmann (Schwandorf) weiß um das Problem und die Ängste von Frauen bezüglich etwaiger Schutzräume: „Aber niemand, der sich als Trans-Mensch outet, würde mit bösem Willen agieren und dieses Gesetz missbrauchen. Das Hausrecht bleibt bestehen.“
Für mehr Akzeptanz
Florian Siekmann, Grünen-Landtagsabgeordneter aus München und Queerpolitischer Sprecher seiner Fraktion, fügte hinzu, dass Länder mit bestehendem Selbstbestimmungsgesetz keinen bedeutenden Anstieg mehrmaliger Änderungen des Geschlechtseintrags verzeichneten. Dieser Erfahrung stimmte auch CSU-Bezirksrat Peter Daniel Forster aus Mittelfranken zu, der sich in seinem Redebeitrag als Jugendbeauftragter für mehr Akzeptanz, aber vor allem für den Schutz der Queer-Gemeinde aussprach. Alexander Irmisch-Hergert, Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft SPD-Queer, kennt die unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen innerhalb der Community – auch deshalb sei der Christopher-Street-Day ein Zeichen der Aufklärung und ein Tag, um Netzwerke zu bilden und miteinander über Erfahrungen und Missverständnisse zu sprechen.
Phillip Pietsch leistete auch in diesem Jahr die organisatorische Arbeit, die bereits vor sechs Monaten begann. Dem Kunterbunt-Gründungsmitglied ist es ein Anliegen, die Akzeptanz für die Community in der Kleinstadt und im ländlichen Raum zu erhöhen. Vor allem das Selbstbestimmungsgesetz unterstütze Trans-Menschen, im rechtlichen Raum anerkannt zu sein: „Es ist einfach ein freiheitsberaubendes Gefühl, wenn ein Richter über mein Dasein und mein Leben entscheidet, wenn ich doch weiß, wer ich bin und mich auch so zeigen möchte.“
Masken-Problem schnell gelöst
Dankbar zeigte sich Pietsch gegenüber der Polizei – schließlich lebe die Gemeinschaft auch mit der Angst, von außen verbal oder körperlich angegriffen zu werden. Polizeirat Günter Grießhammer konnte diese Ängste jedoch schnell beseitigen und versicherte, dass Amberg grundsätzlich eine "sehr friedliche Gesellschaft" habe. Zudem könne er mit „ausreichenden Kräften“ den Schutz der Demonstranten gewährleisten. Noch bevor der Umzug starten konnte, musste der Polizeihauptkommissar aber geltendes Versammlungsrecht durchsetzen. Von den Teilnehmenden wollte jemand aus Nürnberg mit Hunde-Maskierung mitmarschieren. Die 25-jährige Person verstieß damit gegen das Vermummungsverbot. Das Problem konnte vor Ort aber schnell und friedlich gelöst werden, indem die Polizei die Personalien aufnahm. Im Gegenzug durfte die Person ihre Maske auflassen.
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