Amberg
26.07.2022 - 12:39 Uhr

Amberg ist jetzt offiziell eine insektenfreundliche Stadt

Im Amberger Stadtwappen ist ein Löwe zu sehen. Laut Rudi Leitl vom Landschaftspflegeverband würde aber auch ein Lindenprachtkäfer ganz gut passen. Er ist im Stadtgebiet auffallend stark vertreten. Das macht Amberg zu etwas Besonderem.

Das Ergebnis einer Studie sorgte im Oktober 2017 für Aufsehen. Über 27 Jahre hinweg hatten Forscher Insekten gezählt. Mit einem alarmierenden Ergebnis: Die Menge hat drastisch abgenommen. Innerhalb dieses Zeitraums habe sich die Anzahl um mehr als 75 Prozent reduziert. Der Begriff vom Insektensterben machte die Runde. Auch in Amberg.

Martin Sommer vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) kann sich noch gut an die Meldung und die Konsequenzen erinnern. "Die Nachricht hat damals eingeschlagen. Auch in der Politik. Sie hat damals zum ersten Mal gemerkt, dass sie was tun muss." In Bayern gibt es seitdem den Blühpakt. Zudem bekam der DVL den Zuschlag, Städte und Gemeinden auszuzeichnen, die sich besonders um die Rettung der Insekten bemühen. Dazu gehört seit Montag, 25. Juli, nun auch Amberg. Der DVL hat Amberg auf Vorschlag des Landschaftspflegeverbandes (LPV) Amberg-Sulzbach für ihr besonders insektenfreundliches Engagement bei der Pflege ihrer Grünflächen ausgezeichnet. Dieselbe Ehre wird in der Region auch den Gemeinden Birgland und Freudenberg zuteil.

Rudi Leitl vom LPV Amberg-Sulzbach hatte die Aufgabe, auszeichnungswürdige Kommunen vorzuschlagen: "Da ist mir auf Anhieb Amberg eingefallen." Nicht erst seit dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" (2019) sei die Stadt aktiv: "Da macht sich schon viel länger jemand Gedanken." Leitl meint damit die Stadt mit ihren zuständigen Ämtern, den Betriebshof, die Stadtgärtnerei und sogar Firmen: "Es gibt in Amberg viele Stellen, an denen sich die Natur entfalten darf. Selbst im Industriegebiet Nord blühen Blühstreifen."

Dolden-Milchstern und Kohllauch

Wer mit offenen Augen durch die Stadt gehe, entdecke zum Beispiel Pflanzen wie den Dolden-Milchstern und den Kohllauch, der auch Rosslauch genannt wird. Bei einem Rundgang durch den Stadtgraben, der der Auszeichnung vorausging, sagte Leitl: "Der Mensch muss erst das Sehen lernen, um diese Dinge wirklich wahrzunehmen." Denn vielen Ambergern sei gar nicht bewusst, wie grün und nachhaltig ihre Stadt ist. Er meint damit auch die alten Baumbestände, die die Stadt vorbildlich erhalte. Seltene Tiere könnten sich hier frei entfalten. Leitl: "Eigentlich müsste Amberg den Lindenprachtkäfer in sein Stadtwappen mit aufnehmen." Denn diese seltene Art sei in einer besonders hohen Population vertreten.

Was Rudi Leitl an Amberg besonders gefällt: Dank der Landesgartenschau 1996 sei die Stadt grüner geworden und es auch geblieben: "Amberg ist da in eine Vorreiterrolle hineingewachsen." Der Betriebshof betreue eine Fläche von etwa 70 Hektar (etwa je zur Hälfte Straßenbegleitgrün und öffentliches Grün). Hinzu kämen noch fünf Friedhöfe (etwa 14 Hektar) sowie die Außenanlagen von Schulen und anderen städtischen Gebäuden. Auf diesen Flächen kommen laut Leitl keine Pestizide zum Einsatz und mit Ausnahme von kleinen Flächen mit Wechselbepflanzung auch kein Dünger. Besonders hervorzuheben sei auch, dass auf diesen Flächen ein Pflegekonzept umgesetzt werde, bei dem ein großer Teil der Flächen nur einmal oder zweimal jährlich gemäht werde "oder auch mal gar nicht und zur Überwinterung stehen bleibt".

"Riesengroßes Lob"

Als Anerkennung dafür gab es nun von Martin Sommer vom Deutschen Verband für Landschaftspflege eine Florfliege aus Metall und damit auch den Titel "insektenfreundliche Stadt". Sehr zur Freude von Bürgermeister Martin Preuß: "Diese Auszeichnung ist ein riesengroßes Lob für die Mitarbeiter unserer Verwaltung." Bereits im Februar 2022 sei das städtische Forstamt Amberg für seine vorbildliche Bewirtschaftung der Waldflächen mit dem Staatspreis ausgezeichnet worden. Auch das sei ein Beleg dafür, dass die Stadt großes Interesse daran habe, Nachhaltigkeit zu fördern und Zukunftsthemen wie den Waldumbau in professioneller Weise anzupacken.

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege ist der Dachverband der 181 Landschaftspflegeorganisationen in Deutschland. Im Freistaat Bayern gibt es 64 Landschaftspflegeverbände und vergleichbare Organisationen.

Hintergrund:

Das macht der Landschaftspflegeverband (LPV) Amberg-Sulzbach

Der LPV berät vor Ort, beantragt Fördermittel und organisiert zum Beispiel die:

  • Pflege von Feuchtwiesen
  • Entbuschung und Beweidung von Trockenrasen
  • Pflanzung von Hecken und Obstbäumen
  • Gestaltung und Pflege von Waldrändern
  • Neuanlage von Feuchtbiotopen
  • naturnahe Umgestaltung von Gräben und Bächen
  • Beratung bei Gewässerunterhalt
  • Umsetzung von Artenhilfsprogrammen
 
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