Amberg
09.01.2024 - 11:58 Uhr

Amberg startet mit Kammermusik und einem „Viva Italia“ in das Jahr 2024

Mit mediterranen Klängen das neue Jahr zu beginnen und sich in das Sehnsuchtsland Italien zu träumen, dazu hatten die Stadt Amberg und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn ins ACC eingeladen. Die Gäste wurden nicht enttäuscht.

Nicht nur in Wien ist es gute Tradition, musikalisch in das neue Jahr zu starten. Auch in Amberg hat sich das Neujahrskonzert im Amberger Congress-Centrum zu einem Ereignis entwickelt, das im städtischen Kulturkalender zu Recht seinen festen Platz erobert hat. Anders als in der österreichischen Hauptstadt setzt man hier allerdings nicht nur auf Kompositionen im Dreivierteltakt, sondern bevorzugt die musikalische Vielfalt und gibt auch anderen Stilrichtungen immer wieder Raum.

Wie richtig man damit liegt, zeigte sich einmal mehr in diesem Jahr, in dem man mit dem renommierten Württembergischen Kammerorchester Heilbronn (WKO) ein Ensemble verpflichtet hatte, das sich durch seine orchestrale Klangpracht auszeichnet und auf höchstem Niveau musiziert. Es lud unter dem Motto „Viva Italia!“ – „Es lebe Italien!“ dazu ein, sich mitreißen zu lassen von der mediterranen Lebensart, die sich in den Werken italienischer Künstler, aber auch italienbegeisterter Komponisten aus dem Ausland eindrucksvoll widerspiegelt.

Wundervoller Konzertabend

Wer sich auf dieses Angebot eingelassen hatte, wurde reichlich belohnt. Auf ihn wartete ein wundervoller Konzertabend, der den Ruf Italiens als Sehnsuchtsland Nummer eins der Deutschen noch mehr gefestigt, ja befeuert haben dürfte. Unter der Leitung seines amerikanischen Chefdirigenten Case Scaglione, der das Orchester im Sommer 2024 nach fünf Jahren verlassen wird, gelang es dem Ensemble wie den Solisten mit Bravour, die Menschen im Zuhörerraum zu begeistern und in ihnen Leidenschaft für die Musik und das italienische Temperament zu entfachen.

Das lag zum einen an der ausgezeichneten Spielfreude der gut aufeinander abgestimmten Musiker, aus deren Mitte Konzertmeister Zohar Lerner mit einem Solo aus Antonio Vivaldis Zyklus der Vier Jahreszeiten sowie der preisgekrönte Cellist Jonas Palm mit seiner Interpretation von Gioachino Rossinis „Une larme“ („Eine Träne“) herausstachen. Das ist aber genauso dem 41-jährigen Case Scaglione zu verdanken, in dem Experten einen der talentiertesten Dirigenten der jüngeren Generation sehen und der es bestens verstand, die Klangkünstler wie auch das Publikum mit seiner einfühlsamen und mitreißenden Art zu inspirieren und zu beeindrucken.

Zum besonderen Glanz dieses Abends trug auch die Sopranistin Claudia Muschio bei, die ihre Gesangsausbildung an den Konservatorien Luca Marenzio in Brescia und Girolamo Frescobaldi in Ferrara absolvierte und mit „Caro nome“ aus Verdis Rigoletto sowie „Una voce poco fa“ aus Rossinis Barbier von Sevilla in zwei Arien brillierte. Der geheime Star dieses Abends war freilich Italien, dessen Sprache bereits den Ohren schmeichelt und dessen Musik in der Zeit der Romantik Weltruhm erlangte.

Italienische Serenade

Wie sehr man damit die Herzen der Menschen erreicht, hat auch die Werbung erkannt und sich Amilcare Ponchiellis „Tanz der Stunden“ aus der Oper La Gioconda bedient, um damit die Fernsehspots einer Firma für Tiefkühlbackwaren aufzuwerten. Dieses Stück gehörte ebenso zum Repertoire des Abends wie das „italienische Capriccio“, mit dem Pjotr Iljitsch Tschaikowski an die italienische Volksmusik anknüpfte, dessen Hauptthema den Gästen aber ebenso als Schlager von Freddy Breck in den Ohren geklungen haben dürfte. Die Ouvertüre der Verdi-Oper Macht des Schicksals, die Ouvertüre Nr. 2 „im italienischen Stil“, die Franz Schubert unter dem Einfluss Rossinis komponierte, Hugo Wolfs Italienische Serenade und der vierte Satz aus Felix Mendelssohn Bartholdys italienischer Sinfonie, die heute zu den beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerken des Komponisten zählt, gehörten außerdem zur Musikauswahl des Orchesters, das damit sein Versprechen einhielt und seine Gäste „auf eine Reise quer durch die mediterranen Klangwelten“ entführte.

Umso erstaunlicher war es, dass es nach diesem wunderbaren Ausflug in den Süden ausgerechnet der Radetzky-Marsch und damit ein dem über die italienischen Truppen siegreichen österreichischen Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz gewidmetes Musikstück war, das als zweite Zugabe den (zugegeben traditionellen) Schlusspunkt unter diesen Konzertabend setzte. Als Belohnung gab es minutenlange stehende Ovationen des Publikums im leider nicht ganz vollbesetzten Saal des Amberger Congress-Centrums – und die Aussicht darauf, dass das Orchester zur Spielzeiteröffnung 2025/26 im Stadttheater ein weiteres Gastspiel in Amberg geben wird.

 
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