Zum ersten Mal seit den Neuwahlen traf sich am Montagnachmittag der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Amberg-Sulzbach. Landrat Richard Reisinger begrüßte dazu neue, aber auch viele bekannte Gesichter. Neben einer kleinen Vorstellungsrunde, informierte er die neuen Mitglieder auch über allgemeine Abläufe im Ausschuss. Bei geöffneten Fenstern und in großem Abstand zueinander arbeitete man im König-Rupprecht-Saal des Landratsamtes zügig die Tagesordnungspunkte ab.
Thomas Schieder, der Leiter des Kreisjugendamtes, stellte dem Gremium den Entwurf des Jugendhilfehaushaltes für das Haushaltsjahr 2021 vor. Er erklärte, dass sich der Zuschussbedarf voraussichtlich auf 8.615.800 Euro belaufen werde, das sind 7010 Euro weniger als 2020. Schieder zeigte sich zufrieden, dass es hier "keine erdrutschartigen" Bewegungen gibt. "Denn was hier zu Buche schlägt, zahlen die Gemeinden durch die Kreisumlage", erläuterte Reisinger. Der Pro-Kop-Zuschussbedarf je Einwohner des Landkreises beträgt im Jahr 2021 damit 83,66 Euro gegenüber 83,73 Euro im Vorjahr.
Nachdem auch im Jahr 2020 weniger unbegleitete minderjährige Ausländer als erwartet zu versorgen waren, seien hier die Ausgaben und Einnahmen (Kostenerstattung) weiterhin deutlich zurückgegangen. "Die entsprechenden Ansätze wurden reduziert", heißt es dazu in Schieders Bericht. "Notwendige Hilfen für Familien mit Migrationshintergrund werden über die entsprechenden Haushaltsstellen als reguläre Hilfen bewirtschaftet und nahmen im Jahr 2020 merklich zu."
Corona enorme Belastung
Nach Beendigung des Lockdowns seien wieder mehr Hinweise auf Kindeswohlgefährdung beim Kreisjugendamt eingegangen, weshalb entlastende Hilfen installiert werden mussten. "Jedoch hielten sich die Fallzahlen trotz der enormen Belastungen für die Familien angesichts der belastbaren Jugendhilfestrukturen in Grenzen", erklärte Thomas Schieder.
Die Corona-bedingten Schulausfälle und Kontaktbeschränkungen hätten bei den Trägern der Jugendhilfe zu Einnahmeausfällen geführt, zum Beispiel bei der Schulbegleitung. Außerdem zu erhöhten Ausgaben. Zum Beispiel weil aufgrund der zusätzlichen Betreuung am Vormittag in stationären Einrichtungen mehr Personal benötigt wurde. Aufgrund des Sozialdienstleistereinsatzgesetzes wurden die Einnahmeausfälle, finanziert durch das Kreisjugendamt‚ gedämpft. Nachdem maximal 75 Prozent der durchschnittlichen Leistung des Vorjahres als Zuschuss gewährt und im Haushalt 2020 ohnehin die Ausgaben für das gesamte Jahr eingeplant worden seien, hätten sich keine überplanmäßigen Ausgaben ergeben.
Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes
Neben der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen habe sich das Kreisjugendamt umfassend der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes gewidmet, informierte Thomas Schieder. Dies hatte zur Folge, dass Bedarfe junger Menschen noch genauer in Bezug auf ihre möglichen Behinderungen geprüft wurden und das Kreisjugendamt bei (drohender) seelischer Behinderung als Rehaträger und nicht als Jugendhilfeträger tätig wurde. Bei einem Verdacht auf etwaige Behinderungen sei ein Gutachten beauftragt worden, um den Antrag und damit die Zuständigkeit korrekt prüfen zu können und die richtige Hilfe zu leisten.
Insgesamt verläuft das Haushaltsjahr 2020 stabil und auch in Bezug auf das Jahr 2021 scheint sich dieser Trend erfreulicherweise fortzusetzen.
Für erhöhte Ansätze im Jugendhilfehaushalt sind vorrangig Personalkostensteigerungen verantwortlich, erläuterte Schieder. Lediglich in einzelnen Bereichen seien Kostensteigerungen mit einem Anstieg der Fallzahlen zu begründen. Insgesamt verlaufe das Haushaltsjahr 2020 stabil, sagte der Jugendamtsleiter. "Wir sind froh, dass es – trotz all der Besonderheiten in diesem Jahr – keine dramatischen Veränderungen gab." Dieser Trend scheint sich 2021 "erfreulicherweise fortzusetzen".
Der Jugendhilfeausschuss segnete den Haushaltsentwurf einstimmig ab. Allerdings geht das Zahlenwerk noch in den Kreisausschuss und in den Kreistag.
Antrag auf Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe
Anschließend befasste sich der Ausschuss mit einem Antrag der "shapeschool inside gGmbH". Deren Geschäftsführer Jonas Butz hatte beim Landkreis die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe beantragt.
Anders als für Richard Reisinger der Name hatte vermuten lassen – bietet Shapeschool kein "Abnehm-Programm", sondern arbeitet im Bereich der Ganztagsbeschulung, der Kinder- und Jugendhilfe, hier schwerpunktmäßig im Bereich der Schulbegleitungen, und der Jugendarbeit. Nachdem Shapeschool auf Anfrage erklärt hatte, dass sie im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ausschließlich Leistungen im Landkreis Amberg-Sulzbach erbringt, ist das Kreisjugendamt für die Anerkennung zuständig. Die liegt damit im Ermessen des Jugendhilfeausschusses.
Thomas Schieder erklärte dem Gremium, dass der Antrag sorgfältig geprüft worden sei. Voraussetzungen seien, dass der Träger auf dem Gebiet der Jugendhilfe tätig ist, gemeinnützige Ziele verfolgt, die fachlichen und personellen Voraussetzungen hat, einen Beitrag zur Erfüllung der Aufgaben der Jugendhilfe zu leisten, und die Gewähr für eine den Zielen des Grundgesetzes förderliche Arbeit bietet.
"Es gab an keiner Stelle Punkte, die uns haben Zweifeln lassen", sagte Schieder. Demzufolge gebe es keine Ablehnungsgründe – und für den Landkreis auch keine finanziellen Auswirkungen. "Für den Träger ist es eine offizielle Anerkennung. Es geht auch ohne, aber besonders, wenn man sich in einer Nische etablieren will, ist das eine gute Sache." Dieser Empfehlung Schieders folgten auch die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses und stimmten dem Beschlussvorschlag einstimmig zu.
Vergabe von Zuschüssen
Der Jugendhilfeausschuss wurde auch über die Vergabe von Zuschüssen an die Jugendarbeit im Haushaltsjahr 2019 in Kenntnis gesetzt. Mit insgesamt 13.425 Euro wurden Freizeitmaßnahmen gefördert, zum Beispiel das Jugendzeltlager der DJK Ensdorf mit 1060 Euro, das Kinderzeltlager der Evangelischen Jugend im Dekanat Sulzbach-Rosenberg mit knapp 1850 Euro und die Freizeitmaßnahme des Oberpfälzer Gauverbandes Gebiet West mit 1715 Euro.
Für Geräte und Materialien wurden Jugendfördermittel in Höhe von insgesamt 3578 Euro aufgebracht. Davon profitierten unter anderem die Schützenvereine in Michelfeld und Niederricht-Fromberg, die jeweils 500 Euro für neue Luftgewehre und Zielerfassungssysteme erhielten.
Mit insgesamt 1331 Euro wurden zwei Projekt- und Modellmaßnahmen gefördert und mit 7451 Euro Bildungsmaßnahmen bezuschusst, davon erhielt zum Beispiel die DJK Ursensollen 880 Euro und der DPSG Hüttenbezirk 3900 Euro. An Grundförderung wurden 2019 insgesamt 4100 Euro ausbezahlt.
Henner Wasmuth bedankte sich im Namen des Kreisjugendrings für das zur Verfügung gestellte Geld und hob die gute Zusammenarbeit hervor. Er lobte den „guten Kontakt“ zu Landrat Richard Reisinger und Kreisjugendamtsleiter Thomas Schieder und die besondere Unterstützung in der Corona-Zeit.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.