Amberg und Sulzbach-Rosenberg: Auf den Intensivstationen wird es eng

Amberg
29.11.2021 - 19:15 Uhr
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Die Lage auf den Intensivstationen bleibt angespannt. So war in Amberg und Sulzbach-Rosenberg am Wochenende jeweils nur noch ein Intensivbett frei. Noch gibt es Kapazitäten, so dass aktuell niemand aus der Region rausverlegt werden muss.

Die Situation auf den Intensivstationen in Amberg und Sulzbach-Rosenberg ist angespannt, aber noch nicht so dramatisch wie in Südbayern, wo Patienten in andere Bundesländer ausgeflogen werden mussten.

Zur Sitzung des Amberg-Sulzbacher Kreisausschusses am Montagnachmittag im König-Ruprecht-Saal des Landratsamts in Amberg war auch Roland Ganzmann, Vorstand des St.-Anna-Krankenhauses, gekommen. Die Pandemie-Lage im Einzugsbereich der ILS Amberg (Stadt Amberg und die Landkreise Amberg-Sulzbach und Schwandorf) bezeichnete er als sehr angespannt. Die vier Schwerpunktkrankenhäuser St. Marien Amberg, St. Anna Sulzbach-Rosenberg, Burglengenfeld und St. Barbara Schwandorf hätten kaum mehr Kapazitäten im intensivmedizinischen Bereich – wie das in Ober- und Niederbayern schon länger der Fall sei.

"Auf Kante genäht"

So sei am Wochenende in Amberg und Sulzbach-Rosenberg jeweils nur noch ein Intensivbett frei gewesen. "Und ein freies Bett kann auch innerhalb von Minuten belegt sein, weil es jemanden auf einer Normalstation schlechter geht oder jemand von außen reinkommt." Die Situation bezeichnete Ganzmann als "auf Kante genäht". Auf den Normalstationen hätten die Kliniken noch Kapazitäten.

Angesichts dieser Lage habe Marc Bigalke, Ärztlicher Leiter für die Krankenhauskoordinierung im Bereich des hiesigen Rettungszweckverbands, am Montagmorgen abgefragt, ob "nachgedacht werde, Patienten nach Norddeutschland zu verlegen", berichtete Ganzmann dem Ausschuss. Noch sei man nicht so weit, dass man Patienten verlegen müsse, so Landrat Richard Reisinger. Das wäre schon ein Einschnitt, bekannte er und sagte, wie schlimm das für Menschen wäre, wenn ihre Angehörige zur weiteren Behandlung beispielsweise nach Hamburg geflogen würden. "Morgen werden wir eine Inzidenz von 583 haben", sagte Reisinger am Montagnachmittag mit Blick auf die Corona-Zahlen vom Dienstag.

Personalmangel ist der Flaschenhals

Geimpft werde, so der Landrat weiter, auf Hochtouren. Er nannte es ein Glück, dass für Amberg und Amberg-Sulzbach das Impfzentrum nicht aufgegeben worden sei. Martin Pöllath, für FDP und Freie Wählerschaft (FDP/FWS) im Kreistag, führte aus, dass der Flaschenhals in der aktuellen Welle der Personalmangel für die Intensivstationen sei. An sich hätte man viele Betten in Deutschland und auch in Bayern, diese seien aber nicht betreibbar, weil das Personal fehle. Bei Ganzmann erkundigte er sich, ob die Personaluntergrenze, also der Schlüssel, wie viele Pflegekräfte pro Patient einzusetzen sind, noch so gelte oder ob sie außer Kraft gesetzt sei. Ebenso wollte er wissen, ob Ganzmann eine Chance sehe, Pflegekräfte, die heuer das Handtuch geworfen hätten, wieder rekrutieren zu können.

Laut Ganzmann ist die Personaluntergrenze in Kraft, pro Tag und pro Schicht müsse ein entsprechender Nachweis geführt werden. Der Vorstand von St. Anna sprach in diesem Zusammenhang von einem bürokratischen Monster. Zwar sei der Grundgedanke sinnvoll: nämlich genügend Pflegekräfte für die Patienten zu haben. In der Pandemie sei die Personaluntergrenze allerdings kritisch zu sehen. Werde sie nicht eingehalten, drohten Sanktionszahlungen. Konkret bedeute das: "Entweder man sperrt Betten oder man zahlt Sanktionsstrafen, die nicht unerheblich sind."

Man habe genügend Personal, um die Patienten auf Intensiv versorgen zu können, betonte der Vorstand des St.-Anna-Krankenhauses. So sei von 10 auf 14 Intensivbetten erhöht worden. "Im schlimmsten Fall aber sind auch in den zusätzlichen vier Betten alle Patienten beatmungspflichtig." Für die aufgestockten Kapazitäten habe man Pflegekräfte aus der Anästhesie und dem OP-Bereich. Ganzmann gab aber auch zu bedenken, dass dieses Personal vom OP-Bereich in einen 24-Stunden-Intensiv-Betrieb wechselt. Große Chancen, Personal, das aus der Pflege ausgestiegen ist, zurückzuholen, sieht der Vorstand des Krankenhauses in Sulzbach-Rosenberg nicht. "Wer gegangen ist, will nicht mehr."

Bundeswehr und Polizei helfen

Landrat Richard Reisinger sagte noch, dass auch Bundeswehrkräfte im Einsatz seien – nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im Gesundheitsamt. Auch unterstützten Polizeikräfte das Contact Tracing Team des Gesundheitsamts bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten und deren Kontaktpersonen. "Das hilft schon enorm", machte Reisinger deutlich.

Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärte Marc Bigalke, Ärztlicher Leiter für die Krankenhauskoordinierung im Bereich des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Amberg, am Montagabend, dass die Intensivstationen aktuell zu über 50 Prozent mit Covid-19-Patienten belegt seien. "Deshalb sind wir gefragt worden, ob wir rausverlegen wollen", so Bigalke, der momentan aber keinen Verlegungsdruck sieht. Hintergrund sei, dass Amberg und Sulzbach-Rosenberg in der vergangenen Woche schon Kapazitäten hochgefahren hätten, St. Barbara Schwandorf noch erhöhen könne und dass in den nächsten Tagen Intensivbetten frei würden, weil beispielsweise Patienten auf Normalstationen verlegt werden können. "Derzeit haben wir keinen Grund, rauszuverlegen." Bigalke verweist darauf, dass bisher auch Patienten aus Südbayern aufgenommen worden seien – was man jetzt angesichts der Situation aussetze.

Amberg29.11.2021

"Derzeit haben wir keinen Grund, rauszuverlegen."

Marc Bigalke, Ärztlicher Leiter für die Krankenhauskoordinierung

 
 

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