Von Wolfgang Houschka
Wenn die Kerze auf dem Tisch des Erzählers angezündet wird und die Flamme eine ansonsten abgedunkelte Bühne des Amberger Stadttheaters in fahles Licht taucht, ist oft aus Werken des Oberbayern Ludwig Thoma rezitiert worden. Die Frage stellte sich dabei: Brauchen wir Thoma an einem oberpfälzisch geprägten vorweihnachtlichen Abend wirklich? Die Region hart an der tschechischen Grenze hatte doch einen Autor und Volksmusikanten, der Alois Gillitzer hieß. Als er am 17. Februar 2019 starb, hinterließ der Mann aus Niedermurach bei Oberviechtach ein Werk, das ihn in den Herzen seiner Freunde weiterleben lässt.
Im Amberger Stadttheater feierte der Musikant und Moderator Florian Gröninger als Nachfolger von Reinhold Escherl seine Premiere als jemand, der im Kerzenschein Gedanken vorträgt, die seine Zuhörer in Richtung Weihnachten begleiten. Gröninger entschied sich dafür, Geschichten zu lesen, die Alois Gillitzer schrieb. Eine weise Auswahl – aus zweierlei Gründen. Erstens: Was der Mann aus Niedermurach zu Papier brachte, wird noch über Generationen hinaus Bestand haben. Und zweitens: Gröninger kam Gillitzer in der Rezitation nahe. Nur eine einzige Feststellung, die der Niedermuracher Autor einst traf, fehlte. Gillitzer sagte: "Bethlehem ist überall."
Bethlehem und seine Protagonisten waren an diesem vom Schnee überzogenen Sonntagabend auch im Stadttheater Amberg allgegenwärtig. Gröninger berichtete, wie der von Alois Gillitzer beschriebene Bischof Nikolaus in die Familie zu Besuch kam und der kleine Bub ihm keck empfahl: "Hast du was, dann setz dich nieder. Hast du nix, dann geh' gleich wieder." So war Gillitzer und so wird er in Erinnerung bleiben. Als ein Mensch mit tiefer Frömmigkeit, ebenso feinsinnigem Humor und Oberpfälzer, der den Stall, die Krippe und den kometenhaften Stern in seine Heimat transferierte.
Famoses Zitherspiel
Das Amberger Adventssingen hat, weil sich tragende Personen wie die Kreisheimatpflegerin Martha Pruy und Sprecher Reinhold Escherl zurückzogen, neue Impulssetzungen erhalten. Die Vielfalt der musizierenden Gruppen reduzierte sich. Doch der Qualität dieser Traditionsveranstaltung vor diesmal nahezu ausverkauftem Haus hat das nicht geschadet. Die musikalische Regie hatte heuer erstmals Ingrid Gericke übernommen. Eine an der Zither famos agierende Frau, die selbst auch vor die Kulisse eines nur mit Strohsternen geschmückten Christbaums trat und zusammen mit zwei männlichen Partnern (Gitarre und Bombardon) die Gruppe "Blecherne Saitn" bildete. Zwei Herren, eine Dame und die Botschaft: "Bald is nimma weit". Das war Weihnachten und genau das kam aus der Oberpfalz.
Im Hintergrund agierten neun Musikanten, die sich "Herzensblecher" nennen und ihren eigentlich angestammten Platz bei der Gebenbacher Blasmusik haben. Zwei Meter vor ihnen saß der mit feinen Stimmen auftretende "Halbi-AchDe G'sang" mit Christl Halbinger an der Spitze. Nur ein paar Schritte weiter agierte das Landshuter Zitherquartett und damit ein Ensemble mit professionellem Zuschnitt.
Zum Programm für diese Einstimmung in den Advent gehörte, wie seit Jahren schon, ein Auftritt der Hirtenkinder aus der Freudenberger Bauernbühne. Das war schlicht ein Höhepunkt der Veranstaltung mit der hinaus in den eiskalten Winterabend zu nehmenden Erkenntnis: Kleiner Josef, kleine Maria und ein noch weitaus winzigerer Heiland, der als Puppe seinen Auftritt hatte. In der Gesamtheit gesehen ein Geschenk von Kindern mit Blick auf die nun kommenden Tage. Samt einer Botschaft der Engel, die sinngemäß die Hoffnung verbreiteten, dass dieses nun bevorstehende Fest menschlicher Güte ganzjährig angesagt sein müsste.
75 Minuten Besinnlichkeit waren angekündigt, fast zwei Stunden wurden es. Langer Applaus zum Schluss. Auch für Florian Gröninger, der sich für das nächste Jahr empfohlen sein lassen soll: Es gäbe da noch die "Oberpfälzer Weihnachtsg`schicht" von Alois Gillitzer. Mit dem von einem großen Leserkreis erteilten Prädikat für den Autor: "Seine beste Arbeit".



















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