Genau so ist es Bäckermeister Franz Vieracker passiert. Jetzt musste der Chef der Amberger Traditionsbäckerei Insolvenz anmelden. Letztendlich mit dem Ziel, den Familienbetrieb doch noch irgendwie zu retten.
Insolvenzverwalter Stephan Meyer ist seit gut einer Woche mit der für viele Amberger völlig überraschenden Angelegenheit befasst. Franz Vieracker sei ein Bäcker, der den Anspruch habe, 100 Prozent seiner Ware selbst herzustellen. Teiglinge oder andere Zukäufe gebe es hier nicht. Dazu brauche man aber auch das nötige Personal. Und das ist in den vergangenen Monaten immer weniger geworden, wie Vieracker erzählt. Nicht etwa, weil er ein schlechter Chef wäre, im Gegenteil: "Wir haben immer ein super Betriebsklima gehabt", so sagt er. Aber eine Konditorin sei schwanger, die andere weggezogen. "Heute stehen sie zu zweit in der Backstube", schildert er die Situation. Freiwillige Sieben-Tage-Wochen gehörten bei seinen Angestellten mittlerweile fast zum Alltag.
Denn auch der Chef kann nicht mehr mit anpacken. Er selbst habe lange versucht, das Defizit an Mitarbeitern auszugleichen. "Am Ende hatte ich eine 120-Stunden-Woche." Das macht der menschliche Organismus aber nicht allzu lange mit, es folgte der Zusammenbruch, die Folgen sind schwerwiegender, als sich Franz Vieracker das ausgemalt hat. "Es gibt keine andere Möglichkeit mehr", macht er die Notwendigkeit einer Insolvenz deutlich.
28 Mitarbeiter in sechs Filialen in Amberg und Sulzbach-Rosenberg arbeiten für den Betrieb - und das weit über das hinaus, was anderswo üblich ist. "Die Mitarbeiter haben zahlreiche Überstunden und mehr geleistet", sagt Stephan Meyer. Aber auch nach der Insolvenz würden sie alle fest zum Unternehmen stehen. Das hat sich offenbar auch bei denen herumgesprochen, die ein Interesse haben, die Bäckerei Vieracker zu übernehmen. "Wir haben jetzt schon sieben Anfragen", erzählt Rechtsanwalt Stephan Meyer.
Allerdings sei im Augenblick noch nicht klar, ob es tatsächlich zu einem Verkauf oder einer Konzentration auf das Kerngeschäft kommen wird. Das alles soll in den kommenden Wochen im Rahmen des Insolvenzverfahrens geklärt werden. Wichtig ist Franz Vieracker, dass seine Beschäftigten unbeschadet aus der Sache herauskommen. Ob es weiter eine eigenständige Bäckerei Vieracker geben wird oder zu einer Kooperation mit anderen kommt, das werde sich herausstellen, sagt Stephan Meyer. Teiglinge aus Fernost aufbacken, das kann es aber nicht sein, sagt Vieracker.
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