Amberg
27.09.2019 - 20:02 Uhr

Amberger CSU setzt voll auf OB Michael Cerny

Oberbürgermeister Michael Cerny ist natürlich das Zugpferd der Amberger CSU für die Kommunalwahl. Das machte seine Nominierung am Donnerstag deutlich. Aber auch, gegen wen die Partei sich im Wahlkampf wenden will.

Die JU ließ Michael Cerny (Mitte) nach der Nominierung hochleben. Für Ehefrau Christiane gab es Blumen. Bild: Stephan Huber
Die JU ließ Michael Cerny (Mitte) nach der Nominierung hochleben. Für Ehefrau Christiane gab es Blumen.

Einige Spitzen zielten auf die SPD und ihre OB-Kandidatin Birgit Fruth. Diese hatten ihre Kooperation mit der CSU im Stadtrat 2018 beendet - auf eine Weise, die den Christsozialen gar nicht gefiel. Das wurde klar, als die CSU-Kreisverbandsvorsitzende Michaela Frauendorfer (rhetorisch) fragte, welche Eigenschaften ein OB-Kandidat brauche: "Soll es jemand sein, der Bündnisse über die Presse aufkündigt?"

Cernys Vorwurf an die SPD lautete, sie springe auf den Populismus-Zug auf, wenn sie propagiere, Amberg dürfe nicht von einer "elitären Clique" regiert werden. "Das ist die Sprache von Trump und der AfD." In der Amberger CSU sehe man sich nach wie vor als "Leberkäs-Fraktion".

Gegen die Interessengemeinschaft "Unser Berg" ging Michaela Frauendorfers Satz, sie verurteile es, "wenn ohne oder durch falsche Informationen Stimmung gemacht wird". Jeder Einzelne habe die Pflicht, sich zu informieren, bevor er gegen ein Projekt wie die Erweiterung der Bergwirtschaft auftrete. Cerny ergänzte, wer mit "Fake News" arbeite, gehe nicht fair mit den Menschen um.

Laut Frauendorfer werden bei der Wahl wohl zehn Listen für den Amberger Stadtrat kandidieren. Das könne eine Zersplitterung und eine Handlungsunfähigkeit bewirken, wenn jeder nur noch seine Partikularinteressen wahrnehme. Dagegen sei die CSU "die einzige Partei, die sich um das Gesamtpaket kümmert".

In seinem 55-minütigen Rechenschaftsbericht kam Michael Cerny angesichts eines Anstiegs der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 12 Prozent und eines Rückgangs der Arbeitslosigkeit um 28 Prozent zu einer sehr positiven Bilanz seiner OB-Amtszeit seit 2014: "Es war eine verdammt gute Zeit für Amberg."

Leben in der Altstadt

Er zählte Investitionen in Digitalisierung, Straßen, Parkplätze, Kanäle, das Klinikum auf - bei Letzterem allein 60 Millionen für den 4. Bauabschnitt, sprach von Baumaßnahmen an acht Schulen gleichzeitig in einer ähnlichen Gesamt-Größenordnung und zeigte 18 Baugebiete auf, die in sechs Jahren ausgewiesen wurden. Neben mehreren Behördenverlagerungen stellte er die Förderung der Innenstadt - unter anderem mit einer eigenen Altstadtmanagerin - besonders heraus. Das Konzept, mit Events Leute in die Stadt zu bringen, funktioniere: "Das kannst du nicht im Internet erleben."

In Sachen Forum lobte Cerny das neue Konzept der Firma Bauart mit Einkaufspassage, Hotel, Café und "Businesswohnen" als "maßgeschneidert für die Altstadt". Die vorher favorisierte Lösung mit dem großflächigen Handel hatte sich seiner Einschätzung nach überholt: "Die Welt hat sich schneller gedreht, als wir unterwegs waren."

Stolz auf die Bürger

Dass man in dieser Wahlperiode das vorrangige Ziel von 2014 - ein besseres Miteinander im Stadtrat - erreicht habe, belegte der OB mit der gemeinsamen Erklärung aller Fraktionen gegen den AfD-Parteitag in Amberg im Oktober 2018. Und er sei in dieser Sache auch stolz auf die Amberger Bürger und die Art, wie sie der AfD eindrucksvoll gezeigt hätten, dass sie in der Stadt nicht willkommen sei.

Die Delegierten quittierten Cernys Rede mit stakkatoartigem Applaus, der sich wiederholte, nachdem er mit 56 von 56 möglichen Stimmen als OB-Kandidat nominiert worden war. Von der Partei erhielt er einen Stoff-Löwen, der im Wahlkampf Glück bringen soll. Zitate/Angemerkt

Amberg26.09.2019
Kommentar:

Was dieses Mal anders ist

Genauso aufgeregt wie vor sechs Jahren sei er, sagte Michael Cerny vor seiner neuerlichen Kür zum OB-Kandidaten der CSU. Aber dieses Mal ist die Situation für ihn eine ganz andere. Er ist nicht mehr der unbelastete Newcomer, der vor dem Hintergrund eines zutiefst zerstrittenen Stadtrats punkten kann. Er ist jetzt der Platzhirsch, an dem sich alle reiben werden. Alles, was seine Kontrahenten als Manko in der Stadt wahrnehmen, werden sie ihm zur Last legen. Und man wird viel vom „frischen Wind“ hören, der in der Stadt nötig sei.
Cerny weiß, dass Amberg in seiner Amtszeit eine in vielerlei Hinsicht positive Entwicklung genommen hat. Aber er weiß auch, dass die politischen Gegner traditionell behaupten, so etwas könne sich nicht allein der OB auf die Fahnen schreiben. Und er weiß, dass nicht alles reibungslos lief. Beim Forum hat er rechtzeitig vor dem Wahlkampf die Kurve gekriegt. Das Bürgerspitalareal hat er in seiner Bewerbungsrede nicht erwähnt.
Cerny kann als OB im Wahlkampf nicht gnadenlos holzen, sondern muss im Hinterkopf behalten, mit wem zusammen er nach dem März 2020 die Stadtpolitik gestalten will. Aber vielleicht ist ja gerade das ein Bonus: Wenn man die Sachpolitik nicht aus dem Auge verliert.

Zitate:

„Das ist die geilste Stadt der Welt.“

Michael Cerny über Amberg

„Was mich geärgert hat: Der hatte dieselbe Krawatte wie ich.“

Cerny augenzwinkernd über Claus Kleber, der ihn nach der „Amberger Prügelattacke“ im Heute-Journal interviewt hatte

„Das Landesamt für Pflege war für Amberg wie ein Glückstreffer in der Lotterie.“

„Als ich gehört habe, dass die AfD ihren Landesparteitag in Amberg abhalten will, hatte ich schlagartig ein paar graue Haare mehr.“

„Wir werden uns mit dem Thema Umwelt beschäftigen, aber nicht ideologisch.“

„Die CSU als moderne Volkspartei muss verstärkt auf die jungen Bürger zugehen. Da sind unsere Wahlergebnisse unterirdisch.“

„Wir gehen vernünftig mit der Fläche um, aber wir müssen auch Gewerbeflächen ausweisen.“

Cerny zum Flächensparen angesichts der weitgehend belegten Amberger Gewerbeflächen

„Diese Nominierung ist die wichtigste und bedeutendste kommunalpolitische Weichenstellung für die Zukunft der Stadt Amberg.“

Dieter Mußemann, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion

„Es scheint auch Zeitgeist zu sein, destruktiv zu kritisieren.“

Michaela Frauendorfer, Vorsitzende des CSU-Stadtverbands

„Michael Cerny steht für Heimat und Tradition genauso wie für Moderne und Technologie.“

„Michael Cerny ist schlau und vorausschauend ... manches denkt er schon vor, da haben andere den Braten noch gar nicht gerochen.“

Michaela Frauendorfer

 
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