Amberg
29.06.2023 - 11:58 Uhr

Amberger Drehscheibenfest zieht viele Bahninteressierte magisch an

Vor 100 Jahren wurde das Bahnbetriebswerk Amberg errichtet, seit 100 Jahren befindet sich das Depot (erbaut 1918 bis 1923) an diesem Ort. Zum Drehscheibenfest machten viele Interessierte hier Station, um Bahnromantik und -wissen zu erleben.

Die erste Bahn setzte sich um 10 Uhr in Bewegung, sie war stets voll besetzt, verkehrte bis in den späten Nachmittag hinein und war immer pünktlich; ein Deutschlandticket war nicht erforderlich. Dr. Matthias Gruschwitz, der Vorsitzende der Amberger Kaolinbahn, hatte die erste Fahrt der Feldbahn „abgefertigt“ und damit das Amberger Drehscheibenfest in Kooperation mit dem Regensburger Straßenbahn-Walhallabahn- und Eisenbahnfreundeverein (RSWE) eröffnet. Stil- und standesgemäß als Schaffner, was ihm sogleich die höchste Anerkennung von Bürgermeister Martin Preuß einbrachte: „Er macht sich als Lokführer und Schaffner genauso gut wie in seiner Praxis“. Jedenfalls war es der Auftakt zu einem neuerlichen und hoch frequentierten Drehscheibenfest. Wenn man so will, eine Jubiläumsausgabe: Genau vor 100 Jahren wurde das Bahnbetriebswerk (BW) Amberg errichtet, seit 100 Jahren befindet sich das Depot (erbaut 1918 bis 1923) an diesem Ort und deshalb hatten die Verantwortlichen Matthias Gruschwitz, sein engster Mitstreiter Tobias Schuminetz und Peter Retzek mit einem großen Helferstab fleißig zugelangt, um Bahnromantik und -wissen in Erinnerung zu rufen.

Die Eisenbahner haben großartiges geleistet: Noch 2010 bestand dieser Bereich am Galgenberg mehr oder weniger aus Ruinen und Müll. Ganz eindringlich deshalb auch die Darstellung in der Sonderausstellung „100 Jahre BW Amberg“ im Lokschuppen, die mit ihren Exponaten von den Freunden der Eisenbahn ganz besonders studiert wurde. Dazu gehören wohl auch dann die beiden uralten Güterwaggons aus etwa 1910, die neben der Feldbahn postiert waren. Das ist auch ein Stück Montangeschichte. Das Drehscheibenfest hat durchaus System und Seltenheitswert, jedenfalls war Bürgermeister Martin Preuß glücklich und erfreut für die Stadt, "dass sich die Veranstaltung Jahr für Jahr weiterentwickelt“. Martin Preuß: "Das Drehscheibenfest ist eine Attraktion. Es wird hier ein Stück Amberg erhalten, das jetzt gut 100 Jahre alt ist.“ Das geht aber so einfach nicht: Es bedarf ständiger Anstrengungen und Bemühungen, die Außenanlagen wurden zum Beispiel saniert, am anderen Ende des eisenbahnhistorisch interessanten Lokschuppens wird eine Nebengebäude geplant. Mit Spenden und Fördergeldern und dem Entgegenkommen der Stadt sei es möglich gewesen. Allein das Dach des Lokschuppens habe rund 300 000 Euro gekostet, verriet Matthias Gruschwitz. In den Dank hat Gruschwitz auch den zur ersten Feldbahnfahrt anwesenden Peter Stadler eingeschlossen „der uns erst die Möglichkeit gegeben hat, das auf diesem Gelände zu präsentieren“.

Gewaltiges Werk

Die rund 250 Meter lange Feld- bzw. Grubenbahn wurde ebenso von den Eisenbahnfreunden aus Regensburg betreut wie die stets umlagerte Handhebeldraisine. Viel besucht war der Lokschuppen, nicht nur wegen des Schattens sondern auch wegen der dort rund 40 Meter langen Modellanlage 1:45. Da drängten sich Eltern und Kinder gleichermaßen, krasser konnte ja auch der Gegensatz zu den abgestellten alten Lokomotiven nicht sein. Drei Lokomotiven standen auf den Gleisen zwischen Lokschuppen und Drehbühne, die zur Demonstration regelmäßig in Betrieb genommen wurde. Ein gewaltiges Werk mit rund 168 Tonnen Tragkraft und 23 Meter Durchmesser. Erbaut, um die Lokomotiven auf ihre damals noch bestehenden Nebenbahnen zu lenken. Das alles konnte erfahren, wer sich dafür interessierte: Information Eisenbahnhistorie und dazu ein Fest für alle – das war wieder eine ideale Verbindung.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.