Die Konzertreihe der Stadt Amberg hat begonnen. Den Auftakt machte die Akademie für Alte Musik Berlin in Kooperation mit den Gluck-Festspielen. Wie zu Zeiten von Mozart und Beethoven mischte man Vokalmusik ein, die Konzertarie „Popoli di Tessaglia“ KV 316 von Mozart. Sie ist ein horrend schweres Stück, die Sängerin muss heikelste Rezitativ- und Arien-Passagen auf der Palette haben. Am Ende droht zweimal das Schreckgespenst des höchsten je verlangten Soprantons, des g3, höher als das f3 der „Königin der Nacht“. Danae Kontora kann all das mit großer Ausdruckskraft und faszinierender Leichtigkeit. Brava!
Das Orchester zählt in Deutschland zu den besten im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis. Es setzte einen aktuellen und fälligen Akzent im örtlichen Musikleben. Unter der temperamentvollen Leitung von Michael Hofstetter (dem neuen Leiter des Tölzer Knabenchors) hatte es mit den kantigen Akkordschlägen von Beethovens „Coriolan-Ouvertüre“ op. 62 begonnen. Schon hier durfte man die klanglichen Finessen der Berliner bewundern. Links die relativ wenigen Streicher, sie spielten farbenreich auf Darm- statt auf Stahlsaiten. Rechts das famose Holzbläserteam, hinten Blech und Pauke. Die Bläser prägten den schlanken Gesamtklang, aus dem die einzelnen Instrumente sehr charakteristisch hervortraten.
Bei Beethovens Sinfonie Nr. 3 op. 55, der „Eroica“ hörte man bei zügigen Tempi glasklare Wechselreden zwischen den Instrumenten, die verstörenden Akzente im Blech rüttelten wirklich auf. Die Streicher durften aber auch sensationell leise spielen. Das machte Beethoven authentisch, aufrührerisch, reich an Stimmungen zwischen triumphaler Revolutions- und edler Humanitätsmusik, auch an tiefschwarzer Trauer. Leider lenkte Hofstetters oft unnötig hektisch gestikulierendes Dirigat von der Musik ab. Profis vom Niveau der Berliner wissen doch, was man in den Proben geübt hat. Begeisterte Bravorufe im reduziert, doch gut besetzten Theater, als Zugabe den Schluss des Variationensatzes. Ein toller Saison-Einstand!
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.