Wenn der Stadtmarketingverein Amberg am Samstag, 7. September, wieder zur Amberger Luftnacht einlädt, erwartet die Bürgerinnen und Bürger eine Weltpremiere. "Headliner" bei diesem Event, das in diesem Jahr zum sechsten Mal in Amberg veranstaltet wird, ist Amanda Parer: Die australische Künstlerin, die bereits in vielen Ländern der Welt Erfolge feiern konnte, präsentiert hier ihre neuesten Kunstwerke. Diese tragen den Titel "Same Same", also "Gleich Gleich" und beinhalten damit die Botschaft, dass wir Menschen – so unterschiedlich wir auch sein mögen – uns in unserem Inneren, in unserer Anatomie alle gleichen.
Die Arbeiten wurden bisher noch nie gezeigt und werden eigens für die Amberger Luftnacht hergestellt. Doch nicht nur das ist das Besondere an der diesjährigen Veranstaltung. Erstmals werden vier verschiedene Plätze mit den Werken einer einzigen Künstlerin bestückt. Es handelt sich hierbei um überdimensionale, mit Luft gefüllte Gebilde aus Nylon, die mittels LED von innen beleuchtet sind. Dabei werden vier einfarbige, abstrakte Formen zu sehen sein, die verschiedene Teile des menschlichen Körpers darstellen und sich so letztlich wieder zu einem einzigen, monumentalen Kunstwerk zusammensetzen.
Vier Plätze, ein Kunstwerk
Im Einzelnen sind dies ein "Dome", "Vertrebrae", eine "Cochlea" und "Blobs". Die Form des "Domes", der in der Mitte des Marktplatzes aufgestellt sein wird, kann mit einem Kopf verglichen werden. Die "Vertebrae", übersetzt Wirbel, spiegeln die menschliche Wirbelsäule wider und werden bei der Luftnacht auf dem Malteserplatz aufgebaut. Die "Cochlea", installiert auf dem Schrannenplatz, steht für einen Teil des Innenohrs, der an die Form eines Schneckengehäuses erinnert.
Bei den "Blobs" schließlich handelt es sich um kugelförmige Gebilde, die sich auf das Fleisch des Menschen beziehen. Die "Blobs" werden auf dem Roßmarkt zu sehen sein und damit das Gesamtkunstwerk komplettieren, das die Intention verfolgt, das übliche Stadtbild aufzubrechen und den Blick für neue Perspektiven zu öffnen. Dabei ist jedes Teil der Installation für sich genommen eine eigene Kunstform, die einzeln oder als Gruppe ausgestellt werden kann. Die Besucherinnen und Besucher sind dazu eingeladen, sich spielerisch zwischen den Formen hin und her zu bewegen, sich hineinzusetzen oder sich durch sie hindurch zu schlängeln und auf diese Weise den menschlichen Körper ganz neu und anders zu erleben.
Es geht um Kommunikation
"Ich liebe es, öffentliche Kunst zu machen, weil sie für alle zugänglich ist, es um Kommunikation geht und ich viele Menschen ansprechen will – ganz im Gegensatz zu einigen wenigen, die entweder Kunst verstehen oder es sich leisten können, Kunst zu kaufen", betont Amanda Parer, deren Kunstinstallationen bereits in nahezu 300 Städten auf der ganzen Welt ausgestellt waren. 2014 wandte sie sich dieser Art des Arbeitens zu, mit der es ihr stets gelungen ist, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Medien gleichermaßen auf sich zu ziehen.
Geboren in Australien, begann Amanda Parer ihre Kunstkarriere als Malerin und Bildhauerin in Sydney. Sie lebt heute in Tasmanien, von wo aus sie ihre weltweiten Kunstinstallationen und Ausstellungen koordiniert und mithilfe von Mitarbeitern in anderen Ländern organisiert. So ist ihr europäisches Büro in Katalonien angesiedelt, weitere Stützpunkte sind Melbourne in Australien, Pittsburgh in den USA sowie Guangzhou in China.
Galapagosinseln als Inspiration
Die Themen von Parers Arbeiten wurden durch eine Reise zu den Galapagosinseln inspiriert, die sie mit ihrer Tante und ihrem Onkel, den naturgeschichtlichen Filmemachern Liz Parer-Cook und David Parer, Mitte der 1990er-Jahre unternahm. Dort konnte sie die einzigartige Tier-und Pflanzenwelt des Meeres und der Erde hautnah erleben. Diese Erfahrung hinterließ einen derart großen Eindruck auf Amanda Parer, dass sie fortan den Ton für ihre Kunst vorgab.
Zu den bisherigen Installationen gehörten darum neben Menschen auch illuminierte Riesenkaninchen und Nachbildungen ausgestorbener Pflanzenarten, wie sie vergangenes Jahr im Wolfsburger Autostadt-Frühling zu sehen waren. "Same Same" ist das fünfte Großprojekt von Amanda Parer, die darüber hinaus aber auch in weiteren künstlerischen Bereichen aktiv ist.
Die aktuellen Arbeiten, für die Amanda Parer die Ideen in der Coronazeit entwickelt hat und die bei der Amberger Luftnacht durch weitere interessante Angebote ergänzt werden, können und sollen als Erinnerung daran verstanden werden, dass wir alle ein Teil der Menschheit sind. Während die Geschichte in aller Regel von Unterschieden geprägt ist, lässt Parers Kunstwerk diese Norm überdenken, indem es uns unsere Gleichheit vor Augen führt. "Große Teile unserer turbulenten Geschichte basieren höchstwahrscheinlich auf Oberflächlichkeiten. Same Same lässt uns hinter die Fassade schauen, um zu erkennen, dass wir im Kern alle gleich sind", fasst Amanda Parer ihre Botschaft zusammen, die gerade in unseren Zeiten hochaktuelle Bedeutung erhält.
Die Autorin dieses Textes, Susanne Schwab, ist freie Mitarbeiterin bei Oberpfalz-Medien und Mitglied einer Arbeitsgruppe des Amberger Stadtmarketingvereins, der die Luftnacht organisiert
Die Amberger Luftnacht
- Die Amberger Luftnacht geht in diesem Jahr am Samstag, 7. September, in der Amberger Altstadt über die Bühne
- Wurde erstmals 2012 veranstaltet und findet (Ausnahme: Coronajahr 2020) alle zwei Jahre statt
- Veranstalter ist der Stadtmarketingverein Amberg
- Die Organisation der Luftnacht liegt in der Hand der Stadtmarketing-Geschäftsstelle, die bei der Stadt Amberg angesiedelt ist und von Ina Bogner geleitet wird
- Der Amberger „Luftkünstler“ und Direktor des Luftmuseums Wilhelm Koch war von Beginn an Ideengeber und kurativer Begleiter der Luftnacht
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