Globale Zusammenhänge seien kaum überschaubar, sagte Kollhoff, der Vorsitzende des Vereins Eine-Welt-Laden. Erst vor einem Jahr wurden die kleinen Räume am Paulanerplatz aufgegeben und gut 160 Quadratmeter in der Ziegelgasse bezogen, wo längst nicht mehr nur Kaffee, Bananen und Jutetaschen angeboten werden. In dem Geschäft gibt es auch Bio-Lebensmittel und Kunsthandwerk. Doch wie geht es weiter? Kollhoff: "Wir müssen vor allem Bildungsaktivitäten an Schulen anbieten und Öffentlichkeitsarbeit leisten." Er wies darauf hin, dass im zu Ende gehenden Jahr in mehr als 1000 Stunden an Schulen Kindern und Jugendlichen der Fair-Trade-Gedanke vermittelt worden sei. Der Gesamtumsatz aller Fair-Handels-Import-Organisationen habe sich in den vergangenen zehn Jahren fast verfünffacht und Ende 2017 bei fast 1,7 Milliarden Euro betragen.
Kollhoff hob hervor, dass die Fair-Trade-Siegel gewisse Standards gewährleisten - gerechten Lohn, menschenwürdige Arbeitszeiten und keine Ausbeutung von Frauen oder Kindern. Auch den Bauern und ihren Helfern sei ein sicheres Einkommen garantiert. Der Vorsitzende: "Wir dürften den an Rohstoffen reichen Kontinent Afrika nicht ausbeuten oder aufkaufen." Besser wäre es, die Wertschöpfung vor Ort zu unterstützen, das schaffe Arbeitsplätze und spare Entwicklungshilfe ein. Falsch sei auch, subventionierte Lebensmittel wie Milchpulver in Entwicklungsländer zu exportieren, das ruiniere die Landwirtschaft.
Kinderarbeit in Granitsteinbrüchen könne reduziert oder gar abgeschafft werden, wenn öffentliche Auftraggeber in der Ausschreibung für ihre Straßenpflaster von vornherein festlegten, dass bestimmte Steine nicht verwendet werden dürfen. Aber sicher sei auch, dass der faire Granit dann teurer werde. Positiv bewertete Kollhoff, dass der Absatz fairer Produkte jährlich um rund 20 bis 30 Prozent steige. Bei den Verbrauchern setze sich allmählich ein Wertewandel durch. Aber: "Wenn wir die Probleme in den Entwicklungsländern nicht lösen, stehen diese Menschen eines Tages an unseren Grenzen." Das könne fatale Folgen haben und dazu führen, dass politische Randgruppen noch stärker werden.
Afrika entwickle sich zum Hungerkontinent, die Bevölkerung werde sich in den nächsten 20 Jahre verdoppeln. Letztlich könne der Verbraucher Einfluss darauf nehmen, welche Lebensmittel angeboten werden. Er müsse nur bereit sein, für Fair-Trade-Produkte mehr zu zahlen. Kollhoff sprach an dieser Stelle von geringen Mehrkosten.
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