80-40-40. Das sind nicht etwa die Maße einer fehlerhaften Barbie-Puppe, sondern Werte, die den historischen Namen Teufelsbäck in neuem Dämmerlicht erscheinen lassen. 80 Quadrameter wurden von 40 fleißigen Helfern gestaltet und umgebaut, damit 40 Gäste zeitgenössische Abende mit Geschichtsfaktor unter dem Einfluss von bayerischen Whiskeys oder kreativen Cocktails genießen können. Denn wer im Atelier seinen Abend ausklingen lassen möchte, darf sich der humorvollen Legende, niedergeschrieben von Anton Dollacker, nicht entziehen.
Spott der Amberger
So soll der einstige immer fluchende Bäcker Michael Wirth, dem mehrere Gebäude von der Ziegelgasse 6 bis zur Batteriegasse 3 gehörten, den Teufel im Zorn gerufen haben. Gottes gehörnter Widersacher krachte wohl durch die Tür der Bäckerstube und erschreckte den Meister so sehr, dass er schreiend zu seiner Familie rannte. Seine schlaue Gemahlin wollte dem Horror nicht glauben und ging zum vermeintlichen Tatort der Erscheinung. Ein lautes Lachen hörte man durch die Gassen. Der Teufel war nur ein verirrter Ziegenbock. Der Spott der Amberger wurde wenig später am Eingang verewigt: "Zum Teufelsbäck".
Konstantin Schatz jedoch braucht sich keine Gedanken um Spott zu machen. Bei der Eröffnung seines Ateliers standen Anerkennung in höchsten Tönen von allen Seiten im Vordergrund. Oberbürgermeister Michael Cerny nannte es zwar etwas salopp "einen neuen Ort für den letzten Absacker", vergaß aber freilich nicht zu erwähnen, dass mit der stilvollen Umsetzung von Kultur und Kunst im Hotel, Schatz eine Besonderheit in Amberg sei. Der Geschäftsführer selbst bewegt sich lieber im Hintergrund. Er erwähnte mehrmals an diesem Abend, dass er ohne die Hilfe seines ausnahmslos fleißigen und flexiblen Teams und die geduldige Rückendeckung seiner Familie das ehemalige Restaurant nicht hätte renovieren können. Bodenständigkeit mit Visionen, die zur Selbstverwirklichung heranwachsen, zeichnen seinen Charakter. Seit mehr als vier Jahren ändern sich in seinem Kunsthotel Räume und Werke.
Schatz fand eine Nische durch seine Liebe zur Kunst und rückt mit seinen unterschiedlichen Vorhaben ein historisches Amberg in die moderne Welt der Reisenden. Der verirrte Ziegenbock ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal als Wort-Bild-Marke. Unlängst steht ein Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spieltisch in seinem Foyer. Die Tische im Atelier sind bedruckt mit den Wahrzeichen Ambergs: Hochzeitsbrunnen, Rathaus und Stadtbrille. Die Fotos dafür bekam er von Robert Schaarschmidt. Zur Atmosphäre trägt das ideale Licht bei. Ein einladender Mix aus Fenstern, einzelnen Spots und Lampen. Letztere sind ein Werk des Geschäftsführers. Braune Bierflaschen ohne Boden und flüssigem Inhalt, aber mit Halogen-Leuchtmittel sorgen für ein weiches gelbes Licht.
Künstler-Zusammenarbeit
Fünf Künstler holte der Hotelier in seine Teufelsküche, um aus einer einfachen Bar ein Atelier zu schaffen: Gina Uber, Robert Diem, Lilian Kovács, Marion Mack und Marcus Trepesch. Neben zwei unverkennbaren Skulpturen, die im Kunstprojekt Aschach entstanden sind, schmücken stilgetreue Malereien von Trepesch und Kovács die Wände. Außerdem stellt die gebürtige Ungarin zwei weibliche Büsten aus. Höhepunkt allerdings ist die in die Wand eingearbeitete Stadt-Silhouette. Die Zusammenarbeit von Marion Mack und Marcus Trepesch dauerte rund drei Wochen und war "eine Riesensauerei" laut den beiden Ambergern. "Voll das Gebatze, alles lief von den Wänden", erzählt Trepesch. Geschnittenes und gebrochenes Glas in unterschiedlichen Farben als Mosaik zusammengesetzt bringt bei besonderem Lichteinfall die Bar zum Funkeln.
Bereits geplant ist eine Ausstellung mit Stefan Stock. Ob der Meister-Ingenieur mit seinen unmöglichen Maschinen beschwipste Gäste aus der Fassung bringen wird, steht noch in den Sternen, aber für Erheiterung sorgen seine Kunstwerke auch im nüchternen Zustand.
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