Amberg
26.09.2022 - 13:53 Uhr

Ausstellung „Trauertattoo – Unsere Haut als Gefühlslandschaft“ in Amberg

Jenny Greathous als eine der Protagonistinnen der Ausstellung „Trauertattoo – Unsere Haut als Gefühlslandschaft“ und die Tätowiererin Daniela Hautmann zeigen eines der Bilder der Ausstellung. Bild: ads
Jenny Greathous als eine der Protagonistinnen der Ausstellung „Trauertattoo – Unsere Haut als Gefühlslandschaft“ und die Tätowiererin Daniela Hautmann zeigen eines der Bilder der Ausstellung.

In der Stadtbibliothek Amberg wurde dieser Tage die Ausstellung „Trauertattoo – Unsere Haut als Gefühlslandschaft“ eröffnet. In Zusammenarbeit mit der KEB und des EBW brachte der Hospizverein Amberg die Wanderausstellung nach Amberg. „Trauer ist wie ein Felsbrocken. Wegrollen kann man ihn nicht. Zuerst versucht man, nicht darunter zu ersticken. Dann hackt man ihn in Stück für Stück klein. Den letzten Brocken steckt man dann in die Hosentasche und trägt man mit all den Erinnerungen an den geliebten Menschen herum“, machte der Vorsitzende des Hospizvereins Amberg Georg Fröhler bei der Ausstellungseröffnung bewusst. Er berichtet, dass 100 Personen sich bereit erklärt hätten, für die Ausstellung ihre persönliche Art der Trauer in Form eines Tattoos der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Fotografin Stefanie Oeft-Geffarth und die Journalistin und Trauerbegleiterin Katrin Hartig hätten laut Fröhler diese Personen interviewt und fotografiert, um diese Trauerausstellung zusammenzustellen.

„Heute erfahren die Trauernden professionelle Hilfe in Trauer Chats, auf virtuellen Friedhöfen, an Trauerstammtischen, in Trauercafés und bei Trauerspaziergängen, sofern dies gewünscht werde. Trauertattoos sind ein fester Bestandteil unserer Trauerkultur geworden“, informiert Georg Fröhler. Wenn nach seinen Aussagen auch der unendliche Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen allen Trauernden gemeinsam ist, so sei das Empfinden dieses Trauergefühls unendlich vielfältig. Georg Fröhler konnte zur Ausstellungseröffnung die gebürtige Ambergerin Daniela Hautmann begrüßen, die als Inhaberin des Tattoostudios „Kunstwerk“ in Weiden sich ebenso intensiv mit Trauertattoos auseinandergesetzt hat wie die Protagonistin Jenny Greathous aus Amberg. Daniela Hautmann ging dann auf die Geschichte der Tattoos ein und informierte, dass die ersten historischen Aufzeichnungen von Tattoos bis in das Jahr 3250 vor Christus zurückführen würden.

Jenny Greathous berichtete, dass sie sich ein großes Trauertattoo auf ihren Rücken stechen habe lassen, als ihr Vater vor zehn Jahren an Krebs gestorben sei. „Ein Tattoo alleine wird die Trauer nicht beenden, doch macht es die Trauer leichter, da man die verstorbene Person stets bei sich trägt und man sich dadurch besser fühlt“, so ihre Meinung dazu. Bevor man sich ein Trauertattoo stechen lasse, sollte man sich klar sein, dass man es dauerhaft auf der Haut trage. Auch der Zeitpunkt der Tätowierung sollte nach ihren Aussagen gut durchdacht sein. Dieser sollte auf keinen Fall in der ersten Trauerphase sein, nur um das Gefühl zu haben, die Person auf diese Weise am Leben zu erhalten. Mit ihren klaren Vorstellungen des Tattoos sei sie zu Daniela Hautmann ins Studio gegangen, um dieses mit ihr zu besprechen. Zunächst sei dann eine Art Abziehbild auf ihren Rücken geklebt worden, um zu sehen, wie sie sich mit dem Tattoo fühle. Dann erst sei das Tattoo in drei Sitzungen mit jeweils drei bis vier Stunden gestochen worden.

Oberbürgermeister Michael Cerny zeigte sich beeindruckt von der Idee der Trauertattoos als Möglichkeit mit dem Tod eines geliebten Menschen umzugehen und diesen zu verarbeiten. Er wertete Tattoos als eine Art, seine Trauer auszudrücken und damit auch dem Thema Tod und Vergänglichkeit seinen Tabucharakter zu nehmen. Die Ausstellung ist noch bis Mitte Oktober in der Stadtbibliothek Amberg zu sehen.

 
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