In der besten aller Welten, in der läuft natürlich auch denkbar optimale Musik. Nach seinem fulminanten Auftritt im Amberger Stadttheater ist klar: Der Wiener Norbert Schneider und seine siebenköpfige Begleitcombo, sie wären ganz bestimmt eine der ersten Adressen, wenn's drum geht, eine Hausband zu verpflichten, für ein solches sonisches Paradies.
Denn der vom Jazz und Blues herkommende Sänger, bewaffnet mit einer Gibson L5 aus jenem Jahr 1939, in dem nicht nur der zweite Weltkrieg vom Zaun gebrochen wurde, sondern Charlie Christian die Ära des elektrischen Verstärkers einläutete, er schlägt mit leichter Hand einen weiten Bogen über ein ganzes Jahrhundert und bringt vielstimmig die Saiten der Musikgeschichte zum Erklingen.
Und landet deshalb zielsicher beim Austro-Pop, weil er - wie er als hochgewachsener, fesch frisierter und stilecht gekleideter Charmeur einräumt - auch von der eigenen Großmutter verstanden werden wollte. Die nämlich stammt wie er aus dem Weinviertel, und ist vom Englischen so weit entfernt wie die Rapid vom Champions-League-Titel.
Mit Zeilen wie "Herrgott, schau obi auf mi" (so der Titel seines größten Hits) dagegen versteht ihn nicht nur die Großelterngeneration. Seine Musik, sie wird durch die Kombination mit Wiener Dialekt höchst sympathisch und zugänglich. So dass auch Vintage-Skeptiker und Analog-Bedenkenträger nicht anders können, als einzustimmen.
Trotzdem ist es ein bisschen schade, dass sich hier in Amberg nur eine überschaubare Zahl an Zuschauern versammelt hat. In seinem Heimatland füllt Norbert Schneider als dreifacher Amadeus-Gewinner schon mal die Wiener Staatsoper. Und ist dort das, was man einen Star nennt, ein im ganzen Land bekannter bunter Hund, der auch bei den Dancing Stars oder Promi-Galas auftritt.
Weshalb er hierzulande unbedingt jenen Zuspruch verdient hätte, den Landsleute wie Voodoo Jürgens, Der Nino aus Wien oder 5/8erl in Ehr'n längst genießen. Eine der Wurzeln für seinen Erfolg ist das Album "Neuaufnahme", das er der viel zu früh verstorbenen Austro-Pop-Legende Georg Danzer gewidmet hat.
Auch hier in Amberg spielt er einige Songs davon - und führt dabei ganz nebenbei sein Arbeitsprinzip vor: Nicht Reproduktion ist sein Ziel, sondern Neuinterpretation. Weshalb der Titel "Traurig aber wahr" auch plötzlich sein Potential als Soulhymne der Extraklasse offenbart, mit Hammondorgel, Bläsern und mehrstimmigem Gesang. So dass man sich glatt ins Paradies versetzt fühlt.
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